Chorleiter Martin Groß sieht in der Entscheidung der Kirche zur Kündigung ein zwiespältiges Verhalten. Foto: cbs

Kirche: Kausa Delakowitz /Martin Groß wendet sich mit Brief an Erzbischof Burger

Friesenheim - Der Fall um die Kündigung der Erzieherin Renate Delakowitz aus dem Kindergarten St.-Elisabeth aufgrund eines Konfessionswechsels schlägt noch immer Wellen. Nun meldet sich Martin Groß, der Leiter des Friesenheimer Kirchenchors, zu Wort. In einem offenen Brief an den Erzbischof Stephan Burger bricht Groß sein Schweigen. Die jüngsten Entwicklungen ließen ihm keine Ruhe.

Kündigung im Konflikt mit dem Grundgesetz

Zuletzt war der Elternbeirat des Kindergartens bei der Erzdiözese vorstellig geworden, scheiterte jedoch an der Argumentation des kirchlichen Justiziars. Dieser verwies unter anderem auf kirchliches Eigenrecht, welches noch aus der Weimarer Verfassung stammt. Für Martin Groß ist das ein rotes Tuch. Er mahnt an, dass jenes kirchliche Eigenrecht, auf das sich der Justiziar berief, aus dem Reichskonkordat stamme, einem Kirchenvertrag, der 1933 mit den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Die Zeit, in der Menschen aufgrund ihrer Andersgläubigkeit ausgeschlossen und diskriminiert wurden, sei längst vorbei.

Außerdem kritisiert Groß in seinem Brief die Position, in die die katholische Kirche den Friesenheimer Pfarrer Steffen Jelic dränge. Dieser sei gezwungen, sich hinter das Urteil der Kirche zu stellen, welches Groß als groben Verstoß gegen die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit sieht. Als Pfarrer predige Jelic aber gleichzeitig Toleranz und Nächstenliebe. Eine Bredouille, die dem Seelsorger das Vertrauen seiner Gemeindemitglieder kosten könnte.

Die Kirche stehe schon lange in der Kritik, so Groß in seinem Brief. Missbrauchsvorwürfe, Intoleranz und Frauenfeindlichkeit werfe man der Kirche bereits seit ettlichen Jahren vor. Mit dem Pochen auf der ausgesprochenen Kündigung verpasse die katholische Kirche die Chance, ein Zeichen für Toleranz, und Modernität zu setzen. Groß zitiert in seinem Brief den französischen Philosphen Voltaire, der in seiner Schrift "Über die Toleranz" kirchliche Missstände anprangerte.

Hoffnung auf Einsicht der Verantwortlichen

Unter dem Spruch "Ecrasez l’infame" (Vernichtet das Infame), sei damals schon Kritik am kirchlichem Dogmatismus geäußert worden, die es bis heute zu parieren gelte.

Unterstützt wird Groß in seinem Anliegen von einigen Chormitgliedern. Mit seinem offenen Brief an den Bischof hofft Groß, die Verantwortlichen doch noch zur Einsicht zu bewegen. Ein zwiespältiges Verhalten, wie es die Kirche in der Kausa Delakowitz zeige, sei ein Schaden für das Ansehen der Kirche, so Groß in seiner Kritik.