Die Feuerwache-West auf dem Flugplatz-Gelände Foto: Baublies

Zum Thema Altlasten bei der Feuerwache-West ergeben sich neue Fragen, die OB Markus Ibert unter Druck setzen. Die heikelste: Waren der Stadt die Probleme schon viel länger bekannt, als sie vorgibt? Aussagen des Landratsamts legen das nahe.

Lahr – Stadtrat Lukas Oßwald hat am Freitagnachmittag nachgelegt: In einer "öffentlichen Anfrage" attackiert er den Lahrer Rathauschef scharf – wirft ihm den Versuch der Vertuschung vor, und der Bevölkerung nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Als Beleg zieht der Vorsitzende der Fraktion Linke Liste/Tierschutzpartei eine Anfrage heran, die er an das Landratsamt gestellt hat.

Nach den Antworten des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz hatte die Stadt Lahr bereits am 1. Oktober vergangenen Jahres eine Untersuchung der Fläche nördlich der im Bau befindlichen Feuerwache auf dem Flugplatz in Auftrag gegeben. Der Bericht sei der Offenburger Behörde gut zwei Wochen später durch die Stadt zur Kenntnis gegeben worden. Ergebnis: Die vier genommenen Proben enthielten polycyclischen aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK, siehe Info), wie sie unter anderem in Teer enthalten sind, was auf Reste von Straßenbelag schließen lasse.

OB Ibert hatte bei der Sitzung des Gemeinderats am 20. Juni – also mehr als acht Monate nach der Beprobung – erklärt, "erst im Laufe der vergangenen Wochen von entsorgungspflichtigem Material erfahren" zu haben. Laut Oßwald ein Widerspruch, seine Frage an Ibert: "Haben Sie der Bevölkerung in diesem Zusammenhang die Wahrheit gesagt?" Und weiter: "Erwarten Sie, dass das Vertrauen bewirkt?"

Verwaltung wollte Material einebnen

Wie mehrfach berichtet, soll das Gelände im Norden des neuen Feuerwehrstandorts künftig als Übungsplatz und potenzielle Erweiterungsfläche dienen. Über das Auftauchen von rund 2000 Kubikmetern kontaminierten Bauschutts wurde im Gemeinderat heftig debattiert. Nur unter starkem Protest Richtung Stadtverwaltung stimmte das Gremium der Entsorgung für rund 300 000 Euro in besagter Sitzung zu.

Die Kritik könnte jetzt noch lauter werden. Denn offenbar wollte die Rathausspitze das Material am liebsten da lassen, wo es ist. Keine Woche vor der Entscheidung über den Abtransport, am 14. Juni, gab es ein Treffen bei der Feuerwache, über das die Bodenschutz-Behörde schreibt: "Der von der Stadtverwaltung beim Ortstermin angedachte Vorschlag, die Auffüllungen ohne weitere Untersuchungen beziehungsweise Sicherungsmaßnahmen einzuebnen, stellt keine ordnungsgemäße und schadlose Entsorgung des Materials dar und wurde daher (...) abgelehnt."

Für Oßwald ein Unding, vor allem weil Ibert als früherer Chef des Industrie- und Gewerbezentrums Raum Lahr (IGZ) schon viel früher hätte wissen müssen, was auf dem Flugplatz und speziell auf dem Baugelände schlummert. Dem hatte der Rathauschef zuletzt widersprochen, was Oßwald erzürnt: "Ein Blick auf diese Haufwerke in Natura hätte genügt, um die Teerreste zu erblicken." Statt Fehler einzugestehen und wiedergutzumachen, "wurde und wird immer weiter gemauschelt".

Der Linken-Stadtrat appelliert an Ibert: "Ändern Sie hier Ihr Verhalten umgehend und ziehen Sie endlich die richtigen Konsequenzen aus dieser von Ihnen selbst verschuldeten Misere rund um die neue Feuerwache-West."

Markus Ibert war am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Info – PAK-Abfall

Um herauszufinden, ob es sich bei dem mit PAK durchsetzten Material bei der Feuerwache um im rechtlichen Sinne "gefährlichen Abfall" handelt, wären laut Landratsamt weitere Untersuchungen nötig. Dazu gäbe es aber keine Veranlassung, da der Schutt nun abgefahren und entsorgt wird. Nach Angaben des Umweltbundesamts können PAK "krebserregende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften" besitzen.