Wann es wieder soweit ist, dass die Musiker gemeinsam ein Konzert geben können, ist ungewisse. Sie alle sind aber voller Zuversicht. Archivfoto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Corona: Musikvereine halten derzeit über Videokonferenzen Kontakt / Keine Sorgen um Mitgliederschwund

Vom Neujahrs- bis Weihnachtskonzert: Im vergangenen Jahr ist für die Musikvereine so gut wie jede Veranstaltung ausgefallen. Die Mitglieder der Musikvereine in der Region sind dennoch zuversichtlich und voller Hoffnung.

Friesenheim/Ried. Grundsätzlich steht eines bei allen Musikvereinen an erster Stelle: Die Vorfreude und Lust auf die nächste erste gemeinsame Probe. Von Untergangsstimmung oder kleinen depressiven Auswirkungen sind sie meilenweit wieder entfernt. Wenn jemand nach einem Jahr Zwangspause tatsächlich wegfallen sollte, dann "war das ohnehin ein Wackelkandidat", sagt Gudrun Killius vom Vorstand des Musikvereins Friesenheim.

Mit dieser Sicht auf die allgemeine Lage steht sie nicht alleine da. Finanziell sieht es für die Vereine zwar nicht rosig aus, aber getreu dem Motto: "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not", sind die Kassen nicht mehr üppig gefüllt, aber auch nicht leer gefegt. Dirigenten, die von ihrem Job leben, bekommen in der Regel ihr Gehalt weiterbezahlt, andere verzichten auf eine Vergütung. "Einnahmen fallen weg, aber es ist keine Katastrophe. Es ist zu überleben", sagt Rainer Hagemann, Vorsitzender des Musikvereins Ichenheim.

Wichtigstes Element der Musikvereine ist das gemeinsame Musizieren und die daraus resultierenden Kontakte und Freundschaften. Auf die Ausbildung ihrer musikalischen Jugend hat so gut wie kein Verein verzichtet. Längst nutzen die Vereine die sozialen Medien und stehen in regem Kontakt zu ihren Mitgliedern. "Wozu gibt es Whatsapp und Videokonferenzen?", meinte Christian Adam, Vorsitzender beim Musikverein und Trachtenkapelle Altenheim. Eine erste Lockerung im vergangenen Jahr, habe den Beweis erbracht. "Dass wir bei der ersten gemeinsamen Probe tatsächlich wieder 50 Mitglieder zählten, stimmt uns allesamt positiv", so Adam.

"Wir sind heiß", sagt Roland Gutbrod, Dirigent beim Musikverein Schuttern. Sämtliche Stücke, die für ein neues erstes Konzert gemeinsam geprobt werden, liegen bereit. "Sofort könnten wir wieder loslegen", so Gutbrod. Befürchtungen, dass überhaupt jemand abspringen könnte, hegt auch Jana Kadenbach vom Vorstand des Musikvereins Heiligenzell nicht.

Die Gemeinschaft fehlt den Vereinen enorn

Regelmäßig sind so gut wie alle 23 Aktiven vom Musikverein Heiligenzell und Allmannsweier bei Online-Chats zugeschaltet. "Ich denke, das wird alles wieder gut anlaufen", zeigt sie sich zuversichtlich.

"Die Jugend bleibt im Online-Unterricht", vermeldet auch Joseph Gissler vom Musikverein Oberschopfheim. Es fehlten die Kontakte um überhaupt die allgemeine Stimmung abzurufen. Vom "Kopf-in-den-Sand-stecken" halten alle Vereine nichts. "Vieles ist verschoben und wir halten unsere Mitglieder auf dem Laufenden", erklärt Jens Blümle für den Akkordeonclub Ottenheim. "Aber ob, wir ein weiteres Jahr so überstehen würde, bleibt abzuwarten", betont Blümle.

Hoffnung verbreitet die Jugendarbeit, die in allen Vereinen gut über Online-Lehrgänge funktioniere. "Der erste Lockdown ließ uns alle erst einmal zur Ruhe kommen", bilanziert Johannes Krämer, Vorsitzender im Musikverein Ottenheim. Dass vor allem das Vereinsleben über die Jugend funktioniere, deren Ausbildung stetig weiter geht, sei ein markanter Hoffnungsträger. "Es fehlt einfach die Gemeinschaft. Das Zusammensitzen nach der Probe. Die Gespräche über Gott und die Welt. Die Pflege von Freundschaften", fasst Rainer Moser vom Musikverein Oberweier für sich die aktuelle Situation zusammen. Bei aller Hoffnung und Zuversicht sind sich die Verantwortlichen in den Musikvereinen einig: "Der Lockdown darf kein Dauerzustand bleiben. Wir müssen wieder zusammenkommen und gemeinsam als Orchester Musik machen." Das sei Ziel und erklärte Ausrichtung der Vereine.

Viele Vereine hoffen auf den Sommer. Sobald es wärmer wird, könnten sich die Musiker auch auf Plätzen zum Proben treffen. Im vergangenen Jahr 2020 waren die Musiker teilweise in Kleingruppen unterwegs und spielten auch dort bereits auf Plätzen. Seit März 2020 ist der komplette Probebetrieb eingestellt. Unzählige Feste und die damit verbundenen Einnahmen sind weggefallen.