Mit einem Bilderweg mit 40 Stationen, an denen man auch digitale Fasentsbeiträge abrufen konnte, versuchte die Altdorfer Narrenzunft am Fasentsonntag ein wenig für den entgangenen Umzug zu entschädigen.Archivfoto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Fasent: Narren aus der Region fehlen gemeinsame Erlebnisse / Digitale Veranstaltungen helfen nur begrenzt

Persönliche Treffen, gemeinsames Feiern, Ausgelassenheit – all das, was die Fasent ausmacht, war 2021 coronabedingt nicht möglich. Die CDU Ettenheim wollte von den Zünften wissen, wie sie damit klarkamen.

Ettenheim. Die Coronakrise fordere viele extrem, betonte Tourismusminister Guido Wolf beim digitalen Treffen der CDU Ettenheim mit der CDU-Landtagsabgeordneten Marion Gentges. Die Eingriffe in die Freiheit seien enorm und brächten die Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Das gesellschaftliche Leben sei zum Erliegen gekommen. Er habe die Angst, dass auch so mancher Verein bei der Corona-Pandemie auf der Strecke bleibe – und so manches Vereinsleben nach der Krise nicht wiederbelebt werden könne. Dabei sei dieses der Kitt, dass das gesellschaftliche Leben zusammen halte, betonte Wolf. Auch die Narrenzünfte haben mit diesem Problem zu kämpfen. 2021 sei das zweite Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, in dem es keine Fasent gegeben hatte, machte der Gastgeber des digitalen Treffens, Klaus Keller, deutlich. Unterkriegen lassen wolle man sich aber trotzdem nicht.

nBilanz der Fasent 2021: Ganz Corona geschlagen geben, wollten sich die Narren nicht. Allen Orten hätten die Zünfte versucht etwas auf die Beine zu stellen, erklärte Michael Andlauer von der Sendewelle Altdorf. Seine Zunft habe bereits im Sommer 2020 ein Hygienekonzept erarbeitet und die Mitglieder aufgeklärt. "Deren Einstellung ist wie die der Gesellschaft: von ängstlich bis mutig, von interessiert bis ignorant", erklärte er. Das aufgestellte Konzept hätte besonders bei den Jugendlichen super funktioniert, berichtete er. So hätten sich diese etwa Aufgaben per Whatsapp geschickt, die Tänze per Skype eingeübt – wenn sie dann letztendlich auch nicht nur Live-Aufführung kamen. Allerdings gesehen wurden sie trotzdem: So hatte die Sendewelle am Fasentssonntag einen Bilderweg mit 40 Stationen angeboten, auf dem man über einen QR-Code einen Zusammenschnitt des Trainings abrufen konnte. Auch der Rathaussturm habe als Hybrid-Veranstaltung stattgefunden – mit einem Mitglied und dem Ortsvorsteher live und 80 Zunftmitgliedern am PC. Für die Kinder hatte es eine "Fasent-to-go-Tüte" gegeben. Aber trotzdem: "Die Lust andere zu treffen und sich auszutauschen, ersetzt das nicht", bilanziert Andlauer. nFasentlied auf Youtube: Peter Seiler von den Ettenheimer Wölfen hatte sich für die Fasent 2021 etwas ganz Besonderes überlegt gehabt – und die Melodie von "I will survive" umgedichtet und neu interpretiert. "Fasent Daheim 2021", das von Marina Ketterer eingesungen wurde, verzeichnete auf Youtube mehr als 500 Klicks. nBröckelndes Vereinsleben: Trotz aller Bemühungen und der Begeisterung auf den virtuellen Veranstaltungen: "Du siehst nicht alle, du nimmst nicht alle mit", bilanzierte Andlauer. Die Kernmannschaft sei nach wie vor begeistert dabei, "aber die Ränder bröckeln. Ein Jahr können wir das schon weiterführen, aber wie können wir auf Dauer unsere Aufgaben erfüllen?", fragte Andlauer. Die Fasent finde nicht nur im Februar statt. Unter dem Jahr gebe es gemeinsame Veranstaltungen oder Turniere für Kinder und Erwachsene, die die Mitglieder zusammenhielten. "Wie allen anderen Vereinen fehlen uns die soziale Komponente, das Miteinander und die Dialoge."nDigitale Grenzen: Zwar habe die Sendewelle ihre Generalversammlung online abgehalten. Aber: "Es fehlt einfach was. Wenn man beispielsweise jemanden ehrt, dann hat das eine andere Bedeutung, wenn man das per Handschlag und Schulterschlag tun kann", so Andlauer. Auch Ulrike Schmidt, die Mitglied bei den Babilotten in Ettenheim ist, bestätigte, dass man digital schnell an Grenzen stoße: "Unsere Frauengruppe hat sich per Videochat getroffen. Aber man merkt: Wenn man nichts gemeinsam erlebt hat, gibt es auch nicht viel, über das man sprechen könnte." nAngst vor Mitgliederschwund: Mit finanziellen Problemen hätten die Narrenzünfte weniger zu kämpfen. "Wir haben relativ schlanke Strukturen", berichtet Andlauer. Umso größer sei aber die Angst, dass die Mitglieder davonliefen. "Um die Gruppe der 20- bis 50-Jährigen machen wir uns am meisten Sorgen; um die, die wir gerade nicht sehen und die sich jetzt vielleicht andere Hobbys suchen. Die sind dann vielleicht auf einmal sehr leise weg", befürchtet Andlauer. Die Herausforderung für die Zünfte werde es weiter sein, dafür zu sorgen, dass nicht das gesamte Vereinsleben wegbreche, sondern in kleinen Dingen erhalten bleibe. Damit das Brauchtum dann weitergetragen werden könne. Diesbezüglich wolle man optimistisch bleiben. "Diese Pandemie ist hoffentlich bald vorüber und hinterher wissen wir das, was jetzt uns fehlt vielleicht umso mehr zu schätzen", hoffte Wolf.

Die Bürokratie mache den Vereinen nicht erst seit der Corona-Krise zuschaffen, merkte Andlauer an und traf mit dieser Klage bei Wolf auf offene Ohren: " Es wurde ein Zuviel an Bürokratie geleistet", stimmte er zu. An dieser Sache sei man bereits dran. So sei die jährliche Mittelverwednung für kleinere Vereine abgeschafft und Ehrenamtspauschale, Körperschaftssteuer und Übungsleiterpauschalen angehoben. Außerdem, so berichtete es Gentges, habe der Normenkon-trollrat Vorschläge zur Büro-kratieentlastung von Verei-nen ausgearbeitet.