So soll das Ettenheimer "Zentrum für Gesundheit" nach Fertigstellung der Bauarbeiten im Jahr 2025 aussehen (Abbildung unten). Neben dem bestehenden Gebäude (links) wird ein zweistöckiger Neubau entstehen (in Farbe). Foto/ Grafik: Ullrich/Ortenau Klinikum

Medizin: Ettenheimer Krankenhaus wird zum "Zentrum für Gesundheit"

Ettenheim - Wie wird das Klinikum Ettenheim nach den Umbaumaßnahmen aussehen? Die Neukonzeption zu einem "Zentrum für Gesundheit" soll bis zum Jahr 2025 erfolgen. Die genauen Pläne wurden nun im Ettenheimer Gemeinderat vorgestellt.

Künftig sollen die stationären Leistungen des Ortenau-Klinikums nur noch an vier Standorten erbracht werden: in Offenburg, Lahr, Achern und Wolfach. Das legt ein Beschluss des Kreistags aus dem Juli 2018 fest. Damals wurde die Umsetzung der Agenda 2030 für das Ortenau-Klinikum beschlossen. Damit verbunden: das Aus der stationären Leistungen in den bisherigen Krankenhäusern in Gengenbach, Kehl, Oberkirch – und auch in Ettenheim.

Umwandlung zur Rehaklinik vorgesehen

Für Ettenheim ist inzwischen ein Nachfolgekonzept entwickelt, das Klinik-Geschäftsführer Christian Keller und Silke Boschert, Vorsitzende des Paul-Gerhardt-Hauses Offenburg, dem Ettenheimer Gemeinderat in dessen Sitzung am Dienstagabend in der Stadthalle auf Einladung von Bürgermeister Bruno Metz erläuterten. Am selben Tag hatte bereits der Krankenhaus-Ausschuss des Kreistags die für Ettenheim entwickelte Konzeption gutgeheißen (wir berichteten).

Vorgesehen ist die Ansiedlung einer geriatrischen Rehaklinik, wie es sie bisher in Offenburg, Bad Krozingen, Elzach oder Nordrach gibt. Das "Zentrums für Gesundheit Ettenheim", so die vorgesehene neue Bezeichnung, soll folgendermaßen aufgestellt werden: mit einem ambulanten Operationszentrum, mit einem Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), Fachpraxen, Notfallpraxen, Notarzt und mit einer Rettungswache.

Nicht nur für Bürgermeister Bruno Metz verbindet sich damit die Hoffnung, dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ettenheimer Krankenhaus wohnortnahe Arbeitsplätze gesichert werden könnten. Allein bei der geriatrischen Reha sind laut der Vorsitzenden des Offenburger Paul-Gerhardt-Hauses Boschert achtzig Arbeitsplätze veranschlagt. Im inzwischen erreichten Stadium der Agenda-Beschlüsse mache es keinen Sinn mehr, den lange Zeit leidenschaftlich geführten Kampf um den Erhalt des bisherigen Akutkrankenhauses Ettenheim weiterzuführen. So formulierte es Bürgermeister Metz eingangs der Gemeinderatsitzung. Vielmehr gelte es, die Leistungspalette des künftigen Gesundheitszentrums so breit wie möglich zu sichern.

Erhalten werden sollen nach Klinik-Geschäftsführer Kellers Ausführungen die MVZ-Facharztpraxen Chirurgie mit den Schwerpunkten Unfall- und Viszeralchirurgie, Innere Medizin mit Endoskopie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, ebenso wie eine Röntgendiagnostik.

Betrieben werden soll die geriatrische Rehaklinik vom diakonischen Paul-Gerhardt-Werk. Letzteres wird mit seiner bisherigen Einrichtung von Offenburg nach Ettenheim umsiedeln. Die bisherige Bettenzahl wolle man von vierzig auf sechzig erweitern.

Die Aufnahme des Betriebs im neuen Ettenheimer Gesundheitszentrum wird für das Jahr 2025 angestrebt. Das MVZ sollte nach Ansicht von Bürgermeister Metz schon in der Bauphase der Reha in Betrieb genommen werden. Angedacht ist, den westlich gelegenen Altbestand für das MVZ zu belassen und den ganzen Bettentrakt des bisherigen Krankenhauses abzureißen. Dieser soll durch einen Neubau (Baubeginn 2023) mit zwei V-förmig angeordneten Flügeln samt Querspangen und Lichthöfen mit zeitgemäßer Raumstruktur ersetzt werden.

Die architektonische Planung liegt in Händen der Werkgruppe Lahr. Die Baumaßnahmen werden derzeit auf knapp 17 Millionen Euro veranschlagt. Die Investitionen will das Klinikum durch einen auf 40 Jahre ausgelegten Mietvertrag mit dem Paul-Gerhardt-Werk refinanzieren.

Als "höchstes Gut" bezeichnete Keller die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man wolle den Personal-Stand von rund 120 Mitarbeitern halten.

Das Fazit am Ende der Gemeinderatssitzung war, dass alle Verantwortlichen in der neuen Konzeption "Gewinner" sehen, wie es Bürgermeister Metz formulierte: die Ettenheimer Raumschaft, die Stadt, das Klinikum, das Paul-Gerhardt-Werk, die Patienten.

n Bernd Billharz (SPD): "Nach jahrelangen Nackenschlägen aus Offenburg liegt uns nun eine gute Nachfolge-Konzeption für unser Krankenhaus vor."n Marion Fleig (FLE): Die Gemeinderätin beurteilte die vorgesehene Notfallsprechstunde mit den Uhrzeiten 18 bis 20 Uhr wochentags und mit zwei Stunden am Wochenende kritisch. Ob hier nicht die Wahrscheinlichkeit bestehe, dass diese irgendwann ganz gestrichen wird?