Auch bei der Ölmühle Kirner in Grafenhausen gab es alte Mahlkunst zu bewundern. Foto: Rest Foto: Lahrer Zeitung

Mühlentag: Verhaltenerer Besuch als im vergangenen Jahr / Führungen zeigen alte Mahltechniken

Regen und 18 Grad haben am Pfingstmontag für einen deutlich verhalteneren Betrieb beim Mühlenwandertag gesorgt. Während vergangenes Jahr noch Tausende in der Sonne schwitzten, waren heuer Regenkleidung und warme Pullis angesagt.

Ettenheim/Grafenhausen. Doch zu Hause bleiben ist nicht – vor allem nicht bei den Wetter erprobten Mitgliedern und Freunden des Schwarzwaldvereins: Am Vormittag startete eine geführte Wandergruppe vom Ettenheimer Rathaus aus, um entlang des Ettenbachs die einst dort betriebenen teils noch erhaltenen zwölf Mühlen anzusteuern, bis ins hinterste Münstertal. Rund 20 der ersten Wanderer kamen dabei auch an einer "Verschnaufstation" des Münchweierer Kultur- und Heimatvereins vorbei, der an der Ablösle-Stellfalle seinen gewohnten Stand aufgebaut hatte, samt trockenen Plätzen unter Zelt und Schirmen. Dort fanden sich neben Dorfbewohnern auch eine stattliche Zahl an Wanderern und Radfahrern ein. Fröhlicher Kommentar am Wurst- und Steakgrill: "Es läuft immerhin mehr als nichts und die Holzkohle brennt noch." Allerdings wollte heuer niemand eine kühlende Erfrischung im plätschernden Bach suchen wie noch voriges Jahr.

Auch bei der offiziellen Endstation an der Ettenheimmünsterer Sägemühle hatte sich Familie Weißbach vorausschauend mit reduzierten Vorräten eingedeckt. Dennoch gingen noch erstaunlich viele Gyros, Flammenkuchen, Würste und Kuchenstücke über die Theken, auch im trockenen Schopf unter der historischen Gattersäge.

Die wird von einem fast 15 Meter hohen Lärchenholz-Wasserrad betrieben. Zimmermann Manfred Weißbach demonstrierte das ökologische Brettersägen mit reiner Wasserkraft. Von unten ließen sich dazu alte Mechanik und Treibriemen studieren. Darüber staunten nicht zuletzt Kinder, die teils zum ersten Mal in ihrem Leben vor einem laufendem Schaufelrad standen, das sie ansonsten nur aus Märchenbüchern kennen.

Auch bei der Fuchsmühle vor den Toren der Ettenheimer Kernstadt hatten Kinder über keine Langeweile zu klagen. Die Mühle ist zwar längst nicht mehr im Mahlbetrieb, aber dennoch mehr als schmückendes Beiwerk des Hofladens der Familie Kratt. Da lockten grunzende Schweine in den Stall, gleich nebenan Heu kauende samt Kälbern. In der wohl besetzten alten Scheune sorgte die Stadtkapelle Ettenheim für Schnitzel, Wurstsalat und Crêpes sowie Kaffee und Kuchen. Und weil rund 40 Helfer aus den Reihen der aktiven Musiker genug mit dem Küchenbetrieb zu tun hatten, sorgte derweil eine unter anderem aus Grafenhausen, Riegel und Orschweier zusammengewürfelte junge Kapellen-Gruppe unter der Leitung von Simon Ruf für beste Unterhaltung, mit Liedern quer durch Volkstümliches, Schlager und Jazz.

Frisches Walnussöl direkt aufs Brot

Zwischendurch sah es gegen 14 Uhr mit neuer Regenwolkenfront mal wieder ganz mau aus. Doch auch weiterhin machten sich unentwegte Wanderer und Radfahrer ausgestattet mit Regenschirmen und -jacken auf den Weg. So auch zur Grafenhausener Ölmühle. Schon beim Betreten des Innenraums der Mühle kam einem ein rauchiger Geruch entgegen, der aus dem Ofen kam, auf dem die Walnüsse erhitzt wurden. Bei Führungen verstand es Reinhold Kirner Junior, den Gästen die Technik der alten Mühle, die aus dem 17. Jahrhundert stammt, zu erklären. Sogleich war man in die Zeit zurückversetzt, als die Mühle noch mit einem Ochsen angetrieben wurde. Das Mühlrad zum Quetschen der Nüsse setzte sich in Bewegung. Zentimeter für Zentimeter senkte sich der Eichenbalken zum Pressvorgang und die ersten Tropfen des frischen Walnussöls flossen, das die Gäste mit Brot probieren durften. Für das leibliche Wohl sorgten die Mitglieder vom Schützenvereinen und boten neben Gegrilltem auch Kaffee und Kuchen an.

Auch wenn das Wetter nicht so mitspielte, wie sich das Mühlenbesitzer und bewirtende Vereine vorgestellt hatten, fiel das Fazit bei den meisten doch positiv aus: Statt sich darüber zu ärgern, dass viele die heimische Couch den alten Mühlen vorgezogen hatten, freute man sich über die, die sich trotz kühler Temperaturen auf den Weg gemacht hatten.