Auch wenn der Europa-Park nicht geöffnet ist, die Unterhaltung kostet Geld. Viel Geld. Foto: Archiv/Europa-Park

Lange hat er sich mit öffentlichen Äußerungen zurückgehalten. Jetzt meldet sich Europa-Park-Chef Roland Mack wieder zu Wort – und kritisiert die Politik. Aktuell bereite sich der Park im Blindflug auf eine mögliche Öffnung vor, Hilfen seien noch keine da.

Rust - Die Frustration über die aktuelle Situation ist Roland Mack anzuhören. Mit klaren, präzisen Worten schildert er Tourismusminister Guido Wolf und CDU-Landtagsabgeordneter Marion Gentges bei einem virtuellen Treffen der CDU Ettenheim die Situation des Europa-Parks.

Mitarbeiter kehren zurück: Mehrere Tausend Mitarbeiter seien am Montag aus der Kurzarbeit zurückgeholt worden.  Weitere Tausende Saisonkräfte gelte es neu einzustellen und zu trainieren, um gegebenfalls zügig bei einer Öffnung dabei zu sein. Aber all diese Maßnahmen geschähen auf reinen Verdacht hin, klagt Mack: "Wir haben im Moment überhaupt keine Ansage, mit welchen Zeiträumen in etwa zu rechnen ist."

Perspektive fehlt: Dass man nicht wisse, unter welchen Bedingungen man wieder mit einer Öffnung rechnen könne, beschäftige den Park aktuell am meisten. Deshalb appelliert Mack an den Tourismusminister, der Hotellerie und Gastronomie Vorlaufzeit zu verschaffen. "Wir müssen wissen, woran wir sind. Ich glaube, in Berlin weiß man gar nicht, was es bedeutet, einen Betrieb in der Dimension des Europa-Parks plötzlich zu stoppen – und gegebenenfalls wieder hochzufahren", erklärt Mack.

Noch immer keine Hilfen:  Im November habe man den Betrieb innerhalb von vier Tagen beenden müssen. Die versprochenen Hilfen seien jedoch ausgeblieben. "Aktuell können wir dafür noch nicht einmal einen Antrag stellen – da hätte ich mir von der Politik mehr erhofft", macht der Unternehmer deutlich.

Investitionen auf Eis:  Solange das Geld fehle, verbrenne der Park "täglich Eigenkapital in sechsstelliger Größenordnung. Es ist eine ganz, ganz schwierige Situation, wir können nur von Glück reden, dass wir in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet haben", fasst Mack zusammen. Um liquide zu bleiben, müsse man Baustellen einstellen und Investitionen verschieben. "Es sind mittlerweile zweistellige Millionenbeträge", betont Mack.

Gemeinde unter Druck: Dieses Geld fehlt nicht nur dem Park, wie ein Blick auf die Gemeinde zeigt: Bis vor wenigen Monaten hatte Rust Rücklagen von zehn Millionen Euro. Weil die Einnahmen aus der Gewerbesteuer einbrechen und große Investitionen anstehen, muss man bis 2022 mit 20 Millionen Schulden rechnen. "Der Europa-Park darf nicht nur als Unternehmen an sich gesehen werden, die ganze Raumschaft ist von der Gastronomie und Hotellerie abhängig. Die ganze Region leidet", so Roland Mack.

Wolf zeigt Verständnis:  "Die Lage ist dramatisch", stimmten Gentges und Wolf zu. Große Unternehmen bräuchten genauso viel Unterstützung in der Krise wie kleine und mittlere. Wolf: "Wir wollen ja auch, dass diese Unternehmen bestehen bleiben und wachsen. Von daher kann ich den Unmut von Roland Mack teilen, dass bis heute die November- und Dezemberhilfe nicht angekommen sind – das ist ein Vertrauensverlust."

Gastrobranche am Boden: Die Stimmung in der Hotellerie- und Tourismusbranche sei am Boden, die Nerven liegen blank, schildert Mack seinen Eindruck aus Gesprächen mit Branchenvertretern: "Jetzt muss die Politik Signale aussenden, damit noch ein bisschen Mut da ist, auch für dieses Jahr", das fast noch schlechter anlaufe als 2021.

Politiker versprechen Hilfe:  "Wir sind mit Europa- und Bundespolitikern im Gespräch. Man hat den Eindruck, an gutem Willen fehlt es nicht, aber die Lösung lässt unverändert auf sich warten – und das macht betroffen. Wir versuchen da dran zu bleiben – da muss etwas passieren", versprach Wolf.

Mehrwertsteuer  wieder senken: Was passieren müsse, dazu hat Mack einige Ideen: "Die Gesundheit unserer Gäste ist ganz wichtig, aber ich glaube, mit den Hygienemaßnahmen, die gerade in der Hotellerie und der Gastronomie umgesetzt werden, kann man das eine oder anderee auch verantworten." Zudem bat er Wolf darum, sich dafür einzusetzen, die Mehrwertsteuersenkung weiter beizubehalten: "Die Gastronomie und Hotellerie hat im Grunde dafür die Zeche bezahlt, damit die Wirtschaft, die Industrie weiterarbeiten konnte. Sie braucht jetzt dringend diesen Mehrwertsteuervorteil." Bei dem Tourismusminister rannte er mit dieser Forderung offene Türen ein. Die Landes-CDU will, dass die Mehrwertsteuersenkung bis Jahresende verlängert wird, berichtete Wolf. "Perspektivisch auf die Zukunft wäre die dauerhafte Senkung das beste Förderprogramm für die Branche, das man erreichen würde."

Trotz aller Corona-Sorgen: Im Hintergrund arbeitet der Europa-Park bereits an einem neuen Projekt. In unmittelbarer Nähe zur Wasserwelt soll ein Restaurant mit dem Namen "Eatrenalin" (Kombination aus "Eat", zu Deutsch: essen, und "Adrenalin") entstehen. Darüber berichtet das Internetportal parkerlebnis.de. Demnach soll das Projekt fahrende Stühle, künstliche Intelligenz, virtuelle Medien und gehobene Kulinarik miteinander verflechten. Der Bau soll zeitnah starten, im Herbst bereits Eröffnung sein. Involviert sind Thomas Mack, Kopf der Europa-Park-Gastronomie, die Firmen Mack Rides, Mack Animation und Mack Next sowie Zwei-Sterne-Koch Peter Hagen-Wiest vom Park-Restaurant Ammolite.