Fischerbach - Normalerweise fährt Fischerbachs Bürgermeister Thomas Schneider mit seinem Elektroauto durchs Kinzigtal. Doch vor Kurzem sind er und seine Frau zum Schauinsland gefahren, um ihren Golf vor eine neue Herausforderung zu stellen.

Herr Schneider, Sie haben letztens an dem Autorennen Eco Grand Prix teilgenommen. Worum handelt es sich dabei?

Rennen ist eigentlich nicht die richtige Bezeichnung, denn Autorennen sind in Deutschland auf öffentlichen Straßen illegal. Deswegen lief das Ganze etwas anders ab. Man hatte einen Sensor am Auto und wenn man die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritt, wurde man disqualifiziert. Man musste sich also wie ein normaler Straßenverkehrsteilnehmer verhalten. Wir fuhren vom Messeplatz durch die Stadt den Schauinsland hoch und wieder runter. Ziel war es, zu zeigen, dass E-Autos auch so eine anspruchsvolle Strecke mit Steigungen problemlos bewältigen können.

Wie waren die Regeln?

Es ging darum, zwischen 10 und 16 Uhr diese Strecke möglichst oft zu fahren. Dafür waren natürlich Lade-Stopps notwendig. In einer Vorrunde, die ab 8 Uhr gefahren werden konnte, durften die Fahrer schon einmal rauffahren, um sich zu orientieren und sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Viele Fahrzeuge haben es schlussendlich fünf Mal geschafft, die meisten vier Mal. Meistens fuhr man eine Runde und dann musste man wieder laden. Eine Runde waren etwa 50 Kilometer lang. Einige fuhren gemütlich, einige haben versucht, so viel Tempo wie möglich reinzubringen. Gegen 15 Uhr waren meine Frau und ich von unserer vierten Runde zurück. Eine Runde dauerte etwa eine Stunde und 20 Minuten und nur die volle zählte. Nochmal loszufahren hätte sich für uns also nicht gelohnt. So kamen wir auf Platz zwei. Wie alle anderen auch, die vier Touren schafften.

Warum haben Sie da mitgemacht?

Ich wurde von der Badenova angesprochen, die wissen ja, dass ich begeisterter E-Autobesitzer bin. Die Badenova war Sponsor der Veranstaltung und wollte natürlich, dass so viele Teilnehmer dabei sind wie möglich. Sie haben mich gefragt, ob ich mit meinem E-Auto mitmachen will. Ich habe erst mal "nein" gesagt. Ein Rennen fahren? So was ist doch total unnötig, so eine Strecke zu fahren, nur damit sie gefahren ist und dann noch in möglichst kurzer Zeit. Dann habe ich mich aber ein bisschen mit dem Eco Grand Prix beschäftigt. Sein Ziel ist es, Elektromobiliät bekannter zu machen. Und das war ein Aspekt, mit dem ich mich identifizieren konnte. Ich fand, wenn es darum geht, zu zeigen, dass E-Autos mehr können als ihnen immer angedichtet wird, was alles nicht funktioniert, dann kann man doch auch mal zeigen, was alles funktioniert.

Was für ein Fazit ziehen Sie aus dieser Erfahrung?

Ich hoffe, dass es die positive Berichterstattung zu diesem Thema steigert. Mir macht E-Auto fahren weiterhin viel Spaß. Weiterhin muss man aber auch daran denken, dass ein Auto nicht nur CO 2 produziert, sondern auch einen Reifenabrieb hat, Dreck bei der Herstellung sowie bei seiner Entsorgung verursacht. Mobilität wird immer umweltbelastend sein.

Ist Elektromobilität ein Thema, das im Kinzigtal noch zu wenig präsent ist?

Nein, ich glaube, das ist eine Entwicklung, die jetzt im Gange ist. Ich bin aber nicht ganz sicher, wie diese weiter gehen wird. Es gibt ja die sogenannte Bürgermeister-Ladesäule, ein Begriff, den ich auch erst beim Eco Grand Prix kennen gelernt habe. In vielen Gemeinden steht die erste Ladesäule am Rathaus. Das ergibt natürlich Sinn, weil man dort oft öffentliche Parkplätze hat. In Freiburg gibt es schon Wirtschaften, die ihren Gästen eine kostenlose Ladesäule anbieten, damit sie ihr Auto während des Essens aufladen können. Das ist auch ein Marketingaspekt. Solche Angebote werden sicherlich zunehmen.

Wie weit ist das Thema E-Mobilität in Fischerbach?

In Fischerbach gibt es bisher nur eine Ladestation: bei Schneiders im Haus. Ich gehe aber davon aus, dass es demnächst auch eine in der Nähe des Rathauses geben wird. Das E-Werk Mittelbaden unterstützt das Ganze auch, es gibt außerdem wieder Zuschüsse, sodass man mal den Versuchmit ein oder zwei Säulen wagen muss. Bisher hat die Erfahrung allerdings gezeigt, dass diese nicht so genutzt werden wie erhofft. Aber das muss sich ja auch erst einmal herumsprechen. Das ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Wenn ich keine Ladestation habe, kommen auch keine Elektrofahrzeuge. Zuerst muss die erforderliche Infrastruktur geschaffen werden. Das wächst gerade jetzt, aber das explodiert nicht.

Sie fahren selbst ein E-Auto. Was für Erfahrungen haben Sie damit hier im Schwarzwald gemacht?

Das klappt gut. Eine 200-Kilometer-Fahrt nach Karlsruhe ist kein Problem. Da muss ich dann aber laden. Aber so oft muss ein Bürgermeister aus dem Kinzigtal auch nicht nach Karlsruhe. Wenn wir zu viert nach Isny zu den Bürgermeisterwochen fahren, fährt aber ein Kollege. Da haben wir viel Gepäck und bei Isny ziehe ich so ein bisschen die Grenze, dass ich da schauen muss, dass ich da wohl nachladen muss. Was noch nicht so ganz funktioniert, ist die exakte Reichweitenberechnung. Da muss die Software noch besser werden. Aber für den Alltagsgebrauch ist das Auto prima. Ich lade auch nicht jeden Tag. Für den großen Spanienurlaub oder für den Vertreter, der den ganzen Tag im Auto sitzt, sind die 200 Kilometer Reichweite noch zu wenig. Außerdem werden die Autos noch in keiner Massenproduktion hergestellt und sind deswegen noch zu teuer.  

Info: Das steckt dahinter

Der Organisator des Eco Grand Prix Shauinsland war Luc Perraudin. Er kennt den E-Auto-Pionier Rafael de Mestre. Der Spanier hatte 2012 die Welt in einem Tesla Roadster in 127 Tagen umrundet. 2016 schaffte er es sogar in 80 Tagen. De Mestre ist auch derjenige, der den weltweiten Eco Grand Prix seit 2013 organisiert. Mit-Organisatoren des Rennens auf den Schauinsland waren der ADAC und die Badenova. Gesponsort wurde das Ganze von der Sparkasse, Freiburg Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH). 18 Teams nahmen teil