Der Forst ist ausgetrocknet, das Waldbrandrisiko extrem hoch: Beim jüngsten Waldbrand im Wolfacher Teilort Kirnbach am Donnerstag gelang es einem Großaufgebot der Feuerwehr eine Ausbreitung zu verhindern – grundsätzlich sind katastrophale, großflächige Brände im Kreis eher unwahrscheinlich. Foto: Kamer 24

Die Situation im Ortenauer Forst ist angespannt: Es herrscht extreme Dürre, die Waldbrandgefahr ist groß. Katastrophale Flächenfeuer wie in Brandenburg oder in Süd-Europa scheinen trotzdem eher unwahrscheinlich.

Ortenau - Vor allem Feuerwehrleute und Forst-Experten blicken derzeit mit großer Sorge in den Ortenauer Wald. Ausbleibender Regen und Hitze haben für extreme Trockenheit gesorgt. Der Kreis hatte bereits am Dienstag alle Grill- und Feuerstellen im Wald offiziell gesperrt, beim Waldspaziergang zu rauchen ist ohnehin von Anfang März bis Ende Oktober verboten (wir berichteten). Trotz Vorsichtsmaßnahmen kommt es immer wieder zu Vegetationsbränden – eine sprichwörtlich brandgefährliche Situation.

Wie schnell es gehen kann, hat sich am Donnerstag im Wolfacher Teilort Kirnbach gezeigt. Gegen 12.40 Uhr war dort aus ungeklärter Ursache ein Brand in einem privaten Waldstück ausgebrochen. Mehr als 100 Einsatzkräfte brachten das Feuer in einem gemeinsamen Kraftakt unter Kontrolle, bevor es sich noch weiter ausbreiten konnte.

Ohne Regen bleibt Waldbrandgefahr hoch

Schlimmeres wurde also verhindert. Doch ohne Regen bleibe die Lage angespannt, berichtet Hans-Georg Pfüller, Leiter des Amts für Waldwirtschaft, am Freitag. Die aktuelle Dürresituation sei ein erhebliches Waldbrandrisiko. "Es handelt sich um eine Extremsituation – in den gesamten Naturräumen in der Region – die wir bisher nicht erlebt haben", konstatiert er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Katastrophen wie in Brandenburg oder Süd-Europa, wo ganze Landstriche in Flammen stehen und sich regelrechte Feuerwalzen durch die Wälder fressen, hält der Forst-Experte für eher unwahrscheinlich. Wobei viele Faktoren bei der Ausbreitung eines Waldbrands eine Rolle spielen: "Wie schnell wird das Feuer entdeckt? Wie kommt man ran? Gibt es Zugangswege?", zählt Pfüller auf. Der Ortenauer Forst etwa sei durch Waldwege recht gut erschlossen, an potenzielle Brandorte könnte die Feuerwehr also herankommen. Ein Problem ist jedoch das Löschwasser. "Es ist eine logistische Herausforderung, da entsprechende Wassermengen ins Gelände zu bringen", so Pfüller. Beim jüngsten Brand in Kirnbach etwa richtete die Feuerwehr einen Pendelverkehr ein, entnahm sogar Wasser aus der Kinzig. Auch landwirtschaftliche Betriebe halfen mit mobilen Wassertanks aus.

Mischwälder sind weniger anfällig

Die Struktur des Ortenauer Walds mache ihn weniger anfällig für Brände, so Pfüller. Die in Brandenburg oder aktuell bei Bordeaux in Frankreich in Flammen stehenden Flächen seien hauptsächlich von Kiefern dominiert – die harzreichen Bäume sind ein gefundenes Fressen für Feuer. Mischwald – wie in der Region vorherrschend – sei widerstandsfähiger. Zudem seien die Böden in der Ortenau nicht so durchlässig, wie etwa in Brandeburg, was Brände ebenfalls begünstige.

Regen könnte kurzfristig das Waldbrandrisiko senken, doch dem nachhaltig ausgetrocknetem Ökosystem sei damit noch nicht geholfen. 2018, 2019 und 2020 seien ausgesprochene Trockenjahre gewesen. "In der kurzen Abfolge ist das für ein Ökosystem brutal", so der Amtsleiter. "Ein Sommergewitter oder eine nasse Woche bringt sowas nicht wieder ins Gleichgewicht." Das vergangene, etwas feuchtere Jahr sei da lediglich eine Verschnaufpause gewesen. 2021 habe nicht ausgereicht, um die Wasserspeicher der tieferen Bodenschichten wieder aufzufüllen. Bis sich das geschädigte Feinwurzelsystem der Waldbäume regeneriert, brauche es wohl Jahre.

Pfüller sieht in der Trockenheit die Vorboten des Klimawandels. "Wir müssen uns sehr ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen", plädiert der Amtsleiter. Es gelte, dem Ökosystemen Wald bei der Anpassung an die Extreme zu helfen.

Dürre birgt doppeltes Risiko

Von der anhaltenden Dürre geht nicht nur ein höheres Waldbrandrisiko aus. Auch die immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse werden dann schnell zum Problem. "Wenn der Regen auf vorher wochenlang ausgetrockneten Boden trifft, kann dieser ihn gar nicht aufnehmen", erläutert Hans-Georg Pfüller, Leiter des Ortenauer Waldwirtschaftsamts, die Zusammenhänge.

Gigantische Wassermassen würden an der Oberfläche abfließen und in die Täler stürzen – Überschwemmungen könnten die Folge sein. "Auch da ist ein gut gemischter Wald mit gesunder Bodenstruktur, entsprechendem Humusgehalt und gesunder Bodenvegetation wichtig", betont der Experte. Ein so intaktes System könne große Mengen Wasser wie ein Schwamm aufnehmen. Die Feuchtigkeit käme dann nachhaltig dem Ökosystem zu Gute und sei nicht direkt wieder verloren.