Die interessant gemusterte kalifornische Kettennatter ist bei Schlangenhaltern sehr beliebt – weswegen auch immer wieder einzelne Tiere in die Wildnis entkommen. Foto: Rehder

Der Offenburger Reptilien-Experte Hubert Laufer schlägt Alarm: Gleich zwei mal wurde er über Sichtungen der kalifornischen Kettennatter informiert. Für Menschen ist das Tier ungefährlich – könnte dem Ortenauer Ökosystem jedoch schwer schaden.

Ortenau - Eigentlich ist die kalifornische Kettennatter in Südbaden alles andere als ein gängiges Tier. Die Fachleuten unter der Artenbezeichnung Lampropeltis californiae bekannte Schlange stammt ursprünglich aus Mexiko und dem Südwesten der USA. Drum war die Verwunderung bei Landschaftsökologe Hubert Laufer aus Offenburg groß, als er in jüngster Zeit gleich zwei Mal wegen Sichtungen kontaktiert wurde, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung. Je ein Exemplar der rund eineinhalb Meter langen Schlange sei zwischen Renchen und Kappelrodeck im Ortenaukreis sowie im Glottertal bei Freiburg beobachtet worden. "Zwei Meldungen innerhalb von einer Woche sind ungewöhnlich", betont der Experte vom Verein für Amphibien- und Reptilien-Biotopschutz Baden Württemberg.

Heimische Eidechsen könnten bedroht sein

Die kalifornische Kettennatter könne als nicht heimische Art vor allem die Bestände der Smaragdeidechse und der Zauneidechse gefährden, befürchtet Laufer. Sie gilt als geschickte Jägerin und stellt Vögeln, kleinen Säugetieren und Echsen nach. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ständen auch andere Schlangen auf dem Speiseplan. "Die Beute wird erdrosselt und danach im Ganzen verschluckt", beschreibt der Experte. Für den Menschen sind die Tiere ungefährlich.

Was passieren kann, wenn die invasive Schlange sich an Orten heimisch zu fühlen beginnt, wo sie nicht hingehört, ist auf der spanischen Kanareninsel Gran Canaria zu beobachten. Die Kettennatter rottete dort die einheimischen Reptilien nahezu aus. Spätestens Ende der 1990er-Jahre hatte die Schlange ihren Weg auf die Insel gefunden. Inzwischen ist sie zum Stammgast geworden, sie hat sich breit gemacht, rasend schnell vermehrt und beträchtlichen Schaden angerichtet.

Immer wieder entwischen Tiere ihren Haltern

Ein Szenario, vor dem Laufer die Ortenau bewahrt sehen will. Doch wie kommen die Tiere überhaupt in die Region? "Es ist eine wunderschöne Schlange", erklärt der Experte, sie lasse sich auch leicht halten. Daher sei sie bei Schlangenfans sehr beliebt. Er gehe davon aus, dass die nun gesichteten Exemplare entweder ihren Haltern entwischt waren – oder gar absichtlich in der Natur ausgesetzt wurden.

Zwei Exemplare stellten noch kein Problem dar, doch der Landschaftsökologe sorgt sich, dass die Dunkelziffer viel größer sein könnte. Unklar sei derweil noch, ob die Kettennatter in Deutschland langfristig überleben oder ob sie sich gegebenenfalls sogar reproduzieren könne. Für die erfolgreiche Brut brauche es sehr warme Sommer. "Aber bei den zu beobachtenden klimatischen Veränderungen wäre es durchaus denkbar, hier ist es ja teils sogar wärmer als auf den Kanaren", sagt Laufer. "Mein Hauptanliegen ist, dass Besitzer wirklich gewährleisten, dass so ein Tier nicht ausbüxt und, dass die Tiere nicht einfach in die Natur ausgesetzt werden." Die einheimischen Tierarten hätten durch die Zerstörung ihres Lebensraums und den Klimawandel ohnehin genug zu kämpfen.

Folgen einer Ausbreitung könnten teuer werden

Die dunkelbraun gefärbte, mit gelben Streifen gemusterte kalifornische Kettennatter steht seit August auf der sogenannten Unionsliste der invasiven Arten. Für sie besteht EU-weit ein Handels- und Nachzuchtverbot, nicht untersagt ist aber der Besitz bereits vorhandener Tiere. Für Arten, die auf dieser Liste stehen, sieht die EU eine Bekämpfung der Ausbreitung vor – was sehr teuer werden könnte, sollten sich die Tiere tatsächlich in Südbaden festsetzen, befürchtet der Schlangenexperte Hubert Laufer. Dann etwa müsste das Land eingreifen und die Tiere gezielt fangen.