Literatur hautnah: Um das Land der Bücher zu retten, braucht Professor von Brock, drei Kinder die genug Fantasie haben, um aus dem Großen Buch zu lesen. Fotos: Göpfert Foto: Lahrer Zeitung

Frederick-Tag: Stadtbibliothek lädt Grundschüler zur Autorenbegegnung ein / Appell an Vorstellungskraft und Fantasie

Zum Frederick-Tag kommen jedes Jahr abwechselnd die Grundschüler der Kernstadt und der Ettenheimer Ortsteile in die Stadtbibliothek, um dort Literatur hautnah zu erleben. Drei Autoren brachten Kindern dieses Jahr ihre Werke näher.

Ettenheim. Dieses Jahr waren die Zweit-, Dritt- und Viertklässler von Altdorf und Münchweier dran, sich von Autoren in fremde Literaturwelten entführen zu lassen. Zuerst ging es für 43 Viertklässler in das alte Rom, denn Frank Schwieger stellte ihnen sein Buch "Ich, Caesar, und die Bande vom Kapitol" vor. Welche Schwierigkeiten ein Zombie beim Fußballspielen hat, erfuhren 54 Zweitklässler, als Kai Pannen ihnen aus seinem Buch "Zombert. Fußball spielen verboten" vorlas. Eine ganz besondere Lesung erwartete aber 78 Drittklässler: In einer szenischen Lesung mit Schauspieler Torsten Blunk ging es für sie in das Land der Bücher.

Statt eines Autors sei für diese Lesung ein Professor gekommen, erklärte Stadtbibliothekarin Heike Labusga scheinbar überrascht. Mit Vogelgezwitscher und Musik zog Professor von Brock ein, aufgrund seiner Kurzsichtigkeit wähnte er sich allerdings nicht bei einer Lesung für Kinder, sondern bei einem Forscherkolleg. So sprach er die Zuhörer mit "Herr Doktor Bommel" und "Frau Doktor Ratz-Fatz" an, plauderte mit ihnen über ihre neuesten Werke und begrüßte auch die Forschergruppe "Kinder und ähnliche Kröten" im Publikum. Die Schüler hatten ihre Freude und lachten begeistert über die Verwirrtheit des Professors.

Merkwürdiger Professor zeigt das für ihn größte Wunder der Welt

Seinen Kollegen stellte der Welterforscher das bisher größte Wunder überhaupt vor: "Das Große Buch". Aus diesem Werk, das er im Urwald des Bücherlandes Sambesi gefunden habe, seien alle Geschichten der Welt entstanden. Seine Forscherkollegen waren skeptisch: Das Buch habe doch nur leere Seiten wandten etwa die Kinder "Doktor Tina" und Doktor Finn" aus dem Publikum ein.

Nun, so erklärte der Professor, Ungeduldigen würde das Buch sein Geheimnis niemals preisgeben. Doch wenn man ruhig sei und sich konzentriere, würden dort nach einiger Zeit Buchstaben erscheinen.

Als der Professor daraufhin tatsächlich zu lesen begann, sprangen die Drittklässler der Reihe nach auf, um zu sehen, was sich an dem Buch verändert hatte. Der Professor ermahnte sie jedoch ruhig zu bleiben und stattdessen zu erraten, welche Geschichten er gerade vorlese. Auf der "Räuber Hotzenplotz" und "Pettersson und Findus" folgte dann die Erzählung von der Bibliothekarin Heike Labusga, die noch kein Frühstück bekommen hatte, weil sich ihr Müsli in Krötenschleim und ihr Kräutertee in Bier verwandelt hatten. Hilfsbereit schenkte der Professor ihr sogleich einen sambesischen Knabberkeks.

Schließlich offenbarte das Buch aber die Geschichte vom Land der Bücher. Die Kinder trafen mit dem Professor zusammen unter anderem ein Furzbuch, ein Zitterbuch, schreiende Babybücher und sogar fliegende Bücher hatten in der Stadtbibliothek ihren Auftritt. Doch das Land der Bücher war bedroht: von mangelnder Fantasie. Drei Kinder mussten ihren Mut unter Beweis stellen – und aus dem großen Buch mit seinen leeren Seiten lesen, um das Land zu retten.

Nur mit Fantasie können die Kinder das Land der Bücher retten

Nach der Lesung durften die Kinder dem Schauspieler Fragen zur Produktion stellen: Wie flogen die Bücher? Warum wusstest du, was das Furzbuch sagte? Wie hast du das Zitterbuch gebastelt? Aber auch: Warum quietschen deine Schuhe? war dazu hören. Torsten Blunk verriet bereitwillig alle seine Tricks. Er hatte aber auch eine Bitte an sie: "Füllt die leeren Seiten eurer Fantasie! Das ist mein größter Wunsch!", erklärte er ihnen.

Der Frederick-Tag ist ein landesweites Literatur-Lese-Fest. Er wurde 1997 initiiert, um bei Kindern und Erwachsenen die Lust am Lesen zu steigern. Das Land Baden-Württemberg wirbt seither in der Zeit vor und nach dem 20. Oktober für eine aktive Leseförderung, für eine Verbesserung der Lesekompetenz sowie für den Umgang mit Literatur. Dieses Jahr sind in der Zeit vom 15. bis 26. Oktober landesweit alle Kultur-Träger aufgerufen, Aktionen zu veranstalten. Seinen Namen verdankt der Frederick-Tag dem Kinderbuch "Frederick" von Leo Lionni: Während die anderen Mäuse Vorräte für den Winter sammeln, sammelt Frederick Wörter, Farben und Sonnenstrahlen. Als die Wintertage grau und lang werden, erzählt er mit seinen "Vorräten" schöne Geschichten.