Die Winzer Thomas Kirn (links) und Michael Weber (Mitte) schwören die "Hoorigen" zu unterstützen. Foto: Decoux Kone

Die Narrenzunft "Hoorig" feiert in der Ettenheimer Stadthalle / Lokalgeschehen aufs Korn genommen

Ettenheim - Gleich zwei Mal füllte sich die Ettenheimer Stadthalle am vergangenen Wochenende komplett. Die Hoorigen-Gesellschaft hatte unter dem Motto "Der goldene Mucki" zum 57. Narrenspiel eingeladen.

Weltliches und Außerirdisches

Zur Eröffnung zogen Narrenräte, Hästräger und Babelotten ein, mit dem großem Narrenlicht der Hoorigen. Als erstes warben 19 Nachwuchs-Narresome in bunten Kostümen quirlig tanzend für den Klimaschutz, später präsentierten die Jugendlichen sich als temporeiche "Space-Girls" aus dem All.

Narrenrentner in Lederhose

Die "Weinstand-Lümmler" Michael Kirnberger, Wolfgang Kratt und Wolfgang Greiff nahmen manches Lokalgeschehen aufs Korn, etwa einen Rhein-Tunnel als Alternative zur vorläufig gescheiterten Europa-Park-Seilbahn. In Lederhose gekleidet betätigten sich die Narrenrentner Thomas Dees, Otto Baumann, Michael Frey samt Tanja Hauger und Ulrike Baumann als weitere Spötter. Etwa zum kommenden Ettenheimweilerer Funkmast, über den schon jetzt alle dort strahlen.

Oder die Ruster, die nun mit der neuen Rulantica-Wasserwelt endlich mal sauber werden. Auch das zu schließende Ettenheimmünsterer Seniorenheim war Thema. "Macht nichts. Das Kloster ist ja auch schon zu!"

Umsiedlung und Aussterben

Schließlich durften vor der Pause zwölf protestierende Hästräger nicht fehlen, die Dominic Müller als lebensgroßen goldenen "Mucki" tanzend vor dem Aussterben durch Baustellen-Bagger oder drohende Umsiedlung in Ortsteile retten wollte. Dann konnte auch die musikalisch beide Abende begleitende Stadtkapelle mit Jürgen Burmeister mal ausschnaufen.

Die Tanzgruppe "Hairspay" begeisterte später im Stil der 60er-Jahre mit dynamischem Tanz, bevor Moritatensänger Thomas Dees und Drehorgler Michael Frey von Felix Kopp aufgehängte Zeichnungen wahrer Geschichten kommentierten. Etwa zu einer versehentlich eingemauerten Katze. Der Narrenrat beschäftigte sich hingegen mit schräger Evolutionstheorie.

Katze wurde aus Versehen eingemauert

Danach stammen rothaarige Britannier von Münchweierer Gelruewe ab, brasilianische Paradiesvögel aus dem Münstertal und Schweizer aus Wallburg. Zum Stimmungshöhepunkt stürmten zehn bekennend schwergewichtige Babelotten-Damen schrill-bunt kostümiert das "Café Lotte" zur leiblichen Stärkung mit vitaminfreier Schokolade und um über modernes Familienmanagement zu lästern. Etwa mit Internet-Fernversand statt Einkaufen oder automatisierter Hausarbeit.

Damenballett zum Abschluss

Vor genau 66 Jahren hatten sich die Babelotten gegründet, bis heute gehören sie, in verjüngter Form, zum festen Repertoire des Hoorigen-Narrenspiels. Das endete spät abends mit den fulminanten Auftritt des 15 jungen Damen starken Balletts zu brasilianischen Rhythmen aus Rio. Auch bei dieser Gruppen blieben frenetische Zugabe-Rufe unerhört, denn sonst hätte der enge Narrenspiel-Zeitplan nicht eingehalten werden können.

Info: Abgestempelt

Mit zum gewohnten Narrenspiel-Zeremoniell gehörten auch in diesem Jahr wieder die dazugehörigen Stempel. Diese wurden den neuen Narren auf den Bauch gedrückt. Die Stempel bekamen am Freitag Eva Obergföll als Oberzunftmeisterin der Ringsheimer "Rämässer" und der Altdorfer Sendewellen-Narrenrat Joachim Hunn. Am Samstag mussten dann die Winzer Thomas Kirn (Zunftmeister der Reb- und Ackerbauzunft) und Michael Weber schwören, die Hoorigen-Sache künftig kraftvoll zu fördern – inklusive Frei-Wein.