Ehrenbürger Fritz Broßmer bei der Übergabe des "Goldenen Buchs" an die Stadt im März 1957 Repro: Hoffmann Foto: Lahrer Zeitung

Gedenken: Ehrenbürger Fritz Broßmer wäre am Montag 125 Jahre alt geworden

Zu den Menschen, die in Ettenheim Bleibendes geschaffen haben, gehört Fritz Broßmer. Am kommenden Montag wäre der Ehrenbürger, Mundartdichter und Grafiker 125 Jahre alt geworden.

Ettenheim. Broßmer kam am 19. September 1891 als Sohn des Stoffdruckers, Färbers und Bürgermeisters Joseph Broßmer im Haus links vor der Spitalkirche in Ettenheim zur Welt.

Sein Vater nahm den bevorstehenden Besuch von Großherzog Friedrich am 28. September 1891 zum Anlass, nicht nur die "Lange-Straße", die vom Oberen Tor bis zur "Dirnlebrücke" beim "Deutschen Hof" führte, in "Friedrichstraße" umzubenennen, sondern auch seinen Sohn auf den Namen des Landesherrn taufen zu lassen. Bürgermeister Broßmer starb schon 1905 im Alter von 55 Jahren, sodass die Mutter ihren Fritz aus finanziellen Gründen nur bis zur mittleren Reife auf der "Schtudentenschuel", dem Ettenheimer Gymnasium, lassen konnte. Denn es fiel ihr schwer, das Schulgeld aufzubringen.

Seine Heftchen sind heute wahre Schätze

Die Witwe suchte für ihren Sohn eine Lehrstelle, die sie in unmittelbarer Nachbarschaft fand. "Burgermeischters Fritzli", wie er sich in einer Erzählung selbst nannte, begann somit in der Druckerei von Joseph Leibold, in der auch die 1872 gegründete "Ettenheimer Zeitung" gedruckt wurde, 1907 eine Lehre als Schriftsetzer. Nach der damals noch üblichen Wanderschaft, die ihn in die Schweiz führte, und nach den Jahren als Sanitäter im Ersten Weltkrieg fand er in Freiburg eine Anstellung. Im Laufe seines Arbeitslebens war er als Schriftsetzer, Korrektor, Lehrlingsausbilder und Grafiker tätig.

In Freiburg zeigte sich auch seine dichterische Begabung. Bei geselligen Abenden trug er seine humorvollen Mundartgedichte vor und veröffentlichte im Eigenverlag zehn Heftchen in Mundart, denen er zum Teil recht nahrhafte Titel wie "Krut und Ruewe", "Bibilikäs", "D’r Schwartemage", "Leberknöpfli" und "Ziewelekueche" gab. Noch heute sind die Broßmer-Heftchen begehrt und werden gelegentlich in Antiquariaten als kleine Kostbarkeiten angeboten.

Doch sein größtes Werk ist das "Goldene Buch", das er für seine geliebte Heimatstadt geschaffen hat. Darin sollten künftig, so der Wille des "Ettenheimers in der Fremde", wichtige Ereignisse im Leben der Stadt wie in einer Chronik festgehalten werden. Die Übergabe an die Stadt erfolgte im März 1957. Gleichzeitig wurde Broßmer zum Ehrebürger ernannt.

Zwei Jahre lang hatte sich dieser um die Entstehung, grafische Gestaltung und Finanzierung dieses Werks bemüht. In gotischer Schrift, verziert mit kunstvollen Initialen, schrieb er die geschichtlichen und aktuellen Beiträge von Johannes Baptist Ferdinand und den Vertretern der Ettenheimer Behörden und Institutionen Buchstabe um Buchstabe nieder. Er selbst erzählt von Kindheitserinnerungen und berichtet über das Ettenheimer Brauchtum. Nahezu 60 Jahre lang konnten in dem von ihm geschaffenen "Goldenen Buch" viele Begebenheiten aus dem Leben der Stadt dokumentiert werden, eine Aufgabe, die seit 2005 das neue "Goldene Buch" erfüllt.

Schon im Oktober 1952 hatte Broßmer zur Einweihung des neuen Krankenhauses auf dem Meierberg ein ebenso prächtiges Buch für das Städtische Krankenhaus Ettenheim hergestellt, das im Februar 2014 von der Verwaltung des Klinikums Lahr-Ettenheim dem Archiv der Stadt übergeben wurde.

Zum 100. Geburtstag Broßmers veranstaltete der Historische Verein Ettenheim vor 25 Jahren eine Ausstellung im Bürgersaal und brachte auch ein Bändchen mit seinen Gedichten und Erzählungen heraus. Zuvor hatte schon Hubert Machleid mit der Herausgabe einer Gedichtauswahl die Erinnerung an den Ehrenbürger wachgehalten, der am 3. Februar 1963 im Alter von 72 Jahren in Freiburg gestorben war.