Einen seiner letzten Autritte hatte die Chorgemeinschaft Oberschopfheim im Januar. Wie lange es gehen wird, bis wieder einmal ein solches Konzert veranstaltet werden kann, bleibt ungewiss. Foto: Archivfoto: Bohnert-Seidel

Chöre können nicht proben. Viele Mitglieder gehören zur Risikogruppe. Moderne Alternativen.

Friesenheim/Ried - Reihum ist es derzeit für Chöre schwierig. Während bei den jüngeren Gemeinschaften moderne Alternativen angenommen werden, bangen unter anderem Kirchenchöre um ihre Existenz.

Während ein Musiker sein Instrument daheim spielen kann, fällt vielen Chormitgliedern der Gesang zuhause schwer. Nicht alle gehen neue Wege mit, in einigen Fällen sehen die Leiter schwarz.

Neue Wege der Motivation und Kommunikation: Nicht alle Sänger würden sich auf dem Zug der Modern e mitnehmen lassen. "Nicht jeder setzt sich hin und studiert über das Internet ein Lied ein", weiß Jürgen Reichenbach, Vorsitzender des Männergesangvereins Ichenheim. Stattdessen habe die Chorleiterin Liedblätter ausgegeben. Modern unterwegs ist hingegen der Friesenheimer Gospelchor. Da die Mitglieder alle recht gut digital verknüpft sind, gelinge hier eine eigene Whats-App-Gruppe, in der Mitglieder ihre Gedanken oder Lieder einstellen, erklärt Obfrau Erika Knese. Frank Spengler, Chorleiter von Ottenheim, und Tochter Saskia Spengler, Chorleiterin von Nonnenweier, halten ebenfalls über eine Whats-App-Gruppe guten Kontakt zu ihren Sängern. Chorleiter und Kirchenmusiker Martin Groß lädt über Youtube zu Orgelandachten.

Risikogruppe: Schwierig ist es vor allem für die Kirchenchöre. Hoch motiviert zeigen sich die Leiter, wissen aber auch um ihren hohen Anteil von altersbedingten Risikogruppen. In einem sind sich alle Vorsitzenden und Chorleiter einig: Auszuschließen sei nicht, dass die Corona-Zeit dafür sorge, dass der ein oder andere sich gänzlich aus dem aktiven Gesang verabschiedet. Traurig wäre diese Konsequenz, aber auch nachvollziehbar. Je älter der Sänger, desto beständiger verlange die Stimme nach entsprechendem Training. "Singen scheint zur echten Risikotätigkeit zu werden", sagt Frank Spengler. Dass der Gesang in den Kirchen zur Gefahr werden kann, erschrecke alle.  

Training: Stimmtraining ließe sich ganz einfach daheim umsetzen. "Ich singe beim Kochen, bei der Hausarbeit oder einfach nur Lieder im Radio mit", sagt Erika Knese, Vorsitzende des Friesenheimer Gospelchors und des Evangelischen Kirchenchors. Bei einem Chor gehe es aber nicht allein um die Musik, sondern vor allem auch um die Gemeinschaft. "Sänger lassen sich bisweilen auch tragen von der Stimmkraft und Textsicherheit des anderen", weiß Reichenbach. Bei allen wohlgemeinten Verordnungen gelte laut ihm für den Gesang: "Singen mit Mundschutz macht keinen Sinn. Hoffen wir, dass einige Chöre daran nicht zugrunde gehen."

Auftritte: Vorerst wird es keinen Chorgesang geben. Wenn überhaupt, rechnen Chöre frühestens an Weihnachten mit einem ersten gemeinsam Gesang. Angedacht ist bei einigen Chören, beispielsweise in Heiligenzell, ein erstes Zusammentreffen im Freien.  

Rücklagen: Während sich die Kirchenchöre über finanzielle Einbußen keine Gedanken machen müssen – sie sind getragen von der Erzdiözese oder Landeskirche – geht es bei den weltlichen Chören schon an die Rücklagen. "Uns fehlen etliche Einnahmen", sagt Lutz Heiermann, Vorsitzender des MGV Oberweier. Gutes Wirtschaften in der Vergangenheit ließen die Vereine noch etwas Durchatmen. Lange dürfe die Zwangspause aber nicht mehr gehen.

Probenbetrieb ab 1. Juni auch in größeren Gruppen

Der Probenbetrieb darf unter Hygiene- und Sicherheitsstandards ab 1. Juni auch in größere Gruppen aufgenommen werden. Die Vereine müssten sich dazu die Erlaubnis der Behörden vor Ort einholen, so der Badische Chorverband auf seiner Webseite.