Davinder Singh kommt aus Indien und ist einer der besten Bäckerlehrlinge, die Bäckermeister Klaus Baumert je hatte. Foto: Bohnert-Seidel

Indischer Flüchtling backt wie ein Weltmeister. Trotzdem schlechte Aussichten im Asylverfahren

Schuttern - Davinder Singh aus Indien ist Auszubildender im Bäckereihandwerk und bester männlicher Lehrling seines Jahrgangs. Nach der Ausbildung muss der Flüchtling jedoch höchstwahrscheinlich zurück in seine Heimat.

"Er ist mein Bester", sagt Bäckermeister Klaus Baumert und schaut auf Davinder Singh, der gerade dabei ist, die Quarkkränze mit einem Pinsel zu bestreichen. Seit September bildet Baumert wieder einen jungen Mann zum Bäcker aus. Singh ist mit 27 Jahren nicht nur sein bislang ältester Lehrling, er ist auch sein bester. Im Winterzeugnis erhielt er von 40 möglichen Punkten 36. Besser als er ist nur noch eine deutsche Jugendliche.

Singh ist verheiratet und zählt zur Religionsgemeinschaft der Sikh. Er ist Vater von einer sechsjährigen Tochter sowie einem neun Monate alten Säugling. Im November 2016 ist er nach Deutschland gekommen. In Indien, in Punjab, sei ein Zusammenleben von Hindu und Sikhs kaum möglich. "Manchmal hatte ich für zwei Monate eine Arbeit, dann musste ich gehen. Einfach so", erzählt Singh in sehr gutem Deutsch.

Die Familie erlebte eine Form von Unterdrückung, die unerträglich wurde. In Friesenheim erfahre die Familie hingegen viel Unterstützung. "Alle Menschen sind sehr freundlich", erklärt der Bäckerlehrling. Endlich erlerne er einen Beruf, von dem er später einmal seine Familie ernähren könne. Seine guten Deutschkenntnisse führt er auf Kurse bei der VHS, auf Extrastunden für Azubis an der Gewerbeschule, vor allem aber auf Gespräche und Kontakte im Betrieb zurück. Schwer verständlich wird es für ihn lediglich, wenn sein Chef zu fluchen beginnt, dann versteht Singh den Dialekt nur noch in Bruchstücken.

"Jetzt hab ich schon einmal eine tolle Kraft, die fleißig ist, bleiben will und eine Zukunft für mich und meinen Betrieb bedeutet und dennoch ist die Zeit begrenzt", erklärt Baumert. Über die Ausbildung erfahre das laufende Asylverfahren der Familie lediglich eine aufschiebende Wirkung. Nach Beendigung der drei Lehrjahre dürfe Singh zwei weitere Jahre im Betrieb arbeiten. "Dann muss er sehr wahrscheinlich gehen", so Baumert. Das dürfe nicht sein. "Ein Ausbildungsbetrieb sollte sich für weitere Jahre verbürgen dürfen", erklärt Baumert. Er wünsche sich für die Betriebe, angesichts des massiven Facharbeitermangels mehr Rechtssicherheit. Verlässlichkeit dürfe nicht nach fünf Jahren enden. Außerdem spreche die Anzahl von Bäckerlehrlingen in der Klasse von Singh für sich. Von 19 Auszubildenden stammen zehn Männer aus Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Somalia, Togo, Indien, Kasachstan und Serbien.

Für seinen Lehrling würde er die Hand ins Feuer legen. Aktuell stellt er der Familie eine Wohnung zur Verfügung damit sie aus der Gemeinschaftsunterkunft am Bahnhof ausziehen kann. Dort sei die Miete von knapp 750 Euro für zwei Zimmer zu hoch und nicht zu bezahlen. Ein Thema über das sich Baumert ärgert. Sein Lehrling ist dankbar und hofft auf einen guten Abschluss und ein gutes sicheres Leben in Deutschland. "Und irgendwann verstehe ich den Dialekt auch", sagt Singh.

Info: Die Lehre

Die dreijährige Ausbildung zum Bäcker ist eine duale Ausbildung. Berufsschule und das Lernen im Betrieb wechseln sich ab. Handwerkliches Geschick, ein Gespür für Ästhetik sowie gute Chemie- und Mathekenntnisse sind Voraussetzung. Auch technisches Verständnis sollte nicht fehlen, da heute fast jede Bäckerei zur Herstellung von Backwaren mit modernen Maschinen und Geräten arbeitet.