Das Naturschutzgebiet Taubergießen darf nicht angerührt werden, sagen Umweltschützer – und fordern, die Seilbahn-Pläne über Bord zu werfen. Foto: Nabu

Die Front gegen die vom Europa-Park geplante Seilbahn ins Elsass wird breiter. Jetzt gibt es eine Online-Petition gegen das Projekt. Der Initiator will bundesweite Aufmerksamkeit, um Druck auf die Entscheider im Land zu machen.

Rust - "Schützt die Rheinauen – Schützt Taubergießen!" Unter diesem Slogan sammelt die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) in der Ortenau Unterschriften gegen den Bau einer Seilbahn von Rust nach Frankreich. Seit dem Start der Aktion am 11. Februar haben – Stand Montagabend – mehr als 400 Menschen ihren digitalen Servus auf der Internetseite openpetition.de hinterlassen, teils inklusive Kommentar.

"Durch dieses Vorhaben wird eines der letzten Paradiese Europas, in dem die ursprüngliche Artenvielfalt erhalten blieb, zerstört. Dieses Vorhaben gilt es zu stoppen! Es darf nicht wieder ein Naturschutzgebiet mit größter Bedeutung zerstört werden und das nur, damit ein Freizeitunternehmen den Profit steigern kann", schreibt Initiator Michael Perrass zum Hintergrund der Petition. Perrass ist ÖDP-Kreisvorsitzender und Landtagskandidat für den Wahlkreis Offenburg.

Nach Bekanntwerden der Pläne zum Bau der Seilbahn im November 2018 formierte sich großer Widerstand in der Region. Natur- und Umweltschützer liefen Sturm gegen die "Vision" von Europa-Park-Chef Michael Mack. Die Kritik führte dazu, dass die Park-Verantwortlichen das Projekt wenig später in Absprache mit dem Ruster Gemeinderat für fünf Jahre auf Eis legten. Ruhe ist deshalb aber nicht eingekehrt.

Wird Projekt hinter Kulissen weiter vorangetrieben?

Einige vermuten, dass das Seilbahn-Konzept hinter den Kulissen weiter vorangetrieben wird. Zuletzt hatte Steffen Bilger, CDU-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium die Gerüchte angeheizt, indem er Fördergelder für das Verkehrsprojekt in Aussicht stellte. Sogleich wurde wütender Protest laut, unter anderem von der Ruster Bürgerinitiative "Jetzt langt’s", die als Reaktion auf die Seilbahn-Pläne gegründet worden war.

Mit der Online-Petition der ÖDP gibt es nun eine weitere offizielle Gegenbewegung, die Kreise über die Region hinaus ziehen soll. "Wir haben noch nicht alle Register gezogen", erklärte Initiator Perrass am Montag im Gespräch mit der LZ. "Es wäre hilfreich, wenn wir Organisationen wie Greenpeace oder Robin Wood ins Boot bekämen, um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erhalten."

Das Ziel der Petition ist zwar "ehrgeizig, aber nicht unrealistisch": 21.000 Unterschriften sollen gegen die Seilbahn gesammelt werden. Ab diesem Quorum unterstützt die Organisation Open-Petition die Initiative und holt eine Stellungnahme beim Landtag ein. "Wir hoffen, in den kommenden Wochen viele Unterstützer aus ganz Deutschland zu erhalten", sagt Perrass. Bislang kommen die Unterzeichner laut Open-Petition zu fast 90 Prozent aus Baden-Württemberg, zu mehr als 40 Prozent aus der Ortenau und zu knapp einem Drittel aus der Verwaltungsgemeinschaft Ettenheim. Die Unterschriftensammlung ist auf drei Monate begrenzt. "Die Frist kann bei Bedarf aber verlängert werden", sagt der Ortenauer ÖDP-Chef.

Info: ÖDP-Landtagskandidaten lösen Wahlversprechen ein

Mit der Petition, die sich direkt an das baden-württembergische Umweltministerium richtet, lösen die ÖDP-Landtagskandidaten in der Region (Lahr, Offenburg, Kehl) ein Wahlversprechen ein. Sie haben die Seilbahn über den Taubergießen beziehungsweise deren Verhinderung in ihr Programm aufgenommen. Perrass hofft, dass sich in der Zukunft auch Initiativen jenseits des Rheins formieren: "Ich weiß, dass man im Elsass und speziell in Straßburg auch schon hellhörig geworden ist."