Ein reges Treiben herrscht auf dem Ettenheimer Wochenmarkt – und das trotz der Pandemie. Foto: Decoux-Kone

Versorgung: Ettenheimer Betreiber sind mit Kundennachfrage zufrieden / Regeln werden eingehalten

Ettenheim - Trotz zweiter Corona-Welle lässt sich der Wochenmarkt auf dem Marienplatz nicht unterkriegen. Unter strengen Regeln findet er nach wie vor jeden Freitag ab 14 Uhr statt – und erfreut sich sogar steigenden Kundenzuspruchs.

Frischluft tanken

Spontan hat sich Klemens Hedrich auf den Fußweg zum Marienplatz gemacht, nachdem er zuvor von der nahen Stadtmühle Mehl für das selbst gebackene Brot geholt hatte.

Hier landeten dann noch Oliven, Schafskäse, Peperoni und Artischockenherzen in seiner Einkaufstasche. Die gab es bei Beate Bruders Olivenmarkstand und die stellt generell fest: "Das Geschäft läuft erfreulich."

Beim "Foodtruck" von Adis Schlemmereck findet sich mit der Seniorin Luise Cebulla die Patentante von Karin Lenz ein, die eine heiße Wurst im Freien genießt. Endlich auch mal wieder unter Leute kommen.

Der Ettenheimer Marktbetrieb verteilt sich über mehrere Stunden, geduldig steht Kundschaft gelegentlich in kleinen Schlangen vor den Buden an. Darunter ein altes Ehepaar beim Kaiserstühler Edgar Schmidt.

Der ist mit regionalem Obst und Gemüse schon seit Anbeginn vertreten. Kartoffeln, Äpfel, Sellerie und Eier inklusive. Er sagt, dass sich neben treuer, älterer Stammkundschaft auch viele Jüngere einfinden, die Supermarktware weniger mögen: "Man kauft gerne gut."

So auch bei Gisela Reinbolds Freiamter Truthahnhof-Stand. Da deckt sich das Paar Saskia und Florian gerade mit Geschnetzeltem ein. Seitdem sie coronabedingt im Home-Office-Modus arbeiten, kaufen sie nun zeitlich ungebundener verstärkt auf regionalen Märkten ein. Frischluft tanken eingeschlossen bei dieser Gelegenheit.

Genau so sehen das auch zwei alte Freundinnen, die sich zufällig in der Innenstadt getroffen haben, dann zum spontanen Kaffeetanten-Plausch auf einem Marienplatz-Mäuerchen gelandet sind. Den hat Joshua Schaumann an seinem "Wildkaffeemobil" ausgeschenkt, wie gerade auch an zwei Mittdreißiger, die es sich samt Gebäck gut gehen lassen.

Alkohol wird wieder angeboten

Auch Alkohol gibt es wieder am vom Münchweierer Kirchenchor betriebenen Stand der Winzergenossenschaft (WG) Münchweier-Wallburg-Schmieheim, wenngleich nur in geschlossenen Weinflaschen ohne Ausschank zum Mitnehmen.

Renate Weisbach und Albert Helm sind dennoch froh: Eine Übergangszeit mit zeitweiligem WG-Angebot von nur noch Frucht- und Gemüsesäften bis hin zu Roten Beten hatte die irritierte Kundschaft nahezu völlig ausbleiben lassen.

Nun kommen Weinliebhaber wieder, vermissen allerdings schmerzlich weiterhin Sitzgelegenheiten zum gemütlichen Plausch.

Auf dem Wochenmarkt herrscht angesichts der Virus-Gefahr vorbildliche Disziplin bei Käufern und Verkäufern. Maskenverweigerer, Meckerer oder Verschwörungstheoretiker demonstrieren hier nicht.

Im Gegenteil: Die Kundschaft freut sich, auf dem Marienplatz eine Gelegenheit zum gesundheitssicheren Einkauf im Freien zu haben und nutzt das gründlich und immer mehr.

Das bestätigen auch diesjährig neu hinzu gekommene Standbetreiber, etwa die Ettenheimerin Karin Winter mit ihren Naturseifen, aktuell schon als duftendes Weihnachtsgeschenk etwa für Adventskalender wahlweise extra klein portioniert.

Oder der Eschbacher Imker und Öl-Manufaktorist Michael Sauer, der das Ettenheimer Kauf-Publikum trotz Pandemie ins Herz geschlossen habe und dem Markt treu bleiben werde. Ebenso ein Nudelstand mit entsprechenden Spezialitäten weit über Einheitsspaghetti hinaus.

Die Endinger "Blumenfrau" Petra Wissert, eine der ersten Standbetreiberinnen, stellt zu ihrer Verblüffung sogar fest, dass die aktuellen Marktgeschäfte trotz aller Einschränkungen sogar teils besser laufen als in vor Corona.

Ausgerechnet im 20. Jubiläumsjahr kam jetzt die Pandemie dazwischen. Dennoch bemühen sich laut Wissert die Wochenmarktbetreiber um weiteren Angebots-Ausbau mit noch mehr Attraktivität für ihre Kunden.

Seit nunmehr 20 Jahren floriert der Ettenheimer Wochenmarkt, mehr oder in früheren Krisenzeiten weniger. 2008 stand er sogar kurz vor seinem Ende. Da hatte sich nämlich der Marktwechsel vom angestammten Marienplatz vor das Rathaus im Stadtkern über acht Jahre längst als völlig ungeeignet erwiesen, wurde dann quasi in letzter Sekunde auf den neu gestalteten Marienplatz zurückverlegt.