Letzte Besprechung vor dem großen Auftritt: Zirkus-Direktor Stefan Fehrenbach (rechts) klärt mit seinem Sohn letzte Details für ihre Nummer "Scheffes und Schulze" ab. Fotos: Göpfert Foto: Lahrer Zeitung

Circus Paletti: Für den perfekten Auftritt müssen nicht nur die Nummern sitzen / 2020 schon im Blick

Einmal im Jahr geht der Circus Paletti auf Tour – und das seit 30 Jahren. Die Auftritte, die vor der Zirkus-Arena so perfekt aussehen, erfordern im Hintergrund jede Menge Vorbereitung und Helfer.

Ettenheim. "Das ist das Herz des Zirkus’", erklärt Paletti-Direktor Stefan Fehrenbach, als er in der Pause am Premierenabend in Ettenheim einen kurzen Blick hinter die Zirkusarena gewährt. In dem Requisitenzelt, das sich direkt an die Kulissen anschließt, liegt alles, was die Artisten für ihre Vorstellung brauchen. Es gibt den Ehrenkodex, dass niemand etwas anfasst, was ihm nicht gehört, sodass jeder für die Show seine Sachen dort wiederfindet, wo er sie zuvor abgelegt hat.

Hinter den Kulissen herrscht, aber keine Hektik. Jeder weiß genau, was er zu tun hat. Helfer verstauen nicht mehr benötigte Requisiten, Techniker sorgen für die ideale Beleuchtung, ein paar Artisten ziehen sich im Kleiderzelt um oder lassen sich schminken. Neben dem Eingang in die Arena hängt eine Tafel, auf der steht, wann wer seinen Einsatz hat. Die Regisseure sorgen dafür, dass jeder rechtzeitig bereit ist. "Das sind meistens die Angehörigen der Artisten. Irgendjemand hilft und unterstützt uns immer", sagt Fehrenbach. Cordula Schultheiß oder Anke Jedanowski haben da schon langjährige Routine. Sabine Schindler hingegen ist dieses Jahr zum ersten Mal für "Paletti" im Einsatz. Sie hat schon für den Circus Monti oder Knie die Choreografien erstellt hat und "mit ihren Ideen noch mal einiges aus den Nummern rausgeholt", berichtet Fehrenbach.

So viele wie vor dem Publikum stehen, so viele sind im Hintergrund im Einsatz. Insgesamt sind es gut 120 Leute, die für den Zirkus ehrenamtlich im Einsatz sind und sich meist extra freigenommen haben. Und sie alle wohnen für während der Show-Zeit in Wohnwagen oder Zelten zusammen in der Nähe der Zirkusarena. "Es ist ein Wahnsinnsgefühl für zehn Tage so eng zusammen zu sein", erklärt Fehrenbach. Traditionell ist der Zirkus jedes Jahr für vier Tage in der Nähe seiner Heimatstadt Ettenheim und davor für drei weitere Tage etwas weiter weg. Dieses Jahr war der Circus Paletti in Forchheim, bevor es an die Heimschule in Ettenheim ging; einen Tag länger als üblich bleibt er dort, weil es das 30. Jahr des Zirkus-Bestehens ist.

Alles muss für diese Zeit gut organisiert sein: Das Wohnwagen- und Zeltaufstellen, Anschlüsse für Wasser oder das Sammeln des Abwassers. Auch die Tiere, die in der Arena auftreten, wollen untergebracht und versorgt werden. "Ich bin jedes Jahr aufs Neue erstaunt, wenn ich sehe, wie viele Autos und Lkws an unseren Veranstaltungsorten ankommen und im Einsatz sind", sagt Fehrenbach. Eine Riesenlogistik, die entsprechenden (Vor-)Aufwand bei der Organisation erfordere.

"Wir wissen jetzt schon, wo wir nächstes Jahr auftreten", verrät Fehrenbach – nämlich in Ringsheim und Biederbach, wohin der dortige Bürgermeister den Zirkus extra eingeladen hat. Zudem wird es am dritten Advent einen Weihnachtszirkus in Ettenheim geben. "Da probieren wir mal etwas ganz Neues aus", macht Fehrenbach neugierig.

Die Amateur-Artisten und -Künstler beginnen etwa ein halbes Jahr vor den Auftritten zu proben. Haben sie Lampenfieber? "Natürlich", erklärt Fehrenbach, der zusammen mit seinen Söhnen als Clown für Lacher sorgen soll. Auch er kennt das Kribbeln vor dem Auftritt. "Besonders heute, wo es der erste Abend in Ettenheim, der Heimatstadt des Zikus’ ist." Was er dagegen macht? "Einfach den Auftritt absolvieren und davon ausgehen, dass es dann von selbst weggeht", erklärt er lachend. An diesem Abend klappt es, die Zuschauer sind begeistert.

Nicht nur die Helfer hinter den Kulissen müssen sich jedes Jahr auf eine neue Situation einstellen, auch die Akteure – jedes Jahr Choreografien- und Kostümwechsel. "Natürlich sind viele Zirkusdisziplinen immer wieder dabei. Die Einradfahrer etwa fahren immer Einrad, die Hochseilartisten sind immer auf dem Hochseil, aber das Thema ihrer Aufführungen muss jedes Jahr ein anderes sein", erklärt Direktor Stefan Fehrenbach. So bleibe jedes Jahr beim Circus Paletti für die Zuschauer einzigartig. Dieses Jahr sind Aufführungen noch am heutigen Samstag und am Sonntag, 3. und 4. August, jeweils um 15 und um 20 Uhr an der Heimschule St. Landolin zu sehen.