Die Ausstellung ist bis zum 7. Januar in Friesenheim. Foto: cbs

Fotografin zeigt in Friesenheimer Volksbank Porträts geflüchteter Menschen / Aufnahmen bis 7. Januar zu sehen

"Schau mich an" lautet der Titel einer Fotoausstellung mit Porträts von Geflüchteten. Gezeigt werden die Schwarzweiß-Aufnahmen erstmals in der Volksbank in Friesenheim. Die Ausstellung ist täglich zu den Geschäftszeiten bis zum 7. Januar zu sehen.

Friesenheim. "Wir sehen heute in Gesichter", erklärte Eberhard Braun vom Netzwerk Solidarität, das über Josef Hugelmann und Hans Bensing die Ausstellung von Fotografin Ingrid Vielsack nach Friesenheim geholt hat. Wer dem anderen ins Gesicht schaue, baue erste Hemmschwellen ab. "Anschauen ist die erste Stufe der Integration", so Braun.

Dass die Ausstellung in den Räumen einer Bank zu sehen ist, sei beachtlich, erklärte Pfarrerin Claudia Roloff von der evangelischen Erwachsenenbildung Ortenau. In der Regel kämen die Geflüchteten mit leeren Händen und leeren Taschen. Wenn das Leben einigermaßen geregelt sei, könnten sie vielleicht ein Konto eröffnen.

Im Namen der Gemeinde berichtete Charlotte Schubnell, erste Bürgermeisterstellvertreterin, über die aktuellen Zahlen. Anfang 2015 waren 150 Flüchtlinge im Gebäude N40 untergebracht. Hier handelte es sich überwiegend um Personen aus den Balkanländern, die inzwischen wieder zurückgekehrt seien. In der Gemeinschaftsunterkunft des Landratsamts am Bahnhof seien gegenwärtig 60 Personen untergebracht. 121 Geflüchtete wohnen in der Anschlussunterbringung der Gemeinde Friesenheim. Als klaren Lichtstreif am Horizont bezeichnete Schubnell die Unterbringung von 12 Personen auf dem freien Wohnungsmarkt.

Die Menschen fliehen vor Krieg, Hunger oder Armut. "Die Toleranz und Integrationskraft unserer Kultur wird zweifelsfrei neu ausgelotet werden müssen", so Schubnell. Ob dies dauerhaft konfliktfrei gelingen wird, wisse man heute noch nicht. "Aber wir wissen, dass dies in Deutschland schon einmal geglückt ist", so Schubnell. Sie erinnerte an die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg, an die Menschen in den 80er Jahren, die vielen die aus Russland nach Deutschland gekommen sind.

Vi elsack stellte mit Ehemann Klaus einige der bewegenden Schicksale vor. Musikalisch unterhielten auf traditionellen Instrumenten Yaya Singhathe und Spraga Bai aus Gambia.

INFO

Flüchtlingszahlen in Friesenheim

In der Gemeinschaftsunterkunft leben derzeit 60 Personen, im Pfarrhaus Heiligenzell sind es 15 Personen und in der Riedmühle Oberweier 16 Personen. Im Pfarrhaus Oberschopfheim und Lohstraße wohnen 33 Personen, in Friesenheim 57 Personen. In Privatwohnungen leben 12 Personen. Insgesamt sind es 193 Personen. Ab 22. November gibt das Landratsamt die weitere Zuteilungsquote für Friesenheim bekannt. Die Menschen kommen aus Syrien (35), Afghanistan (22), Gambia (10) sowie aus Ländern wie Pakistan, Iran, Irak oder Eritrea.