Beeindruckender Blick über das Atlasgebirge. Im kommenden Jahr will Wendelin Hug die Fotos wieder aus seinem Segelflugzeug schießen. Foto: Fliegergruppe Foto: Lahrer Zeitung

Wendelin Hug fliegt im Touristenjet – und kündigt seine Wiederkehr im Segler an

Altdorf/Marrakesch (red/fx). Wochenlang standen Wendelin Hug und Hannes Meier in den Startlöchern. Doch das Wetter machte ihrem Segelflugprojekt einen Strich durch die Rechnung. Kurzerhand ging’s im Touristenjet nach Marokko. Für Hug steht fest: "Ich komme wieder – aber im Segelflieger."

Dreieinhalb Stunden dauerte die Reise an Bord eines Airbus A380. Mit dem Segelflugzeug ließe sich die Strecke in dieser Flugzeit keinesfalls realisieren, wenngleich die Überquerung der Straße von Gibraltar und des Atlasgebirges vom Flugplatz Altdorf-Wallburg aus in diesem Jahr bereits konkret geplant war.

Von Anfang Mai bis Mitte Juni scharrten Hug, Vorsitzender der Fliegergruppe Lahr-Ettenheim, und Hannes Meier, gleichermaßen erfahrener Pilot der Luftsportgruppe Hütten-Hotzenwald, mit den Hufen: In sechs bis acht Tagesetappen von jeweils 400 bis 600 Kilometern wollten sie das marokkanische Ouarzazate am südlichen Fuße des großen Atlas-Gebirges im Segler erreichen. Die Wetterlage ließ das Projekt sterben, Hug stieg in die große Maschine.

Es ist ein wenig, als ob man die Sprintqualitäten der marokkanischen Spitzmaus mit denen der afrikanischen Gazelle vergleichen wollte: 311 Kilonewton Schub pro Triebwerk – was in etwa 16 000 PS je Turbine beim Airbus A380 entspricht – stehen 42 Kilowatt sowie einem maximalen Drehmoment von 220 Newtonmeter (entspricht in etwa 70 PS) beim Segelflugzeug "Arcus M" gegenüber. Allerdings lässt sich die Leistung eines Segelflugzeugs ohnehin nicht in Antriebsenergie messen, Ziel des Segelfliegens ist es ja gerade, ohne künstlich erzeugten Antrieb große Strecken zurückzulegen.

Dass diese Art des Reisens zwar grundsätzlich planbar ist, die tatsächlichen meteorologischen Gegebenheiten im Einzelfall jedoch auch über Wochen hinweg von den üblicherweise vorherrschenden Bedingungen abweichen können, mussten Hug und seine Kameraden in dieser Saison am eigenen Leib und Flugzeug-Rumpf erfahren.

Souverän neigt nun der "große Bruder" seine Flugzeugnase in den Landeanflug auf Marrakesch. Was Hug dabei durch den Kopf geht? "Schöner wäre es in diesem Moment freilich, das eigene Flugzeug in Landekonfiguration zu setzen. Dafür ist die Landung aber exakt nach Zeitplan verlaufen", relativiert Hug schmunzelnd.

Auch bei der Gepäckaufnahme im Terminal will er sich nicht beschweren: Ungewohnt voluminös bemessen, bot sich dieses Mal sogar die Möglichkeit, neben Toilettenartikeln und Wechselwäsche auch noch ausreichend Oberbekleidung einzupacken. Die Zuladung im Sportflugzeug hingegen wird eher von Flugzeugzubehör und Kartenmaterial dominiert – vor allem im Segelflugzeug mit der ungleich längeren Reisedauer bliebe da wenig Platz für Komfort und Eitelkeiten, so der Pilot.

Passabel ausgestattet wird zur Erkundung von Land und Leuten aufgebrochen – schließlich ist man nicht nur wegen des marokkanischen Minztees "Nana" in die Königsstadt nördlich des hohen Atlas gereist. "Abwarten und Tee trinken musste ich zu Hause schon genug in dieser Saison", erklärt Hug augenzwinkernd.

Am ersten Tag führt die Erkundungstour über den Gebirgspass in die Umgebung von Ouarzazate. Denn das Segelflug-Projekt ist noch längst nicht aufgegeben. Bereits ab Anfang Mai kommenden Jahres will Hug mit zwei Fliegerkameraden wieder auf die Gelegenheit lauern, mit dem Segler in Richtung Afrika aufzubrechen. Der Flugplatz Ouarzazate ist dabei ihre erste Wahl, idealer Ausgangspunkt für Segelflüge über das Atlas-Gebirge und die Sahara. Weil die zerklüfteten Gebirgsketten und engen Täler jedoch geradezu lebensfeindlich anmuten, sollte eine Außenlandung hier besser nicht vonnöten sein.

Auch die Küstenstadt Essaouira sowie Marrakeschs malerische Märkte, die "Souks", auf dem berühmten "Djemaa el-Fna" und das Koutoubia-Minarett haben – neben den gastfreundlichen, unkomplizierten und offenen Menschen – einen bleibenden Eindruck bei Hug hinterlassen. Sein persönliches Fazit: "Marrakesch ist eine eindrucksvolle Stadt mit sehr unterschiedlichen Lebensstilen", die sich nach Hugs Empfinden zu einem lebhaften und gelungenen Ganzen vereinen. "Und, soviel ist sicher: Marokko, ich komme wieder, nächstes Mal im Segelflieger."