Einige Bauwerke, die für den Brautzug 1770 errichtet wurde, stehen noch heute, so wie die über der Schutter in der Kruttenau am Baggersee. Foto: Bohnert-Seidel

Vortrag: Die österreichische Prinzessin kam bei ihrem Brautzug auch durch die Ortenau

Friesenheim - Es war 1770 das Jahrtausendereignis für die Bevölkerung in den Dörfern und Städten gewesen: Der Brautzug der 14-jährigen Maria Antonia von Österreich-Lothringen von Wien über Augsburg, München, die Alb, Richtung Freiburg. Am 19. Mai hält Reinhold Hämmerle einen Online-Vortrag über die frühere Königin von Frankreich.

Heirat der Prinzessin war politisches Instrument

Die österreichische Prinzessin durchquerte damals Kenzingen, Herbolzheim, Kippenheim, Lahr, Friesenheim und Schuttern. Ihre letzte Nacht auf deutschem Boden verbrachte die künftige Königin von Frankreich am 6. Mai 1770 im Kloster in Schuttern. Über die 24-tägige Reise, vom 16. Tag an auf deutschem Boden, steht sehr viel geschrieben. Der 69-jährige Vermessungstechniker ist seit vielen Jahren fasziniert von der heimischen Geschichte des Brautzugs.

Heute noch stehen Brücken, die für das bessere Vorankommen der Entourage errichtet worden sind. Einen großen Höhepunkt erlebte der Brautzug in Freiburg, wo das Münster mit 1000 Kalklichtern illuminiert worden ist, erzählt Hämmerle im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. "Die Menschen waren glücklich an diesem Ereignis teilzuhaben. Endlich einmal kein Krieg und trotzdem ein politisch, gesellschaftliches Ereignis", erklärt Hämmerle.

Angesprochen auf das jugendliche Alter von 14 Jahren von Maria Antonia meint Hämmerle: "Im Grunde war sie ein Instrument der Politik. Unter heutigen Gesichtspunkten ein armer, armer Mensch, dazu auserkoren, die bis dahin schlechte Beziehung zwischen Österreich und Frankreich zum Besten zu wenden." Das Motto der Habsburger über viele Generationen lautet: "Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate", so Hämmerle. Mit allem, was Maria Antonia bis dato lieb war, musste sie brechen. Wahrscheinlich habe sie auf der Fahrt erstmals Menschen außerhalb von Palastmauern erlebt.

Maria Antonia wird in den Geschichtsbüchern als lebhaftes, junges Mädchen beschrieben. Gern habe sie Theater gespielt, gesungen und getanzt. Der künftigen Königin von Frankreich wollten die Menschen noch einmal begegnen. Für die Ehre die künftige Königin von Frankreich zu beherbergen, hat sich beispielsweise das Kloster Schuttern komplett verschuldet. Klöster und Kirchen haben über ihre Verhältnisse investiert, um Maria Antonia zu huldigen.

Vortrag war bereits für 2020 geplant

Eigentlich wollte Reinhold Hämmerle seinen Vortrag bereits im vergangenen Jahr halten und damit den 250. Jahrestag gedenken, als Maria Antonia am 6. Mai 1770 von Freiburg kommend über Kenzingen und Herbolzheim zur letzten Nacht auf deutschem Boden in Schuttern aufgebrochen ist.

Am 7. Mai machte sich die Entourage auf den Weg nach Kehl, wo sie nackt ausgezogen wurde und vollkommen mit neuer Kleidung zur Französin Marie Antoinette transformiert worden sei. Im Grunde war sie längst vorverheiratet. Am 19. April 1770 war in Wien eine Ferntrauung, damit Maria Antonia als Thronfolgerin in Frankreich einziehen kann.

Reinhold Hämmerle wird in seinem Vortrag zur "Brautreise von Maria Antonia vor 251 Jahren" viele Stationen ihres ereignisreichen Lebens durchleuchten.