Der DIA sorgt weiter für Schlagzeilen.Foto: Kalaene Foto: Lahrer Zeitung

Arbeitskreis: Vorstandskandidat soll mit Ausschluss gedroht worden sein / Wahlen im November

Im Deutsch-Israelischen Arbeitskreis (DIA) brodelt es weiter. Einem Mitglied, das angekündigt hatte, sich im Herbst um den Vorsitz zu bewerben, soll nun mit Ausschluss gedroht worden sein – wegen Aussagen, die es in der LZ getätigt hatte.

Ettenheim. Beim Ettenheimer DIA stehen im November Neuwahlen an. Bernhard Pilz, der schon mal im Vorstand saß, hatte bereits im Februar gegenüber der LZ angekündigt zu kandidieren – gegen die aktuelle Vorsitzende Simone Schermann. Ob es zu einer Kampfabstimmung kommt, ist unklar. Bei einem Vereinsstammtisch vor gut zwei Wochen in Sulz kam es zu einer verbalen – möglicherweise folgenreichen – Auseinandersetzung, wie Pilz nun berichtet.

Seit Schermann im Mai 2018 den Vorsitz des DIA übernommen hat, hat es um den Verein und seine neue Chefin viel Wirbel gegeben. Schon bei ihrer Wahl hatte die Freiburgerin mit ihrer Forderung nach uneingeschränkter Loyalität zum Staat Israel viele Mitglieder vor den Kopf gestoßen. Einige traten sofort aus, etwa Schermanns Vorgänger Martin Groß und Ettenheims Ehrenbürgerin Margret Oelhoff. Weitere folgten, als bekannt wurde, dass Schermann im Oktober desselben Jahres mitgeholfen hatte, die JAfD aus der Taufe zu heben, die Jüdische Bundesvereinigung der AfD. Im Oktober 2019 machte die DIA-Vorsitzende erneut von sich reden, als sie in Lahr bei einer Anti-Islam-Kundgebung der Vereinigung Pax Europa auftrat.

Pilz ist einer der wenigen, die trotz abweichender Meinung dem DIA treu geblieben sind. Er sehe den Verein auf einem "fatalen Weg", äußerte der 69-jährige im Februar gegenüber der LZ seine Sorgen. Man dürfe beim Umgang mit dem Islam nicht nach dem Motto verfahren: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Aussagen, die den Vereinsverantwortlichen offenbar nicht gefallen haben, wie Pilz nach eigenem Bekunden nun beim Stammtisch zu spüren bekam. Bereits zu Beginn sei die Stimmung "schwierig" gewesen, er von der Vorsitzenden extra begrüßt worden. Nicht nur als über die aktuelle Rolle Israels diskutiert wurde, sei er mit seiner Meinung in der Opposition gewesen. "Es ist für mich unerträglich, wie Frau Schermann über Repräsentanten unseres Staates spricht. Sie hat die Bundeskanzlerin und den Bundespräsidenten immer wieder ins Lächerliche gezogen, weil sie angeblich nicht genug Solidarität zu Israel zeigen", berichtet Pilz. Alles andere als eine einfache Situation für ihn, wie er bildhaft deutlich macht: "Ich hatte das Gefühl, dass von den 18 Anwesenden mir zum Schluss 17 das Messer in den Rücken gerammt hatten."

Der negative Höhepunkt der Veranstaltung für Pilz: Schermann habe ihm mit einem Ausschluss gedroht. Grund: Durch seine Stellungnahmen in der LZ habe er sich vereinsschädigend verhalten. "Es ist ein Unding, was Frau Schermann sich herausnimmt, dass man aktuell nicht einmal mehr darüber reden darf, was im DIA vor sich geht", erzürnt sich der Mahlberger.

Die Vorsitzende gab sich auf LZ-Nachfrage zu den Vorkommnissen beim DIA-Treffen zugeknöpft: "Der Verein äußert sich nach außen nur über seine Vorstandssprecher, sodass inoffizielle Aussagen eines einzelnen Mitglieds an Dritte in dessen eigener Verantwortung liegen und vom Vorstand nicht kommentiert werden." Schermann verweist auf allgemeine Spielregeln: Bei vereinsschädigendem Verhalten eines Mitglieds seien "selbstverständlich Konsequenzen zu ziehen". Pilz hingegen sagt: "Die Frau ist mit ihrem Verhalten zu Israel für den DIA doch geradezu schädigend. So viele sind wegen ihr ausgetreten."

Indes, der stellvertretende DIA-Vorsitzende Robert Krais habe ihm erklärt, dass die bisherigen Zeitungsartikel dem Arbeitskreis nicht geschadet hätten, sondern – im Gegenteil – eine gute Werbung für den neuen Kurs gewesen seien. Schermann gegenüber der LZ: "Die Mitgliederzahl des DIA entwickelt sich positiv und nach oben. Kontinuierlich um die 100 Mitglieder, trotz Sterbefälle."

Pilz sieht seinem möglichen Ausschluss gelassen entgegen, wie er sagt: "Wenn ich im November noch im DIA bin, trete ich auf jeden Fall zur Wahl an." Die Erfolgsaussichten, Schermann abzulösen, hält er jedoch für gering: "Die meisten, die so denken wie ich, sind ausgetreten. Geblieben ist eine große schweigende Mehrheit."

In der Pressemitteilung des DIA zum Stammtisch ist von den Streitigkeiten keine Rede. Stattdessen lobt der Arbeitskreis die Einigung über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Land Israel. Die vermittelnde Rolle der USA wird dabei positiv herausgehoben, die Palästinenser für Flaggenverbrennungen und für den Abzug des Botschafters aus Abu Dhabi kritisiert. Man gebe jedoch die Hoffnung nicht auf, dass Araber und Palästinenser "nicht nur in Israel sondern auch in dessen Nachbarschaft gut leben" könnten.