Mit Plakaten und Protest machten die Ettenheimer Verkäuferinnen auf ihre Not aufmerksam. Foto: Lahrer Zeitung

Corona-Pandemie: Ettenheimer Schuhverkäuferinnen protestieren gegen andauernden Lockdown

Ettenheim - Existenzangst hat die Mitarbeiterinnen der Filialen der "H&D Shoes and more Hoffmann" in Ettenheim und Kenzingen auf die Straße getrieben: Mit Plakaten gegen den sie hart treffenden Lockdown verliehen sie ihrem Protest deutlichen Ausdruck.

Die selbst gemalten Pappschilder am Straßenrand sprachen am Freitag für sich: "Beendet den Lockdown", "Wir wollen arbeiten" und "Wir werden im Stich gelassen" war darauf etwa zu lesen. Viele Vorbeifahrende signalisierten aus den Autos heraus ihre Solidarität, etwa mit Hupen oder emporgehaltenen Daumen.

16 Filialen in Süddeutschland gehören zu der Kette "H&D Shoes and more", die neben Schuhen auch Bekleidungs- und Sportartikel anbietet. Auch Mitarbeiter anderer Filialen hatten andernorts schon ähnliche Aktionen gestartet, um auf ihre Not aufmerksam zu machen.

Ab Monatsmitte wird das Geld regelmäßig knapp

Bereits beim ersten Lockdown ab Mitte März 2020 waren sämtliche Läden der Kette für sieben Wochen komplett geschlossen gewesen. Nun musste man seit dem 16. Dezember abermals wieder schließen. Für die jungen Ettenheimer Mitarbeiterinnen, die zumeist allein stehend sind, bedeutet das, dass sie nun im Lockdown abermals vom Kurzarbeitergeld leben müssen – das sind 60 beziehungsweise 67 Prozent ihres Nettoeinkommens.

Ab Monatsmitte werde es daher wieder finanziell eng für die in jungen Damen – und wer da nicht auf verwandtschaftliche Unterstützung bauen könne, trudle zuverlässig in finanzielle Schwierigkeiten, berichtet Ettenheims Filialleiterin Silvia Ficht. Schließlich gehörten die Schuhverkäuferinnen sie nicht zur Elite deutscher Spitzenverdiener.

Die Ettenheimer Mitarbeiterinnen sind keine Corona-Leugner oder Wutbürger – und trugen bei ihrem Protest klaglos ihre Schutzmasken. Jedoch treibt sie die blanke Existenzangst um, erzählen sie allesamt. Auch "richtig viel Ärger" mache sich unter ihnen breit, sagt Sibille Ficht. Etwa darüber, dass bei Ettenheimer Supermärkten besonders an Wochenenden "ein richtiger Rummelplatz" seien – ohne erkennbare Kontrollen. Die eigene Schuhfiliale habe hingegen, als sie noch geöffnet war, Corona-Schutzregeln strengst eingehalten. Sei es mit dem Einlass von maximal 24 Kunden gleichzeitig oder der ständigen Kontrolle der Abstandsregeln.

In Ettenheim (und Kenzingen) sei die Geduld der Mitarbeiterinnen überstrapaziert: "Wir leben am finanziellen Limit! Wir haben Angst!", macht Ficht deutlich.

Info

Der gesamte Umsatz von "H&D Shoes and more" ist 2020 schon um rund eine Million Euro eingebrochen. Vorbestellte (und vorbezahlte) Frühjahrs- und Herbstkollektionen blieben oft liegen. Wie lange das die Zweibrückener Filialzentrale auf Dauer verdauen könne, kann die Ettenheimer Filialleiterin Sibille Ficht nur ahnen.