Im Jahr 2021 will die Volksbank ihr Gebäude in der Ettenheimer Innenstadt verlassen und einen Neubau im Gewerbegebiet "Radackern" beziehen. Dann richtet die Stadt in der Friedrichstraße eine Mediathek ein, die Ende 2022 fertig sein soll. Foto: Decoux-Kone

Stadt Ettenheim kauft Haus in der Friedrichstraße. Geldinstitut baut im "Radackern" neu.

Ettenheim - Bücher ausleihen, statt Kredit beantragen: Wenn die Volksbank 2021 aus ihrem Gebäude in der Friedrichstraße in einen Neubau im Westen Ettenheims zieht, will die Stadt dort eine Mediathek einrichten. Beide Seiten planen Millioneninvestitionen.

Was die LZ bereits am Dienstag berichtete, hat der Vorstandsvorsitzende Peter Rottenecker am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Ettenheimer Rathaus bestätigt: Die Volksbank verlässt die Innenstadt, um im Gewerbegebiet Radackern ein "modernes Finanzdienstleistungszentrum" zu bauen. "Die Fläche im derzeitigen Gebäude ist inzwischen einfach zu groß", erklärte Rottenecker. Andererseits stelle Ettenheim für die Volksbank "einen wichtigen Standort" dar, den man nicht aufgeben wolle. In der Stückle-Straße habe man einen idealen Standort für die neue Niederlassung gefunden.

Auf dem Grundstück, das die Volksbank bereits von der Stadt gekauft hat, ist ein dreigeschossiger Bau mit einer Nutzfläche von 1300 Quadratmetern vorgesehen. Die Bank geht zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einer Investition von rund 3,5 Millionen Euro aus. Der Mitarbeiter-Stamm von derzeit etwa 70 Bediensteten in der Ettenheimer Filiale werde auf jeden Fall gehalten, möglicherweise noch vergrößert, so Rottenecker. Deutlich ausbauen werde man im neuen Gebäude die zunehmend gefragte Videoberatung. Der Umzug ist 2021 geplant.

Dann will die Stadt parat stehen. Im Rathaus ist man bekanntlich seit Jahren auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten für die Bücherei, die im ehemaligen Gefängnis sowohl hinsichtlich der Raumgröße (250 Quadratmeter) als auch des Medienbestands längst an ihre Grenzen gestoßen ist, wie Bürgermeister Bruno Metz am Mittwoch erklärte. Fachbehörden gingen angesichts von 13 000 Einwohnern vom Dreifachen an Fläche, hinsichtlich der Medien vom Doppelten des derzeitigen Bestands aus. Zudem verfügt die Bücherei nicht über einen barrierefreien Zugang.

Neben einer modernen Mediathek soll das Gebäude in der Friedrichstraße (Nutzfläche rund 3100 Quadratmeter) künftig auch das Stadtarchiv beheimaten, das derzeit im Palais Rohan und Rathaus eher ein Hinterzimmer-Dasein friste.

Um die geplanten Einrichtungen unterzubringen, seien Umbaumaßnahmen zumindest in Unter- und Erdgeschoss erforderlich, erklärte Metz. Ob man die Obergeschosse für Büros und Wohnungen nutzen könne, müsse unter verschiedenen baulichen Aspekten (etwa Sicherheit und Brandschutz) noch geprüft werden.

Hinsichtlich der mit den Vorhaben verbundenen Kosten für die Stadt gab sich der Rathauschef zurückhaltend. Den Gebäudewert in der Friedrichstraße habe man durch ein unabhängiges Gutachten ermitteln lassen. "Wir bewegen uns sicherlich im siebenstelligen Bereich", so Metz mit Blick auf Erwerb und Umbau. Eine Mediathek und eine professionelle Betreuung des Archivs seien zudem zweifellos mit weiteren Personalstellen verbunden.

Er habe seine "Fühler in der Vergangenheit in alle Richtungen ausgestreckt", um eine passende Immobilie für eine Mediathek zu finden, erklärte Metz – "aber nicht in diese". Vor rund einem Jahr habe die Volksbank dann signalisiert, sich von ihrem Gebäude trennen zu wollen. Im September hat der Gemeinderat dem Erwerb nicht-öffentlich zugestimmt. Mittel für entsprechende bauliche Planungen sollen im Haushalt 2020 eingestellt werden, um "dann gleich loslegen zu können, wenn die Volksbank 2021 umgezogen ist", so Metz. Das Reisebüro, das sich das Gebäude derzeit noch mit der Volksbank teilt, darf, wenn es nach ihm geht, bleiben, sagte der Bürgermeister. Die Frage, ob schon eine Nachfolgenutzung für die derzeitigen Räume von Stadtbücherei und Archiv ins Auge gefasst sei, verneinte er.

Metz sieht den Umzug der Volksbank "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Auf der einen Seite biete sich "städtebaulich und infrastrukturell eine tolle Möglichkeit". Andererseits verliere die Altstadt mit dem Weggang der Bank und seiner Mitarbeiter ein Stück Leben: "Der Weg in die Lokale, zum Bäcker und Metzger fällt weg." Vorstandschef Rottenecker nannte das Vorhaben seiner Bank "ein klares Bekenntnis zu Ettenheim".

Das SB-Center soll bleiben

Ganz will sich die Volksbank nicht aus der Ettenheimer Innenstadt zurückziehen. Während die individuelle Kundenberatung nach dem Umzug komplett am neuen Standort in den "Radackern" stattfinden wird, soll ein SB-Center in den bisherigen Räumlichkeiten in der Friedrichstraße verbleiben. Dort kann also weiterhin Geld abgehoben, können Kontenauszüge ausgedruckt und Überweisungen getätigt werden. Auch einen Briefkasten werden Kunden dort finden, verspricht Bank-Chef Peter Rottenecker.