Der Macher in den Reben: "Mit dem ersten Schnitt der Weinstöcke beginnt unsere Saison", sagt WG-Vorsitzender Klaus Rösch. Foto: Decoux-Kone

WG-Verantwortliche bereiten 20. Ettenheimer Weinmesse vor – und wappnen sich für die Zukunft

Ettenheim - Die Weinflitterwochen stehen bevor – jedes Jahr ein untrügliches Zeichen, dass es auch zur Ettenheimer Weinmesse nicht mehr weit ist. Sie geht in diesem Jahr bereits zum 20. Mal über die Bühne. Vorsitzender Klaus Rösch und Geschäftsführer Leo Enderle von der Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim sprechen über den runden Geburtstag, verraten, wie es um die Zukunft der WG bestellt ist, und wem besonderer Dank gebührt.

Herr Rösch, Herr Enderle – schon die 20. Ettenheimer Weinmesse. Was fällt Ihnen spontan dazu ein?

Rösch: Es ist ein schönes Schaufenster für die Winzer. Wir können alle zeigen, was wir aus den Reben rund um Ettenheim machen. Für uns Winzer ist wiederum erfreulich, welch hohen Stellenwert der Weinbau bei den Verantwortlichen der Stadt hat.

Wie viele Winzer gehören Ihrer WG an?

Enderle: 84 Winzer bewirtschaften 93 Hektar. Bei Ettenheimer Veranstaltungen ziehen aber auch die Schmieheimer Winzer voll mit.

Nach der Auflösung der WG Ettenheim sind auch Ettenheimer Winzer bei Ihnen. Verlief die "Integration" reibungslos?

Rösch: Absolut reibungslos! Wir haben ja schon zuvor mehr als zehn Jahre lang bei der Traubenannahme bestens mit den Ettenheimer Winzern zusammengearbeitet.

Durch besagte Auflösung sind Sie nun auch beim jährlichen Kaiserbergfest gefordert. Belastend oder erfreulich?

Enderle: Für uns war es keine Frage: Da machen wir mit. Wir haben dafür dann unsere Präsenz bei der Weinmesse in Emmendingen eingestellt, weil unsere personellen Ressourcen halt auch begrenzt sind. Und wenn wir bei Veranstaltungen wie Weinmesse, Jungweinprobe, Martini-Abend mitmachen, die wir unter dem Strich als Werbemaßnahmen ohne finanziellen Gewinn ansehen, dann freuen wir uns natürlich auch über die Einnahmen beim Kaiserbergfest.

Was sind die hauptsächlichen Weinsorten in Ihrer WG?

Rösch: Spitzenreiter ist da der Spätburgunder mit 34 Hektar Anbaufläche. Danach folgen der Müller-Thurgau auf 21 Hektar, der Graue Burgunder mit zwölf und der Weiße Burgunder mit zehn Hektar. Insgesamt werden bei uns 19 verschiedene Rebsorten an- und ausgebaut.

Die Vegetationszeit der 2017er-Weine war turbulent. Wie wirkte sich das auf Menge und Qualität aus?

Rösch: Uns in Münchweier, Wallburg und Schmieheim hat es tatsächlich richtig hart getroffen. Wir hatten gerade einmal ein Drittel des üblichen Ertrags. Uns haben die Ettenheimer Winzer ein Stück weit gerettet. Ihre Reblagen hatte es weniger erwischt, sodass wir letztendlich etwa 50 Prozent der Durchschnittsernten erreichten. Die Qualität ist aber absolut in Ordnung.

Sie liefern in den Badischen Winzerkeller nach Breisach ab. Wie viel Wein vermarkten Sie noch selbst?

Enderle: Zwischen zehn und 15 Prozent der Ernte. Das sind, mit unserem Sekt zusammen, 50 000 bis 60 000 Flaschen im Jahr, die wir in unseren Weinhöfen, bei der Edeka in Ettenheim und in mehreren Außenlagern in Nonnenweier, Grafenhausen, Jestetten und Ettenheimmünster für unsere Kunden bereithalten. An der Stelle möchte ich auch einmal lobend erwähnen, dass wir es toll finden, dass die Ettenheimer Weine bei Vereinen, öffentlichen Einrichtungen und Liebhabern nach wie vor stark gefragt sind. Wir vertreiben selbstverständlich auch diese Weine sehr gerne über uns.

Bei der Ettenheimer Weinmesse werden immer ja auch "Routen" als Orientierungshilfe vorgeschlagen. Welche Weine bieten Sie in diesem Jahr auf diesen Routen an?

Enderle: Auf der Rotwein-Linie ist es unsere "Alte Rebe" Spätlese, auf der Burgunder-Linie eine Weißburgunder Kabinett lieblich, bei den Süßen-Edelsüßen einen Gewürztraminer Spätlese und schließlich bei den Frühlings- und Sommerweinen einen Chardonnay Kabinett.

Die Ettenheimer Weinmesse verzeichnet immer auch viele junge Besucher. Welche Ihrer Weine sind vornehmlich bei der jüngeren Generation gefragt?

Enderle: Es sind überwiegend die Edelsüßen: Kerner, Gewürztraminer, Muskateller. Beim Rotwein ist es unsere "Alte Rebe" Spätlese.

Apropos Nachwuchs. Bei den Winzerbetrieben auch hierzulande gibt es inzwischen erfreulich viel Nachwuchs, der sich diesem Kulturgut beruflich zuwendet. Wie sieht es mit der Altersstruktur in Ihrer WG aus?

Rösch: Diesbezüglich machen wir uns bei der WG tatsächlich Gedanken. Im Augenblick ist unsere Altersstruktur so, dass wir uns überlegen müssen, auf welchen Wegen wir jüngere Winzer gewinnen können. Nur das garantiert schließlich auf Dauer den Fortbestand der WG.

Fragen von Klaus Schade

Info: Diese Weingüter sind bei der 20. Ettenheimer Weinmesse dabei

Als "ideales Schaufenster für die heimischen Winzer, die neuen Weine vorzustellen" bezeichnet WG-Vorsitzender Klaus Rösch die Ettenheimer Weinmesse am 20/21. April in der Stadthalle. Eine Einschätzung, die die an der Weinmesse beteiligten Weingüter teilen. Eine Ettenheimer Besonderheit: die jährlichen Weinflitterwochen. Sie sollen die Lust auf den neuen Weinjahrgang wecken. Auftakt ist am Samstag, 10. März, um 13 Uhr mit der Besichtigung der WG in Münchweier. Anschließend ist eine Busfahrt zum Badischen Winzerkeller in Breisach geplant. Dort wartet eine Kellerführung und Weinprobe. Am Freitag, 16. März, ab 18 Uhr findet ein Kochkurs im Küchenstudio Hein unter dem Motto "Pilz und Pils meets Wein" statt. Für beide Veranstaltungen gibt es ab Montag, 5. Februar, im Bürgerbüro Karten. Am Donnerstag, 5. April, bietet Andreas Bieselin ab 18.30 Uhr zudem eine Besichtigung seines Weinguts an. Anmeldungen dazu nimmt die VHS an.

Weingut Weber: Das Weingut auf der ersten Anhöhe über der Rheinebene zählt der "Feinschmecker" zu den 750 besten Weingütern Deutschlands. Michael Weber, der inzwischen das von seinen Eltern 1975 gegründete Weingut im Offental übernommen hat, lässt für die Besonderheit seiner Weine gerne zudem das Fachblatt Falstaff sprechen: "Wenn es einen Preis in der Kategorie ›süffig‹ gäbe: Weber wäre ein solcher gewiss." Auf 20 Hektar Reben oberhalb einer beeindruckenden Walnussanlage wachsen verschiedene Burgunder-Sorten, Müller-Thurgau, Riesling, Sauvignon Blanc und Scheurebe. Veranstaltungen locken viele, auch junge Weinliebhaber, etwa bei der Weißweinparty oder dem Walnussfest.

Weitere Informationen: www.weingut-weber.de

Weingut Andreas Bieselin: 2002 gründete der damals 22-jährige Andreas Bieselin den noch jungen Familienbetrieb, der seit Kurzem im Pfaffenbach ein eindrucksvolles Domizil hat. Sechs Hektar bewirtschaftet der Betrieb mit einer Jahresproduktion von derzeit etwa 25 000 Flaschen. Vertreten ist die gesamte Burgunderpalette, zudem Müller-Thurgau, vor allem Riesling. Bieselins Herangehensweise an Reben und Wein ist, wie er betont, geprägt von seiner Ausbildung bei Huber/Malterdingen und bei Poggio al Sole in der Toskana. Handarbeit ist für den jungen Winzer Prinzip: "Nur durch Handlese schaffen wir es, gesundes Lesegut zu gewinnen, was sich in der Weinqualität dann niederschlägt."

Weitere Informationen: www.andreas-bieselin.com

Weingut Isele: Seit mehr als 30 Jahren betreiben die Iseles ihren Weinbaubetrieb in Münchweier. Sechs Hektar ist ihre Rebfläche groß. Ihre Lage, der Münchweierer Kirchberg, genießt unter Weinkennern große Wertschätzung. Weil Iseles ihre Weine, ob Riesling, Chardonnay, (Spät-)Burgunder, Gewürztraminer, Müller-Thurgau und die anderen als "Naturprodukte" verstehen, dürfen diese ihren Charakter gerne von Jahr zu Jahr ändern. Ertragsreduzierung und handverlesenes Traubengut sind Senior Joachim Isele und seinen beiden Söhnen Florian und Philipp "unverrückbare Prinzipien". Die gesamte Familie ist zusätzlich beim Betrieb der ganzjährigen Wirtschaft gefordert.

Weitere Informationen: www.weingut-isele.de

Weingut Jäger: Eingebettet in die Streuobstwiesen-Landschaft von Ettenheimweiler liegt der seit 1871 bestehende Familienbetrieb der Winzerfamilie Jäger. Auf der neun Hektar großen Rebfläche am Kaiserberg, wie der Kahlenberg in der Weinkarte bezeichnet wird, gedeihen Müller-Thurgau, Weiße und Graue Burgunder, Spätburgunder, Riesling, Muskateller, auch der Nobling, aus dem Jägers Secco "Noblesco" hergestellt wird. Einen aufschlussreichen Einblick in die Entwicklung des Weinbaus gibt Jägers Kellermuseum. Stark gefragt bei Weinproben, Sektempfängen und anderen Anlässen ist die Probierstube. Jährlich laden die Jägers zum Adventsmarkt, alle zwei Jahre zum großen Hoffest ein. ks

Weitere Informationen: www.weingut-jaeger.de