"Zwei Genies am Rande des Wahnsinns" ließen im Ettenheimer Kulturkeller kein Auge trocken. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Baal-Novo-Komödie sorgt in Ettenheim für viele Lacher / Ein Duo mit vielen Missverständnissen

Eine Komödie vom Feinsten: Mit "Zwei Genies am Rande des Wahnsinns" gastierte das Baal-Novo-Theater in Ettenheim, erntete damit zahllose Lacher und viel Szenenapplaus.

Ettenheim. Wegen des angekündigten – und tatsächlich eintretenden Regens – war das Bühnengeschehen vom Prinzengarten in den Kulturkeller verlegt worden, was dem tollen Schauspiel aber keinen Abbruch tat.

Die Handlung sprüht vor Witz: Ein Komiker in Geldnot (Benjamin Wendel) und ein ebenso heruntergekommener Staatsschauspieler (Maxime Pacaud) treffen sich auf einer Probebühne und versuchen vor dem Publikum, das sie für faulenzende Bühnenarbeiter und Putzkräfte halten, einen Kleinkunstauftritt für eine Veranstaltung zu erarbeiten.

Dabei entwickeln sich skurrile Dialoge, denn von ihren Agenten wurden die Akteure unterschiedlich verpflichtet: Auf eine Hochzeit und eine Beerdigung. Die merken das nicht, folgerichtig wundern sie sich nur übereinander. Nicht bloß deshalb, denn leiden können sie sich auch nicht. Schließlich einigt sich das zusammengewürfelte Duo darauf, eine Szene aus Romeo und Julia zu spielen, quasi zwischen Liebe und Tod.

Tarnkappen-Schauspieler und Dilettanten-Komiker

Der verkrachte Schauspieler Hermann von Högenstolz zieht dabei alle Register seines eingebildeten Könnens. Herrlich, wie Pacaud mit rollenden "R’s" knödelt und übertreibt, ganz so wie der berühmte Theaterdirektor Friese als Knallcharge, nur nicht auf Sächsisch. Der Alleinunterhalter Berthold Schmiddt ("mit ddt") hingegen versucht, seine mäßigen Spaßtalente unterzubringen, nicht minder genial von Wendel verballhornt. Das Duo nennt sich höflich "Kollegen", schätzt sich jedoch nur als Tarnkappen-Schauspieler und Dilettanten-Komiker ein.

Erwartungsgemäß gerät die Probe samt Rollen- und Regiewechsel zum Desaster. Da brechen Kindheitstraumata wieder auf. Beim Schauspieler sorgen elterliche Beethoven-Quälereien und ein zuschnappender Hund für zeitweiligen Gehörausfall und zitterndes Bein, der Komiker fällt in frühkindliche Sprachfehler zurück. So wird es natürlich nichts. Das Duo beharkt sich wortgewaltig mit bissigen Pieksereien bis zum dramatischen Szenenstreit, entdeckt zu allem Überfluss auch noch, dass beide einst gemeinsam von derselben Isabella betrogen worden waren: "Im Grunde genommen war sie ja auch ein Luder."

Darsteller kennen sich schon lange

Als Baal-Novo-Duo spielte das Paar erstmals zusammen. Doch kennen sie sich schon lange. Der Straßburger Maxime Pacaud, gelernter Schauspieler auch mit Gesangsfach, tritt nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland und Belgien auf. Benjamin Wendel, seit drei Jahren festes Ensemble-Mitglied von Baal Novo, ist schon im Ettenheimer KKW aufgetreten- kürzlich mit dem Einpersonenstück "Du bist meine Mutter", übrigens von Pacaud inszeniert.

Zurück zur Probenhandlung. Schließlich einigen sich die beiden Bühnen-Genies statt Romeo auf einen musikalischen Beitrag, setzen den mit Chorhilfe des "Putzfrauen"-Publikums um: "Freude schöner Götterfunken" erklingt da ebenso schräg wie alle vorangegangenen Theaterversuche in die Hose gingen. Happy End: Nach Beschwerde-Anrufen bei den Agenten stellt sich heraus, dass die beiden Getäuschten unbemerkt bei einem Kleinkunstwettbewerb gewonnen haben. Ihre Reaktion: "Von nun an sind wir ein Team, darauf gehen wir einen trinken." Das wurde vom Publikum im gut gefüllten Gewölbekeller mit begeistertem Schlussapplaus quittiert.

2005 wurde Baal Novo mit Doppelsitz in Straßburg und Offenburg gegründet. Noch immer ist es das einzige bi- linguale Theater Europas. Deren Stücke werden folgerichtig zumeist in deutscher und französischer Version aufgeführt, je nach Gastort. Im September wird Baal Novo seine erste eigene Spielstätte in Neuried eröffnen. Das ungewöhnliche Oval mit 175 Spielplätzen im obersten Stockwerk des "Europäischen Forums am Rhein" ist als Begegnungsstätte für Deutsche und Franzosen, gleichzeitig als europäisches Labor und Leuchtturmprojekt für den Eurodistrikt konzipiert.