Fährt der Ettenheimer Stadtbus auch 2021, sollen nach dem Willen einige Fahrten entfallen – unter anderem die am Morgen von Wallburg und Ettenheimweiler zum Städtischen Gymnasium.Archivfoto: Armbruster Foto: Lahrer Zeitung

ÖPNV: Verwaltung schlägt Verlängerung der Testphase um ein Jahr vor / Kosten von rund 280 000 Euro

Trotz verhaltener Fahrgastzahlen: Geht es nach der Verwaltung, fährt der Ettenheimer Stadtbus für mindestens ein Jahr weiter. Allerdings würde es auf einigen Strecken zu Einschränkungen kommen – und sich das finanzielle Risiko der Stadt erhöhen.

Ettenheim. Um den öffentlichen Nahverkehr in Ettenheim anzukurbeln, ließ die Stadt gemeinsam mit der SWEG im Dezember 2018 den Stadtbus losrollen. Seitdem verbinden die Linien 114 und 115 von Montag bis Samstag im Stundentakt alle Ortsteile mit der Kernstadt und dem Bahnhof in Orschweier. Zudem wurden für den Stadtbus fünf zusätzliche Haltestellen eingerichtet sowie Fahrten an Sonn- und Feiertagen draufgepackt.

Einige Fahrten sollen gestrichen werden

Der zweijährige Versuchsballon, für die der Gemeinderat seinerzeit rund eine halbe Million freigegeben hatte, endet Mitte Dezember. Die Stadtverwaltung schlägt eine Verlängerung des Vertrags mit der SWEG vor, für ein Jahr. "Dieses soll weiterhin als Testphase dienen, da die Corona-Pandemie eine realistische Testung in 2020 verhindert hat", heißt es aus dem Rathaus. Belastbare Zahlen hätten sich wegen der Pandemie nicht ermitteln lassen: "Einzelne Fahrten waren teilweise mit weniger als einer Person, die durchschnittlich den Bus genutzt hat, sehr gering ausgelastet."

Weil sich schon vor Corona einzelne Strecken als "Sorgenkinder" herauskristallisiert hatten, will die Stadt nach Rücksprache mit der SWEG einige Fahrten aus dem Fahrplan streichen. Und zwar: die beiden Frühfahrten von Schmieheim über Wallburg beziehungsweise von Ettenheimweiler zum Städtischen Gymnasium, beide Fahrtumläufe (Schmieheim/Wallburg und Ettenheimweiler) zwischen 9.10 Uhr und 11.10 Uhr, der letzter Fahrtumlauf um 19.10 Uhr bis 20.08 Uhr, sowie das komplette Angebot auf dem gesamten Linienast am Samstag.

Der finanzielle Aufwand bliebe trotz dieser Reduzierung für die Stadt weiter hoch. Knapp 280 000 Euro verlangt die SWEG für ein weiteres Jahr Stadtbus. Zwar würde der Betrag noch schrumpfen, um wie viel ist aber unsicher: Hatte sich der Verkehrsbetrieb bei Vertragsschluss 2018 noch bereit erklärt, das Ertragsrisiko zu übernehmen, wäre dies künftig nicht mehr der Fall. Heißt: Das Defizit, das entsteht, wenn Fahrgäste und damit Einnahmen wegbleiben, trägt die Stadt. Im Rathaus rechnet man mit 40 000 Euro aus dem Ticketverkauf. Noch ausstehend ist die Entscheidung Kippenheims, ob der Ortsteil Schmieheim an den Ettenheimer Stadtbus angebunden bleibt. Das würde die Nachbargemeinde mit den vorgeschlagenen Streckenkürzungen nach Angaben der SWEG rund 15 000 Euro kosten (bisher 16 500 Euro).

Derweil ist die Ettenheimer Stadtverwaltung weiter darauf bedacht, Resonanz und Akzeptanz des Stadtbusses zu steigern. So schlägt sie vor, im Oktober und November erneut einen Rabatt auf Punktekarten zu gewähren: Diese sollen in den beiden Monaten zehn statt der üblichen 20,60 Euro kosten.

Pro Ettenheimer Haushalt will die Verwaltung eine vergünstigte Karte ausgeben, Familien mit mindestens drei Kindern sollen zwei erhalten. Um die Kosten für die Stadt, die das entstehende Defizit übernehmen würde, in überschaubarem Rahmen zu halten, soll das Angebot auf maximal 500 Punktekarten begrenzt werden.

Der Ettenheimer Gemeinderat befasst sich bei seiner Sitzung am Dienstag, 29. September, ab 19 Uhr in der Stadthalle mit dem Thema Stadtbus. Auf der Tagesordnung steht auch die Linie 113 zwischen Lahr und Rust. Die Verbindung in der südlichen Ortenau soll auf Beschluss des Kreistags ab 2021 "verdichtet" werden. Die geschätzten Kosten von jährlich 435 000 übernimmt zur Hälfte der Kreis, den Rest sollen die beteiligten Kommunen beisteuern. Für Ettenheim wären dies etwa 31 000 Euro.