Kultusministerin Susanne Eisenmann (rechts) genoss zunächst gemeinsam mit dem Ettenheimer CDU-Vorsitzenden Klaus Keller (von links), ihrem Amtsvorgänger Helmut Rau und ihrer Fraktionskollegin Marion Gentges das Heringsessen, um dann klare Worte zur Zukunft des Bildungssystems im Land zu sprechen. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Heringsessen: Susanne Eisenmann bei der CDU in Ettenheim / Entwicklung bei Viertklässlern "erschreckend"

"Bildungspolitik ist Ländersache" – und soll es bleiben. Das war nur eine zahlreicher klarer Botschaften, die Landeskultusministerin Susanne Eisenmann am Tag nach Aschermittwoch zum Heringsessen der CDU Ettenheim mitgebracht hatte.

Ettenheim. Nach einem Kurzvortrag über "Aktuelles in der Bildungspolitik Baden-Württemberg" setzte sich Eisenmann "in der Schulstadt Ettenheim" (CDU-Vorsitzender Klaus Keller) mit einem kritisch-kompetenten Auditorium auseinander.

Eisenmann verwies auf die derzeitigen Bemühungen der Kultusministerkonferenz, wie man den Bildungsunterschieden in den einzelnen Bundesländern gerecht sowie gemeinsame Standards und Vergleichbarkeit herstellen könne. Dass die Viertklässler Baden-Württembergs in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen in den vergangenen Jahren geradezu abgestürzt seien – nach langer Zeit an der Spitze mittlerweile allenfalls noch "unteres Mittelfeld" darstellten – sei "erschreckend", stellte Eisenmann fest.

Berufliche Ausbildung soll aufgewertet werden

Das bedürfe der Ursachenforschung – und natürlich der Abhilfe. Mit neuen Programmen, die schon für die Kindergärten aufgelegt würden, gezielter Sprach- und motorischer Förderung, veränderten Schuleingangsuntersuchungen sowie einer intensiven Elternberatung sieht Eisenmann gute Chancen zur Besserung. Zudem sei es wichtig, nicht nur überforderte, sondern auch begabte Kinder zu unterstützen.

Ein klares Plädoyer gab Eisenmann für die Vielfalt der Schularten in Baden-Württemberg ab. Dass die weiterhin unverbindliche Grundschulempfehlung inzwischen den weiterführenden Schulen zumindest wieder vorgelegt werden müsse, sei ein wichtiger Schritt, mit den Eltern zusammen die beste Schule für das Kind zu wählen. Damit könne auch das aktuelle Phänomen gebremst werden, dass außergewöhnlich viele Schüler der sechsten, siebten und achten Klassen die Schulart wechseln müssen, weil sie überfordert sind. Wichtig ist der Kultusministerin auch die Aufwertung beruflicher Ausbildung, die in ihrer Wertigkeit dem Studium gleichgestellt werden müsse. Dass man in der Vergangenheit der Haupt- oder Werkrealschule den Stempel der "Restschule" aufgedrückt habe, sei ein großer Fehler gewesen.

Dass sich unter den rund 100 Heringsessern eine große Zahl an Gesprächspartnern befand, die in ihrem beruflichen Alltag als Erzieherinnen oder Lehrer aus Erfahrung wissen, woran es im Bildungssystem hapert, dürfte der Kultusministerin schon früh während der anderthalbstündigen Diskussion klar geworden sein. Angesprochen wurden etwa die Inklusion, Personalmangel in Kitas und Schulen, Unverbindlichkeit der Grundschulempfehlung und die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Kritisch hinterfragt wurden auch Schwächen in der Lehrerausbildung, Ungereimtheiten von Unterrichtspraxis und Prüfungsabläufen sowie Regelungen zum Ganztagsschulbetrieb. Nicht immer stießen Antworten und Sichtweise der Ministerin auf Verständnis der Fragesteller – und umgekehrt. Dass Baden-Württembergs Kultuspolitik unter Eisenmanns Ägide die alarmierenden Zeichen der Zeit erkannt zu haben scheint – diesen Eindruck durfte man nach einem interessanten Gesprächsabends indes mit nach Hause nehmen.