Mutterglück: Kirgisische Frauen mit ihrem Nachwuchs. Die Hebammenausbildung mit deutscher Unterstützung soll langfristig zur Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit in dem zentralasiatischen Land beitragen. Fotos: privat Foto: Lahrer Zeitung

Meike Kolfenbach engagiert sich für ein Jahr in Kirgisistan

Von Christine Bohnert-Seidel

Friesenheim. Meike Kolfenbach, Leiterin der Hebammenschule in Lahr, befindet sich seit Juli in Kirgisistan. Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wird die Friesenheimerin dort beim Aufbau des nationalen Hebammenwesens mithelfen.

Von der freien Position in diesem Projekt hatte Kolfenbach in der Hebammenzeitung gelesen. An ihrer Schule in Lahr wurde sie für ein Jahr beurlaubt. Bevor sie nach Asien aufbrach, nahm sie an einem neunwöchigen Vorbereitungskurs in Bad Honnef teil.

"Diese Region hat mich schon immer gereizt", sagte Meike Kolfenbach über Kirgisistan im Gespräch mit der "Lahrer Zeitung". Für kurze Zeit hat sie sich vor einigen Tagen in Friesenheim aufgehalten – im Rahmen einer Studienreise mit Hebammen aus Zentralasien. Zur Fortbildung informieren sich die kirgisischen Frauen, wie das Hebammenwesen in den westlichen Ländern aufgebaut ist. Mit einer knapp 15-köpfigen Delegation war Meike Kolfenbach dafür jüngst nach Lahr und Umgebung gereist. Vermittelt wurden Anregungen zur Qualitätssteigerung im Berufsverbandswesen und der Ausbildung.

Eigens für ihren aktuellen Auftrag lernt die Diplom-Pflegepädagogin Russisch. "Eine sehr schwierige Sprache", gibt sie zu. Die Arbeitssprache im Projekt sei zwar Englisch, aber das Gespräch mit den Einheimischen bliebe sonst auf der Strecke. Warum sie einfach so in die Steppe und ins Hochgebirge reist und das beschauliche Friesenheim hinter sich lässt? "Nach 14 Jahren an der Hebammenschule spürte ich eine gewisse Herausforderung, noch etwas anderes zu machen", erzählt Kolfenbach.

Die Familie sei es gewohnt, sich auf neue Kulturen einzulassen und ein Stück ihres Wegs mit Menschen auf anderen Kontinenten mitzugehen. Tochter Ismene kehrte im Sommer dieses Jahres von ihrem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Ecuador zurück.

Kirgisistan ist, was die medizinische Versorgung anbelangt, kein Entwicklungsland. Mehr als 95 Prozent der Geburten finden in den Kliniken statt. Die komplette medizinische Infrastruktur erinnere an die alte Sowjetunion, erzählt Kolfenbach. Hebammen arbeiten überwiegend in Kreißsälen. Beratung zur Familienplanung gebe es ebenfalls in speziellen Kliniken. Häusliche Nachsorge oder aufsuchende Pflege, wie sie in Deutschland üblich ist, gibt es in Kirgisistan nicht.

Hintergrund für den Einsatz von Meike Kolfenbach ist die Milleniumserklärung der UN-Vollversammlung aus dem Jahr 2000. Ein formuliertes Ziel ist die weltweite Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeitsrate bis 2015. "Bis dahin gibt es noch viel zu tun", sagt Kolfenbach. Ihre Aufgabe besteht darin, Mängel in der Hebammenausbildung festzustellen. Praktische Ausbildungsinhalte gebe es dort gar nicht. Aufgrund der zunehmenden Islamisierung entwickle sich außerdem ein konservatives Frauenbild.

Aufenthalt dauert bis September 2015

Meike Kolfenbach gibt Anregungen zur Qualitätssteigerung der Ausbildung. Alle Maßnahmen sollen sich langfristig auf die Ausbildungsqualität auswirken und direkt zur Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit führen. Eine echte Herausforderung dürfte für die Friesenheimerin der lange kalte Winter in Kirgisistan werden: Meike Kolfenbach bleibt bis September 2015 im Land. Dann wird sie wieder nach Friesenheim und an die Hebammenschule in Lahr zurückkehren.