Passionierter Künstler: Fil Liotis versank im Bürgersaal teilweise förmlich in der Flügel-Tastatur. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Neujahrskonzert: Pianist Fil Liotis begeistert bei den Ettenheimer Musikfreunden / Höchst anspruchsvoll

Mehr als 100 Zuhörer ließen sich am Sonntag das Neujahrskonzert der Musikfreunde im Ettenheimer Bürgersaal nicht entgehen. Der renommierte Pianist Fil Liotis brachte Werke von Peter Tschaikowski und Sergei Rachmaninow zu Gehör.

Ettenheim. Mit "Die Jahreszeiten" hatte Tschaikowsky einst einen zwölfteiligen Zyklus geschaffen: Für jeden Monat ein charakteristisches Stück, eng mit russischer Lebensweise verbunden. So im Januar "Am Kamin" mit behaglich-verträumter Stimmung im gemächlichen Takt. Doch im Februar-"Karneval" herrscht überschäumende Fröhlichkeit mit quirligem Tempo. Schon da stellte Liotis seine Virtuosität trefflich unter Beweis. Nach einem pianogeträllerten "Lied der Lerche" im März mit Sehnsucht nach südlicher Sonne wiegen sich erste April-"Schneeglöckchen" sanft im Wind, auch dies von Liotis mit einfühlsamem Anschlag und Ausdruck wunderbar interpretiert. Melancholische "Weiße Nächte" im Mai lassen deren eigenartige Stimmung zart und lyrisch lebendig werden, nicht minder eine venezianische Gondel-"Barcarole" mit Heimweh nach Russland. Den Juli eröffnet ein kraftvolles "Lied der Schnitter" zur Feldarbeit wiederum in hohem Tempo, ebenso wie "Die Ente" mit umtriebigem Allegro vivace.

Folgen die September-"Jagd" im Galopp, ein wehmütiges oktoberliches "Herbstlied", eine trabende Schlittenfahrt "Auf der Troika" mit Glöckchen und Schellengeläut und zuletzt vorfreudige "Weihnachten" ganz ohne kirchliche Lieder, sondern im Walzertakt. Ein Auftragswerk des jungen Tschaikowsky, das lange unter Wert gewürdigt worden war.

Applaus für den Künstler, Lob ans Publikum

Nach der Pause behielt Liotis, der in Ettenheim unter dem Motto "Fülle der Spätromantik" spielte, seine außergewöhnliche Interpretationskraft auch bei Rachmaninows "6 Moments Musicaux" in ebenso vielen Sätzen unvermindert bei. Gemäßigtem, romantischem Andantino mit dennoch wirbelnden Tonkaskaden folgte ein virtuoses Allegretto im Etüdenstil und mit höchstem Tempo. Da versank Liotis förmlich in der Flügel-Tastatur. Ob "Andante Cantabile" mit russischer Wehmut, in einem Trauermarsch endend, oder ein sprudelndes, sich steigerndes Presto: Das war konzertant. Nicht minder ein Adagio sostenuto, klassisch romantisch beginnend im "gebremsten" Tempo und sich ausdrucksstark steigernd. Auch beim abschließenden Majestoso zog Liotis alle Register seines großen Könnens: Stärkste Gefühle meisterhaft in Töne umgesetzt, mit gesamter Klangfülle und Dynamik des Flügels – und höchsten technischen Ansprüchen.

Die Zuhörer belohnten den außergewöhnlichen Musikgenuss im Bürgersaal mit Bravorufen und langem Applaus bis hin zum Stakkato. Das nahm Liotis gerne entgegen. Sein späteres Gegenlob: Das Konzertpublikum sei außergewöhnlich herzlich gewesen. Das motiviere jeden Künstler ganz besonders.

Triantafyllos, genannt Fil, Liotis unterrichtet Klavier und Kammermusik an der Musikhochschule Detmold und konzertiert als gefragter Pianist europaweit. Dass der junge Grieche nun erstmals nach Ettenheim kam, ist der Bekanntschaft mit Urte Lucht zu verdanken, die er an der Karlsruher Musikhochschule kennengelernt hat. Die künstlerische Leiterin der Musikfreunde arbeitet mit ihrem Team schon längst am Programm des kommenden 14. Ettenheimer Musiksommers. Es soll zeitnah veröffentlicht werden.

Weitere Informationen: musikfreunde-ettenheim.de