Forstleiter Christian Junele (rechts) bespricht mit den Forstwirten die Fällung weiterer Fichten. Allein dort in der Talstraße waren es 20 Stück. Fotos: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Wald: Revierleiter Christian Junele sorgt sich um die Bäume / "100 Liter Wasser pro Quadratmeter fehlen"

Die anhaltende Hitze und das Ausbleiben der Niederschläge zwingen den Wald allmählich in die Knie. Mehrmals rückten diese Woche die Forstmitarbeiter aus, um befallenes Käferholz zu fällen – täglich werden es mehr.

Friesenheim. "Wenn das so weiter geht, ist es die schlimmste Borkenkäferkalamität seit 2003", sagt Revierleiter Christian Junele im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Zum Glück befindet sich das Friesenheimer Sägewerk Späth noch nicht in den Betriebsferien, sodass die mit Larven befallenen Fichtenstämme sofort verarbeitet und die Population eingedämmt werden kann. Fündig geworden ist Junele mit seinem Team bislang am Schnaigbühl, Dreiländereck sowie in der Talstraße.

Forstmitarbeiter Helmut Keller erinnert sich noch sehr gut an das Jahr 2003 als auf der selben Fläche bereits Fichten mit starkem Käferbefall rechtzeitig eleminiert wurden. Damals sind 500 Festmeter Holz der Trockenheit zum Opfer gefallen.

Einsatz von Insektiziden ist nicht möglich

Wenn die Hitze die kommenden Wochen so weitergeht, rechnet Junele mit einem noch höheren Schadensfall. Die anhaltende Hitze und die fehlende Versorgung mit Wasser macht die Bäume anfälliger gegen sämtliche Schädlinge. 20 stattliche Fichten wurden allein in der Talstraße gefällt.

Der Regen der vergangenen Wochen blieb für den Wald nicht messbar. Mit Regen würden die Bäume die extremen Temperaturen aushalten. Ein Glücksfall war der recht feuchte Winter, der jedoch die fehlende Wassermenge im Juni und Juli nicht auszugleichen vermag. "In der Summe fehlen 100 Liter pro Quadratmeter", so Junele. Normalerweise gibt es in den Sommermonaten 30 bis 50 Liter pro Monat. Aber die vergangenen Jahre ist es immer enger geworden.

Ein Einsatz von Insektiziden sei in Friesenheim nicht möglich, weil sich zwei Drittel des gesamten Waldbestandes im Wasserschutzgebiet befinden. Viele Eichen- und Buchenbestände weisen starke Schäden durch Sonnenbrand auf. Außerdem niste sich der Kupferstecher gern in den Baumkronen ein. Im Wald befinden sich mehrere Fallen mit Lockstoffen zur Überwachung der Schädlinge. Sind die Fallen zu stark gefüllt, wird im Umfeld nach befallenen Bäumen Ausschau gehalten und diese gefällt und so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht. Alle Arbeitskräfte sind derzeit für diese Arbeiten gebündelt. Eines stellt Junele klar: "Ursache für den Käferbefall ist keine Schlamperei, weil Kronen im Wald liegen gelassen werden." Alle Hölzer werden aus dem Wald geholt und zu Energieholz verarbeitet. Abnehmer ist die Bioenergie in Kehl.

Große Verliererin sei die Fichte. Trockenschäden seien beim Flachwurzler an der Tagesordnung. Gesunde Fichten, die mit ausreichend Wasser versorgt werden, umschließen Käfer mit einem Harzklumpen. Austretende Feromone werden im Keim erstickt und andere Käfer halten sich fern. Je geringer die Wasserversorgung desto mehr werden die Fichten zum gefundenen Fressen. Außerdem treffe auf den Buchdruckerkäfer die Formel 30 hoch drei zu. Will heißen: ein Paar schafft zwischen 27 000 bis 30 000 Larven von bis zu drei Generationen. Natürlich Feinde wie der Specht folgen leider erst, wenn Gefahr im Verzug ist und der Baum bereits infiziert und am Absterben ist.