Sie sind die ersten "Kunden" an der Fischerbacher Strom-Tankstelle gewesen: Michael Damian beim E-Werk Mittelbaden Berater für E-Mobilität (von links), Vorstand Ulrich Kleine und Bürgermeister Thomas Schneider.Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Infrastruktur: Ladesäulen am Fischerbacher Rathaus sind in Betrieb genommen / Fördermittel erhalten

Wäre Bertha Benz bei ihrer Fahrt im August 1888 durch Fischerbach gekommen, hätte sie bestenfalls in einem der Fischerbacher Gasthäuser Benzin nachtanken können. 132 Jahre später hat Fischerbach seine erste "Stromtankstelle".

Fischerbach. Mit zwei E-Auto-Ladesäulen ist die "Sonnenterrasse des Kinzigtals" jetzt auch auf den Landkarten für E-Autofahrer vertreten. Am Freitag weihte Bürgermeister Thomas Schneider mit einer Entourage vom E-Werk Mittelbaden um Vorstand Ulrich Kleine die Station ein.

Zur Errichtung erhielt Fischerbach Fördermittel aus dem Bundesförderprogramm "Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge" sowie aus dem Ökologie- und Innovationsfonds des E-Werk Mittelbaden. Zur Premiere "tankten" gleich zwei Fahrzeuge parallel und Energieberater Michael Damian erläuterte die Anlage. Diese hängt am Stromnetz des Feuerwehrhauses und kann so "eichrechtlich konform" betrieben werden, das heißt Lademenge und Preis werden für den Kunden transparent ausgewiesen.

Die Station ist auf das parallele Laden mit je bis zu 22 Kilowatt ausgelegt. Sollte an einem der Plätze ein Auto mit höherer Ladeleistung angeschlossen sein, teilen sich die Punkte die 44 Kilowatt. In einer Stunde kann ein E-Auto etwa eine Reichweite von 100 Kilometern tanken. Besucher des Rathauses könnten ihre Besuchszeit zum Laden und Touristen die Ladezeit für eine Wanderrunde oder den Besuch der Gastronomie nutzen, so Schneider. In den gängigen Navigations-Apps für E-Auto-Mobilisten sind die Ladepunkte schon "online", die Apps zeigen auch an, ob die Anschlüsse belegt sind.

Schneider nutzt ein E-Fahrzeug für Dienstfahrten nach Freiburg ("komme ohne Laden hin und wieder zurück") sowie Stuttgart oder für den Urlaub in Südtirol. Sowohl die Landeshauptstadt als auch die Wege über die Alpen seien bereits gut mit Lade-Infrastruktur versorgt, so der Bürgermeister, "am Arlberg finden Sie zehn Ladesäulen, vor denen allerdings noch kaum E-Fahrzeuge stehen".

Auch durch Förderprogramme hofft Kleine auf eine Zunahme der Ladevorgänge auf dem Land. Momentan sei es so, dass die Ladesäulen wie am Arlberg hinter wenigen E-Autos Schlange stehen. Sollte es an Ladepunkten zu Engpässen kommen, würden die Kapazitäten in kurzer Frist erhöht.

Eine Schnellladestation stand nicht zur Debatte

"Der Markt ist dynamisch und sehr spannend für uns", so der Vorstand, "gleichzeitig wollen wir aber an unseren Ladepunkten die Kunden nicht abzocken". Der Preis beträgt einschließlich Mehrwertsteuer 23,80 Cent pro Kilowattstunde, der Mindestbetrag von 3,57 Euro. An Autobahnen würden bis zu 90 Cent pro Kilowattstunde verlangt. Auch dieser Preis sei wegen des höheren technischen Aufwands im Rahmen.

Eine solche Schnelllade-Möglichkeit stand für Fischerbach nicht nur aus Kostengründen nicht zur Debatte, so Schneider: "Die Gäste sollen auch ein wenig in unserer schönen Gemeinde verweilen". Die nächste Schnelllade-Möglichkeit findet sich bei den Discountern in Hausach. Der Preis ist über den Tag konstant, für E-Autofahrer in Fischerbach entfällt der Blick auf die Uhr, um wie an den Tankstellen den günstigsten Tagespreis zu erhaschen.

Auch in der Rathausverwaltung haben die Säulen schon Begehrlichkeiten geweckt. "Die nächste Ladesäule kommt dann zu mir runter in den Bauhof", so der Wunsch von Bauhofleiter Franz Schmieder, der sich schon nach Elektro-Nutzfahrzeugen umgeschaut hat.

Der Tankvorgang kann auf drei Arten gestartet werden. Der Kunde kann die auf dem Smartphone installierte App "seines" Dienstleisters nutzen, bei dem er seine Zahlungsdaten hinterlegt hat, oder die von verschiedenen europaweiten Roaming-Anbietern ausgebenene RFID-Ladekarten (dann gilt jedoch der Preis des Roaming-Partners). Wer über weder über eine App noch über eine RFID-Ladekarte verfügt, kann mit seinem Smartphone den auf der Säule angebrachten QR-Code scannen und muss dann einige persönliche (Zahlungs-) Daten ergänzen, ehe die Säule auf "grün" schaltet.