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Wohnen in der südlichen Ortenau – hier Ettenheim – ist weiterhin sehr beliebt / Preise steigen

Südliche Ortenau - Bereits vor Corona war der Immiobilenmmarkt angespannt. Ob Baugrundstücke oder Wohnung: Die Nachfrage ist nach wie vor riesig. Die südliche Ortenau bildet da keine Ausnahme, wie ein Blick in die Kommunen zeigt.

Rein nach den aktuellen Immobilienpreise zu urteilen, hat die Corona-Krise zumindest in der südlichen Ortenau keine gravierenden Einschnitte hinterlassen. Doch wie sieht es in den Kommunen tatsächlich aus? Wie groß ist Nachfrage nach Baugrundstücken, Eigentums- oder auch Mietwohnungen? Die LZ hat sich umgehört.

 Mahlberg: "Aufgrund der vielen Absagen, die wir erteilen mussten, weil wir nicht alle Bauplatzinteressenten berücksichtigen konnten, ist ein weiterer Bedarf an Baugebieten und Bauplätzen gegeben", erklärt Bürgermeister Dietmar Benz. Aktuell sei im Flächennutzungsplan nur eine Fläche von etwa zwei Hektar im Stadtteil Orschweier für eine wohnbauliche Entwicklung angedacht und eingeplant.

Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage sei Mahlberg ein attraktiver Wohnort. Wie viele Interessenten derzeit gerade in Mahlberg Wohnraum oder ein Baugrundstück suchen – zum Erwerb oder zur Miete – kann der Rathauschef nicht sagen. "Meinem Gefühl nach würde ich behaupten, dass aktuell mehr Familien von außerhalb, also solche, die nicht in unserem Städtchen groß geworden sind, nach Baugrundstücken nachfragen", meint Benz.

In Mahlberg gibt es das im Jahr 2006 entwickelte Wohngebiet "Lachenfeld ober und unter dem Kirchweg". Die Flächen, die die Stadt vermarktet hatte, wurden zum Preis von 160 Euro pro Quadratmeter verkauft. Das Neubaugebiet "Orschweier-Nord" wurde 2020 vollständig erschlossen und zwischenzeitlich sind laut dem Bürgermeister auch alle Bauplätze, die die Stadt vermarktete, veräußert.

Der Bauplatzpreis lag bei 225 Euro pro Quadratmeter im voll erschlossenen Zustand. Für die deutliche Preiserhöhung seien nicht nur die gestiegenen Nachfragen, sondern auch die höheren Baukosten verantwortlich.

 Rust: Wie groß der Bedarf an Wohnflächen in Rust ist, wird allein an den fünf erschlossenen Baugebieten seit 2004 deutlich. Den Anfang machte der Ettenheimer Weg mit 120 Euro pro Quadratmeter 2004. Fünf Jahre später wurde der Ettenheimer Weg II erschlossen. Der Quadratmeterpreis stieg um zehn Euro.

Von 2013 bis 2017 kamen dann der Ellenweg II, III und IV hinzu. Letzterer wurde 2017 fertigstellt. Dort kostet der Quadratmeter 200 Euro. Trotz der gestiegenen Wohnfläche gebe es weiterhin viele Anfragen für weitere Baugebiete, erklärt Kai Melder vom Ruster Bauamt. Nach derzeitigem Stand werde in den nächsten Jahren aber kein weiteres Baugebiet erschlossen. Die Anzahl von Bürgeranfragen sowie von Auswärtigen nach Wohnraum halte sich etwa die Waage.

 Kippenheim: Im Bauamt registriert die Gemeinde immer wieder Nachfragen nach Wohnraum, erklärt Anja Jülch, Assistenz des Bürgermeisters. Allerdings führe sie keine Listen und es findet keine Differenzierung statt zwischen Baugebieten, Immobilien sowie Mietobjekten. Als Baugebiet gebe es aktuell den Mühlenpfad IV. Dort kostet der Quadratmeterpreis 250 Euro. Ein weiteres sei in der Zukunft im Herrschaftswald in Schmieheim geplant, berichtet Jülch.

Ettenheim: "Derzeit haben wir circa 70 aktive Nachfragen nach Wohnbaugrundstücken vermerkt", berichtet Markus Schoor vom Ettenheimer Bauamt. Auch bezüglich der Mietwohnungen treffen regelmäßig Anfragen ein. Eine sehr lange Warteliste sei die Folge.

Da die Nachfrage nach Wohnraum schon längere Zeit so stark ausgeprägt ist, betreibe die Stadtverwaltung eine aktive Wohnraumpolitik mit vielen verschiedenen Facetten. Durch die Unterstützung von Innenentwicklungsprojekten privater Investoren entstehen Mehrfamilienhäuser. Durch Änderung von Bebauungsplänen können weitere Innenentwicklungspotenziale geschaffen werden.

Die Erfahrung zeige, dass viele Interessenten in dem Ort, an dem sie aufgewachsen sind, bleiben oder auch wieder zurückkommen wollen. Aktuell stehe man vor der Fertigstellung des Baugebiets "Erweiterung Steinröhre" im Ortsteil Altdorf.

Die Grundstückspreise liegen in diesem Gebiet zwischen 285 und 295 Euro pro Quadratmeter. Für weitere Gebiete wie etwa Supperten II in Ettenheim laufen derzeit Planungen und Gespräche mit den Grundstückseigentümern.

Die Preise für Bauland haben sich in den vergangenen Jahren wegen der stark steigenden Erschließungskosten und den Kosten für Ausgleichsmaßnahmen ebenfalls deutlich erhöht, weiß Schoor. Demnach hätten sich die Kosten mehr als verdoppelt. Ein erklärtes Ziel sei obendrein, im Ortsteil Münchweier ein Baugebiet auszuweisen. Auch im Ortsteil Wallburg laufen Diskussionen, ein weiteres Baugebiet anzustoßen.

Bauen, kaufen und mieten

Nach Angaben des Instituts IVD (Gesellschaft für Immobilienforschung und Berufsbildung) sind voll erschlossene Wohnbaugrundstücke für Ein- oder Mehrfamilienhäuser 2020 im Vergleich zu 2019 nicht teurer oder billiger geworden.

Einfamilienhäuser: Ein Blick auf freistehende Einfamilienhäuser zeigt aber ein anderes Bild: So sind in Mahlberg (320.000 auf 345.000 Euro), Ettenheim (380.000 auf 400.000 Euro) und Rust (400.000 auf 450.000 Euro) die Preise deutlich gestiegen.

Eigentumswohnungen: Auch bei den Eigentumswohnungen hat die Europa-Park-Gemeinde eine Preiszunahme zu verzeichnen. Von Herbst 2019 bis Frühjahr 2020 hat sich der Preis von 2300 Euro auf 2500 Euro pro Quadratmeter erhöht. In Ettenheim und Mahlberg liegen die Preise bei 2300 Euro pro Quadratmeter.

Mietwohnungen: Ähnlich verhält es sich bei den Mietwohnungen Mahlberg und Ettenheim liegen mit sieben Euro pro Quadratmeter auf einem Niveau. In Rust dagegen lagen die Quadratmeterpreise schon im Herbst 2019 bei 7,50 Euro. Im Frühjahr 2020 sind sie dann nochmals um 50 Cent gestiegen.