Starker Ausdruck: Die 29 Darsteller im Alter von elf bis 13 Jahren zeigten eine reife Leistung auf der Bühne. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Musical: Junge Ettenheimer Gymnasiasten begeistern ihr Publikum

Die Eingangsmusik, hinein in den dunklen, vollkommen mit erwartungsfrohen Besuchern besetzten Raum, verheißt Unheil. Immer wieder das unüberhörbare Leitmotiv: "Dies irae, dies illa" – Tag der Tränen, Tag des Zorns. Unstrittig mit Bedacht von Andreas Schmittberger, dem Komponisten, in seine musikalische Einstimmung eingefügt. Die erste Szene im Rampenlicht der Mensa-Bühne am Städtischen Gymnasium in Ettenheim bestätigt den akustischen Eindruck: Leonardo stellt seinem Vater die bohrende Frage: "Warum verschanzen wir uns plötzlich im Wald", wo es für den Jugendlichen bisher inmitten menschlicher Besiedlung doch viel interessanter war.

Man muss wissen: Leonardo, Hieronymus und Domingo bewegen sich im Jahr 1348 – finsterstes Mittelalter also. Sein Vater ist Medicus. Er erforscht die Geheimnisse des Lebens, glaubt an die Macht der Sterne. Leonardos Mutter indes konnte er nicht helfen, ihr Leben nicht retten – und muss den Zugriff des Großinquisitors fürchten, dem er sich dann prompt auch im finstersten Wald nicht zu entziehen vermag. Den Sohn rettet allein ein Amulett in Form eines Skarabäus per Zeitsprung in das Jahr 2019, während dem Vater der Scheiterhaufen droht.

Der Zeitsprung – für Leonardo, das Löwenherz, tatsächlich eine Rettung? Was da beispielsweise Schizzo mit seiner Gang an Terror unter den Gleichaltrigen verbreitet, das mag man weder für die "ordentlichen Jugendlichen" noch für Leonardo, der in Anton, dem als Loser Verschrienen, einen Freund findet, eine "Rettung" sein. Wiewohl auch Leonardo die Weisheit seines Vaters "divide et impera" (teile und herrsche) als Geheimnis von Freundschaft propagiert – Schizzos Terror behält die Oberhand, bis hinein in den Unterricht von Geschichtslehrerin Frau Knaubloch – gemeinhin nur als Frau Knoblauch tituliert.

Nur ein winziger Wermutstropfen

Und am Ende obsiegt dann eben doch die Freundschaft! Per Zufall findet sich das Amulett, obsiegt die Freundschaft der anfänglich sieben. Aus Schizzos Clan wechseln seine Anhänger nach und nach zu "den Guten", Leonardo schafft dank Amulett den Zeitensprung, um seinen Vater vor dem Scheiterhaufen zu retten.

Happy End pur – auch für die beeindruckende Musical-Truppe der Musiklehrer Markus Hummel und Referendarin Lena Winkler. Lang anhaltender Beifall und geforderte Zugaben sind bester Beweis dafür, dass die 29 Fünft- bis Siebtklässler ihr Publikum zu begeistern wussten, ob nun in einer der Hauptrollen, in der Gruppe, im Chor.

Ein tolles Gesamtwerk, in das auch Choreografie, Maske, Kostüme nebst Eltern einbezogen werden müssen. Dass der musikalische Hintergrund aus dem Lautsprecher bisweilen die zarten Stimmchen der Elf- bis 13-Jährigen übertönte, blieb dann in der Tat auch der einzige Wermutstropfen einer tollen Aufführung. Klaus Schade