Gemeinsam erarbeiten Pfarrer Steffen Jelic (von links), Pfarrer Rainer Janus und Kirchenmusiker Martin Groß den Gottesdienst zum Reformationstag in der evangelischen Kirche Friesenheim, der ganz im Zeichen der Ökumene steht. Foto: Bohnert-Seidel

Evangelische und katholische Kirche begehen am 31. Oktober gemeinsam Gottesdienst

Mit einem ökumenischen Gottesdienst feiern die evangelische und katholische Kirchengemeinde gemeinsam den Reformationstag. "Vor 500 Jahren entfachte die Reformation eine Auswirkung, die keiner wollte", sind sich die Organisatoren einig,

Beim Pressegespräch im katholischen Pfarrhaus besprachen Rainer Janus, Pfarrer der evangeliscben Kirchengemeinde, Steffen Jelic, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde gemeinsam mit Kirchenmusiker Martin Groß den Kantatengottesdienst zum Reformationstag.

"Ökumenische Gottesdienste werden in Friesenheim seit vielen Jahren gefeiert", erklärte Pfarrer Steffen Jelic. Reformationstage, bei denen der katholische Pfarrer die Predigt hält, genießen eher Seltenheitswert. 400 Jahre hätten die Konfessionen getrennt gelebt. Vor 100 Jahren begann ein behutsames Aufeinande-Zugehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es deutlich intensiver und das Verbindende im Christentum erkannt. So steht der Reformationstag in Friesenheim im Zeichen der Versöhnung, der die Ökumene einmal mehr bekräftige.

Zum Kantatengottesdienst werden 70 Mitwirkende erwartet. Sowohl der evangelische als auch der katholische Kirchenchor sowie der Kirchenchor der Martinskirche werden gemeinsam singen. "Eigentlich könnte die evangelische Kirche ihren Reformationstag in Glanz und Gloria alleine feiern", erklärte Jelic. "Aber wir wollen der Welt zeigen, dass wir ein Christentum leben und uns in der Taufe verbunden wissen", betonte Janus.

Zur Versöhnung beider Konfessionen werden Kerzen angezündet

In der Vorbereitung zum Gottesdienst habe für ihn von Anfang an festgestanden, dass es so kommen müsse. Als Glücksfall erkennt er Pfarrer Jelic, der sich sofort mit ihm an der Gemeinschaftsarbeit beteiligte. Beide Konfessionen hätten Schuld auf sich geladen. Beiden gelinge es um Versöhnung zu bitten.

Zum Akt der Versöhnung sollen acht Kerzen am Altar entzündet werden. Acht Kerzen stehen symbolisch für die sechs Pfarreien der katholischen Kirchengemeinde sowie die beiden evangelischen Kirchengemeinden Diersburg und Friesenheim. Die gesamte Bevölkerung aus allen Ortsteilen ist herzlich eingeladen. 144 Personen, genauer gesagt 94 Katholiken und 50 Protestanten, haben eine besondere Einladung erhalten, weil sie den Namen des großen Reformators tragen: Martin und Martina erinnere aber auch an den heiligen Martin, so Janus. Das jüngste Mitglied der Gemeinde wäre 11 Jahre und das älteste 88 Jahre. Sie erwartet ein kleines Präsent.

Sicher lasse sich das Schmerzliche, das die Reformation zutage gebracht habe, nicht einfach so über Bord werfen. Behutsame Annäherungen seien gefragt und werden von den Menschen gern gelebt, so Jelic.

Auch die katholische Kirche wandelte sich durch die Reformation

Schließlich habe auch die katholische Kirche eine Art Reformation erfahren. "Gegenüber der katholischen Weltkirche ist der deutsche Protestantismus vergleichbar einem Floh", bemerkte Janus. Gemeinsam feiern wir jetzt ein Christusfest, ergänzte Jelic.

Unterstrichen wird das Band der Versöhnung und des Festes im gemeinsamen Glauben an einen Gott und Christus, mit Kantaten von Johann Sebastian Bach, der in seiner Musik Liebe und Versöhnung zum Ausdruck bringe, betonte Kirchenmusiker Martin Groß.

INFO

Die Messe

Der ökumenischer Kantatengottesdienst in der evangelischen Kirche Friesenheim findet am Dienstag, 31. Oktober, ab 9.30 Uhr statt. Sowohl der evangelische als auch der katholische Kirchenchor sowie der Kirchenchor der Martinskirche werden gemeinsam singen.