Bislang ist Sonja Mutscher aus Orschweier weiterhin die einzige Tagesmutter auf der Gemarkung Mahlberg. Sie ist eine von insgesamt 16 Tagesmüttern in der südlichen Ortenau (Ettenheim, Mahlberg, Ringsheim, Kippenheim, Kappel-Grafenhausen und Rust). Foto: Kauffmann

Alle Gemeinden in der südlichen Ortenau zahlen Zuschüsse. Aktuell gibt es 55 Plätze

Südliche Ortenau - Tagesmütter sind eine Alternative zur Betreuung des Nachwuchses in Kindergärten. Mit Rust hat im Juli die letzte Gemeinde in der südlichen Ortenau Zuschüsse dafür beschlossen – und doch bleibt die Zahl der Tagesmütter bisher überschaubar.

Bei der Kinderbetreuung klaffen auch in den Gemeinden der südlichen Ortenau Nachfrage und Angebot auseinander: Vielerorts müssen sich Eltern schon früh auf Wartelisten eintragen, wenn sie einen der begehrten Plätze in einem Kindergarten bekommen möchten.

 > Tageseltern: Mit diesem Hintergrund rücken neben Kapazitätserweiterungen auch unkonventionellere Methoden in den Fokus, vor allem die Betreuung mit Tagesmüttern. Alle Gemeinden der südlichen Ortenau unterstützen diese Form der Betreuung inzwischen mit Zuschüssen. Allerdings ist die Nachfrage auch für dieses Betreuungs-Angebot derart groß, dass Eltern lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen: "Ich habe erst wieder Mitte 2020 Plätze frei", sagt etwa die Tagesmutter Sonja Mutschler aus Orschweier.   Vorreiter: Den Anfang machte vor zwei Jahren die Stadt Ettenheim. "Die Kindertagespflege entlastet die angespannte Platzsituation in den Kindergärten", erklärt Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz auf Nachfrage. Zudem erweiterten die Tagesmütter das bestehende Angebot, gerade, wenn es um die Betreuung in Randzeiten geht.

 > Aktuelle Situation: Laut Auskunft des Diakonischen Werks (siehe Info) sind in Ettenheim sechs Tagesmütter tätig, so viel wie sonst nirgendwo in der südlichen Ortenau. Zusammen bieten sie 24 Betreuungsplätze an. Gefolgt wird die Rohanstadt von Kippenheim mit vier Tageseltern, Kappel-Grafenhausen mit drei, Ringsheim mit zwei und Mahlberg mit einer Tagesmutter. Nicht in der Statistik erwähnt wird Rust: Dort wurde der Zuschuss für die Tageseltern zwar im Juli beschlossen, doch die Betreuungssituation in den Kindergärten sei dort vergleichsweise gut. Die Nachfrage sei daher geringer. Insgesamt gibt es in den Gemeinden südlich von Lahr aktuell 55 Betreuungsplätze, die von 15 Tagesmüttern und einem Tagesvater angeboten werden. Diese Zahlen zeigen: Verglichen mit den mehr als 1000 Plätzen in den Kindergärten in Mahlberg, Kippenheim, Ringsheim, Ettenheim, Kappel-Grafenhausen und Rust ist die Zahl der Betreuungsplätze bei den Tagesmüttern bislang verschwindend gering.

 > Betreute Kinder: Die meisten der betreuten Kinder bei Tagesmüttern südlich von Lahr kommen aus Ettenheim: 26 Knirpse werden aktuell entweder in ihrem Heimatort oder anderswo betreut. Aus Kippenheim kommen elf Kinder, aus Mahlberg acht und aus Kappel-Grafenhausen sieben. Aus Ringsheim stammen nur drei Kinder.

 > Qualifikation: Tagesmütter sind keine unqualifizierten Kräfte. Sie müssen bei der Ortenauer Kindertagespflege eine 160-stündige Ausbildung ablegen, die mit einem Kolloquium abgeschlossen wird. Außerdem müssen sie die Räume, in denen die Kinder betreut werden, bereitstellen. Selbst ausgebildete Erzieherinnen, die als Tagesmutter arbeiten möchten, müssen sich zuerst weiterqualifizieren. Metz warnt: Wenn die Tätigkeit zum klassischen Beruf stilisiert wird, verliert sie an Attraktivität. "Man darf die Ansprüche an die Qualifikation nicht überziehen", gibt der Bürgermeister Ettenheims zu bedenken.

>  Absagen: Wie das Diakonische Werk berichtet, sei es aufgrund der Zuschüsse und der Berichterstattung auch vermehrt zu Anfragen von Müttern gekommen, die Tagesmutter werden wollen. "30 bis 40 Prozent springen wieder ab", sagt Sabine Knäble. Dies liege nicht nur an der – wohl verbesserten, allerdings noch immer überschaubaren – Bezahlung, sondern auch an der hohen Qualifikation. Dies täuscht jedoch keineswegs darüber hinweg, dass aktuell viele Frauen in Ausbildung zur Tagesmutter seien.

 > Kosten: Eltern geben ihre Kinder meist nur tag- oder stundenweise zur Tagesmutter. Absolut ist die Betreuung bei einer Tagesmutter deshalb günstiger. Wie das Diakonische Werk auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, würden die Kosten, würde man diese hochrechnen, einen ähnlichen Betrag erreichen, wie er für die Betreuung in einer Krippe angefallen wäre.

Info: Trägerschaft

Die Trägerschaft für die Tagesmütter in der südlichen Ortenau hat das Landratsamt auf das Diakonische Werk übertragen. Dieses kümmert sich um die Vermittlung zwischen Kindern und Tagesmüttern und um deren Qualifikation und Fortbildung. Zudem beraten die beiden Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werks Menschen, die Tagesmutter werden möchten. Die Pflegeerlaubnis erteilt jedoch das Landratsamt. Weitere Infos geben Sabine Knäble und Noelle Wagner telefonisch unter 07821/ 9 23 76 32 oder schriftlich per E-Mail unter kitapf.lahr@dia konie-orte nau.de.