Rund 120 Besucher erlebten ein überzeugendes "Werkstattkonzert" in Münchweier. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Mendelssohns "Elias" in der Heilig-Kreuz-Kirche Münchweier / Seit September wird geprobt

Es sei ein neuer Begriff für das Dorf, leitete Dirigent Bernhard Schmidt seine Begrüßung vor annähernd 120 Zuhörern in der Heilig-Kreuzkirche zur ersten Matinee ein. Eigentlich sei das hier ein "Werkstattkonzert". Eines, das Lust auf mehr macht.

Münchweier. Es sei ein Werkstattkonzert vom Münchweierer Kirchenchor nämlich – gemeinsam mit dem Gundelfinger Kammerchor Cantemus zum anspruchsvollen Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Die Chöre proben schon seit vorigem September an dem insgesamt zweistündigen Kirchenwerk. Nun präsentierten sie einige Ausschnitte daraus. Zwischendurch erläuterte der Freiburger Pfarrer Jörg Sieber die Geschichte des alttestamentarischen Propheten Elias. Der hatte im neunten Jahrhundert vor Christus im alten Nordisrael laut Bibel gegen den dort konkurrierend verehrten Wasser- und Regengott Baal samt König gekämpft, sich dazu sogar ein Totenerweckungswunder besorgt.

Die 85 Stimmen starke Chorgemeinschaft überzeugte bei entsprechend ausgewählten Szenen mit Kraft und Ausdruck auch für Dramatik. Ganz so, wie es vor gut 150 Jahren der Romantiker Mendelssohn auf seine Notenblätter gebracht hatte.

Der renommierte Freiburger Bassbariton Manfred Bittner gab als Solist einen durchgehend überzeugenden und durchsetzungskräftigen Elias im Wechsel mit dem Chor, ob er nun ein Wunder forderte oder bei einem "Wettbewerb" mit den Baal- Anhängern siegte. Da ging es um viele Feuereffekte, nachzulesen im Alten Testament.

Als Engel glänzten zwischendurch stimmlich-solistisch neben Annette Tolle auch Eva Rohr, Christiane Roth und Nadine Joseph, die ansonsten im ebenfalls von Schmidt geleiteten Freiburger John-Sheppard-Ensemble mitwirken. An der Orgel begleitete David Kiefer.

Später – ab Szene 34 – wurde der Prophet recht rachsüchtig, samt blutigem Gemetzel an den Baal-Anhängern. Dazu merkte Pfarrer Sieber an, dass neben früher Christenverfolgung zu römischen Zeiten deren Kirche leider später auch selbst viele "Heiden" rechthaberisch aus vorgegebenen ideologischen Gründen massakrierte, einzeln oder massiv. Sieber nahm Judenverfolgung und aktuelle Islamfeindlichkeit zum Anlass, um zu mahnen. Religiöse Verfolgungen seien weder zu beschönigen noch zu rechtfertigen: "Wehret den Anfängen!" Auch der Islam gehöre zu Deutschland, so Sieber.

Sofern sollte der alttestamentarische Prophet Elias besser nicht als Vorbild dienen, auch wenn der laut Bibel gegen Götzenanbetung erfolgreich gekämpft hatte – mit recht vielen Feuereffekten und brachialer Gewalt. Das Flammenthema zieht sich natürlich auch bei Mendelssohn musikalisch durch. Mit einem feurigen Wagen und ebensolchen Rössern entrückt der Prophet schließlich gen Himmel. Im heutigen orthodoxen Judentum gilt er als Symbol für Standhaftigkeit. Mendelssohn, als Kind evangelisch getaufter Jude, hatte darüber kritischer geurteilt: Elias sei "stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster" gewesen.

Der Doppel-Chor Bernhard Schmidts samt Solisten stellte schon mit der Matinee-Auswahl des "Elias" neben makelloser Stimmstärke seinen kraftvollen Ausdruck unter Beweis. Davon können sich Zuhörer am 20. Oktober ein weiteres Mal überzeugen, wenn dieselbe Besetzung den kompletten Mendelssohn’schen "Elias" in der Ettenheimer St. Bartholomäus-Kirche singt.