311 Kinder werden in Friesenheim vor und nach dem Unterricht betreut. Foto: Bohnert-Seidel

Zahlreiche Schüler erst nach Schuljahresbeginn angemeldet

Die Schülerbetreuung kostet jährlich mehr als eine halbe Million Euro. Davon sind nur 56 Prozent über die Elternbeiträge gedeckt. In den Haushaltsberatungen wird eine Erhöhung der Elternbeiträge am Samstag Thema sein.

Friesenheim - Die Schülerbetreuung in Friesenheim platzt aus allen Nähten. Seit Oktober brauchen in der Gemeinde 311 Kinder vor und nach dem Unterricht ein Betreuungsangebot. Während an den Standorten in Schuttern, Oberschopfheim, Oberweier und Heiligenzell die Betreuung mit dem bestehenden Personalschlüssel sichergestellt werden kann, braucht es für 146 Kinder an der Grundschule in Friesenheim zusätzliches Personal mit 15 Wochenstunden. Die Personalkosten hierfür liegen bei 18 000 Euro pro Jahr.

Üblicherweise wird der Großteil der Kinder zum Schuljahresbeginn für die Betreuung angemeldet. Aufgrund der Unsicherheit, wie es nach den Sommerferien wieder mit dem Unterricht unter Corona-Bedingungen weitergehen wird, hätten deutlich mehr Eltern den Schuljahresbeginn abgewartet und ihre Kinder erst im Laufe des Septembers für die Betreuung ab Oktober angemeldet. Infolge der Vielzahl an zusätzlichen Anmeldungen ist es an der Grundschule in Friesenheim nötig, eine zusätzliche Gruppe von 12.30 bis 13.30 Uhr sowie eine zusätzliche Gruppe nachmittags in der Hausaufgabenbetreuung von 13.30 bis 15.30 Uhr zu öffnen.

Bürgermeister Erik Weide beendet Grundsatzdiskussion

Dem Gemeinderat dürften bei dieser Entwicklung mehr oder weniger die Ohren geklingelt haben. Charlotte Schubnell (CDU) erinnerte an die Gemeinderatssitzung vom 24. Juli 2017, als über die Einführung einer gebundenen Ganztagsgrundschule im Rat abgestimmt worden ist. Die Weiterentwicklung der Grundschule hätte für die Friesenheimer Grundschule eine gebundene Ganztagsgrundschule vorgesehen. Alle weiteren Grundschulen in den Ortsteilen wären Halbtagsgrundschulen geblieben. Die Schulkonferenz hatte sich eindeutig gegen die Einführung der gebundenen Ganztagsgrundschule ausgesprochen. "Gezwungenermaßen mussten wir ablehnen", so Schubnell. "Dass wir am heutigen Punkt angekommen sind, war vorauszusehen und darf uns nicht überraschen", so Schubnell weiter. Jährlich koste die Schülerbetreuung 507 000 Euro bei Einnahmen in Höhe von 284 000 Euro, rechnet Hans-Jürgen Kopf (FW) vor. Im Rahmen der Haushaltsberatung müsse über eine Anpassung der Elternbeiträge nachgedacht werden. Bei einer Ganztagsgrundschule würden die Betreuungskosten wegfallen. Kopf befürchtet, das Land könne aus der Finanzierung von Betreuungsprojekten aussteigen. Eine Ganztagsschule auf die Beine zu stellen, erfordere einen Vorlauf von mehreren Jahren. Ratskollege Christian Erb (FW) erklärte: "Ich bin ein strikter Gegner der gebundenen Ganztagsgrundschule und halte eine solche Diskussion für unangebracht." Gute Betreuung dürfe ruhig etwas kosten. Wenn Ganztagsgrundschule, dann so wie an der Realschule. Dort gibt es das offene Modell der Ganztagsschule. Bürgermeister Erik Weide wollte keine Grundsatzdiskussion führen. Der Rat habe sich für den einen Weg entschieden. Trotzdem müsse irgendwann wieder die Diskussion aufgenommen werden. Am Samstag, 23. Oktober, beginnen um 9 Uhr die Beratungen zum Haushalt 2022 im Bürgersaal.

Info: 311 Kinder wollen betreut werden

311 Kinder besuchen die Schülerbetreuung, davon entfallen auf die Grundschule Friesenheim 146 Kinder, auf die Außenstelle Schuttern 28 Kinder, auf die Grundschule Oberschopfheim 59 Kinder, auf die Grundschule Oberweier 35 Kinder und auf die Außenstelle Heiligenzell 43 Kinder.