Die Desinfektion der Hände und auch Fiebermessung waren für die Besucher im Prinzengarten Pflicht. Das tat der guten Laune an diesem Abend aber keinen Abbruch. Foto: Lahrer Zeitung

Kulturkeller: Hundert Besucher kommen zur Abschiedstour von Jörg Kräuter in den Prinzengarten

Der Kulturkeller kann sich auf sein treues Publikum verlassen. Nach langer Corona-Zwangspause fanden sich rund 100 Gäste im Prinzengarten ein, um abstandsgerecht den Kabarettisten Jörg Kräuter als "ungekrönten König von Baden" zu genießen.

Ettenheim. Mit einer "Inven-Tour durch die Region" verabschiedet sich Kräuter nach 40 Jahren auf der Bühne von seinem Publikum, am Samstag war er auch in Ettenheim zu Gast. Im Laufe der Jahre hat er auch beim Kulturkeller in der Winterschule (KKW) in Ettenheim sein Dutzend Auftritte vollgemacht. Der wortgewaltige und witzige Bühler bezeichnet sich als zweisprachig aufgewachsen, nämlich im Grenzgebiet zwischen Baden und Schwaben. Aber er könne auch Hochdeutsch.

Skurriler Alltag gehört zu Kräuters Themen, etwa ein lauter mazedonischer Kampfhahn auf dem Nachbarbalkon oder selbstgestrickte Gummistrümpfe im Tante-Emma-Laden. Die badische Seele sei unverwüstlich, erklärte Kräuter: Der "Homo Badensis" bekomme nichts vom Klimawandel mit, weil er Mäntel trage, und er liebe Tiere wegen ihrer Größe, die Schnooge (Schnaken) etwa als "Sauviecher". Sich selbst bezeichnet die badische Majestät ("Heil Kräuter!") als zertifizierten Ökologen, weil er statt Kohlendioxid emissionsarmes "Lachgas" verströme, das 300 Kilo Erdbeeren aus Südafrika ersetze.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Kräuter plauderte auch von seinen kindlichen Ursprüngen: "Wenn ich mal groß bin, will ich nie wieder mit misse misse (müssen)", wie beim elterlichen Bergausflug. Radikal-ökologische Veganer kriegen ihr Fett weg, mit Schnittlauchgeschnetzeltem, kaltgepressten Krawatten und kompostierbarer Kleidung. Kräuter berichtet auch von türkischen Kabarettfreunden: "Die bringen immer was zum Essen mit!"

Auch mit Gesang unterhielt Kräuter, etwa über badische Abneigung gegen das stressige Huddeln: "Manchen pressiert’s ja sogar schon an der Nabelschnur!", witzelte er und in seiner Lied-Zugabe am Schluss erklärte er: Liebe ist wie ein Kachelofen: "Leg noch ä Brigettle druff!". Brikett, für Hochdeutsche.

Kurzum: Der "Lachgas"-Ausstoß im Prinzengarten erreichte an diesem Abend Spitzenwerte. Kräuter lobte das Ettenheimer Publikum, "auch wenn ich es im Dunklen nur schwer sehen konnte!" Vielleicht war es doch nicht sein letzter Auftritt in der Rohanstadt, wie er in Aussicht stellte: "Wer zwölf mal kommt, kommt wieder!"

Kulturkeller-Mitmacher Achim Schwab zeigte sich mit seinem Team glücklich über das gelungene Freiluft-Experiment im Prinzengarten. Dieses soll bei Gelegenheit wiederholt werden. Am 10. Oktober wird der Comedy-Kabarettist Michael Eller auftreten – allerdings in der Stadthalle. Diese will der KKW für künftige Schlechtwetterzeiten austesten. Eines sei jedenfalls sicher, erklärte Schwab: "Wir geben nicht auf!" Man stelle sich auf längere Corona- Zeiten ein, vertraue auf sein Stammpublikum – unter dem übrigens auch viele Nicht-Ettenheimer sind – und werbe um neue Kulturgäste.