Ettenheimmünster - Im Trinkwasser von Ettenheimmünster sind Bakterien gefunden worden. Deshalb wird das Ortsnetz desinfiziert. Die Stadtverwaltung rät immunschwachen Menschen, das Wasser zusätzlich abzukochen.

Bereits vor zehn Tagen seien bei einer routinemäßigen Untersuchung in einer von mehreren Proben eine geringe Konzentration coliformer Keime (siehe Info) gefunden worden, teilte Ettenheims Tiefbauchef Udo Schneider am Mittwoch auf Nachfrage der Lahrer Zeitung mit. "In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt haben wir dann versucht, die Bakterien auszuspülen", so Schneider. Ohne Erfolg: "Auch bei der Nachbeprobung wurden Keime nachgewiesen."

Ergo hat die Stadt als Betreiberin der Wasserversorgung am Mittwoch eine Desinfektionsanlage in Betrieb genommen, dem Trinkwasser wird ab sofort Chlor beigemischt. "Dadurch kann es zu leichten Geruchs- und Geschmacksveränderungen im Trinkwasser kommen", erklärt Schneider. Gesundheitliche Bedenken bestünden nicht, allerdings sollte das Wasser für Menschen mit geschwächten Abwehrkräften – also vor allem Kranke, Ältere und Kleinkinder – vor dem Verzehr vorsorglich abgekocht werden. Zudem weist der Tiefbauchef darauf hin, dass sich gechlortes Wasser nicht zur Befüllung von Aquarien eigne. Keine Sorgen müssten sich die Bewohner von Wallburg und Münchweier machen, deren Wasser ebenfalls aus dem Münstertal kommt. Schneider: "In diesen Netzen ist das Wasser in Ordnung, wir werden aber auch dort noch einmal Proben nehmen."

Starker Niederschlag als möglicher Grund

Welche der vier Quellen, aus denen das Ettenheimmünsterer Trinkwasser gewonnen wird, kontaminiert sind und ob die Ursache überhaupt dort zu finden ist, gelte es in den nächsten Tagen im Verbund mit dem Landratsamt herauszufinden, zeigt Schneider das weitere Vorgehen auf. Wie die meisten Quellen im Schwarzwald lägen auch die Münstertäler nahe an der Oberfläche. Heißt: Starkregenereignisse, wie es zuletzt vor zwei Wochen eines gegeben hat, könnten der Grund für die Verunreinigung sein. "Bei extremem Niederschlag kann es passieren, dass sich der Buntsandsein, den wir überall an den Quellen haben, vollsaugt wie ein Schwamm und deshalb seine natürliche Filterfunktion nicht mehr erfüllen kann", erklärt Schneider.

Nicht auszuschließen sei grundsätzlich auch, dass durch Arbeiten am Netz Erreger in die Leitungen gelangen. Solche habe es in jüngster Zeit aber nicht gegeben. Eine dritte Möglichkeit ist laut dem Ettenheimer Tiefbauchef "eine unsachgemäße Bedienung einer privaten Anlage", also dass eine Verbindung von Brauch- und Schmutzwasser hergestellt wurde, etwa über eine Zisterne. "All diese Varianten werden wir jetzt mit Hochdruck prüfen", verspricht Schneider.

Desinfektion dauert bis zu vier Wochen

In jedem Fall werde das Trinkwasser nun zwei Wochen lang desinfiziert. In dieser Zeit würden die Leitungen regelmäßig gespült und mehrfach Proben gezogen. Sollten diese nach 14 Tagen immer noch positiv sein, wird weiter gechlort. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass dem Ortsnetz drei bis vier Wochen Chlor beigesetzt werden muss. Sie verspricht, die Verbraucher zu informieren, sobald das Trinkwasser wieder einwandfrei ist und nicht mehr zusätzlich desinfiziert werden muss.

Info: Das sind coliforme Keime

Coliforme Bakterien sind etwa Salmonellen, Klebsiellen oder Enterobakterien. Sie dienen laut Trinkwasserverordnung als Verschmutzungsindikator für Trinkwasser. Als Grenzwert laut Trinkwasserverordnung dürfen coliforme Bakterien in 100 Milliliter Wasserprobe nach einem Anreicherungsverfahren nicht nachweisbar sein. Werden erhöhte Werte festgestellt, müssen Maßnahmen getroffen werden, diese Bakterien im Trinkwasser abzutöten (Chlorung, Ozonierung), beziehungsweise auszuspülen.