"Gesundheit ist keine Ware": Die Botschaft der Demonstration, zu der eine Allianz aus Linken und Gewerkschaften aufgerufen hatten, war eindeutig. Foto: Decoux-Kone

Ettenheimer Bürger demonstrieren gegen die geplanten Klinik-Schließungen in der Ortenau

Ettenheim - Zu einer Demonstration gegen das Vorhaben, Ortenauer Krankenhäuser zu schließen, haben sich am Samstagvormittag nahezu 100 Bürger auf dem Ettenheimer Marienplatz eingefunden. Friedlich machten sie ihren Protest gegen die Pläne deutlich.

Aufgerufen zu der Demonstration hatte eine Aktionsallianz der Ortenauer Linken samt deren Jugend, die "Rote Aktion Ortenau" und von Gewerkschaftsseite aus die IG Bau Südbaden und der Verdi-Ortsverband Offenburg. Weitere im Kreistag vertretene politische Parteien waren offiziell nicht zugegen, haben sie doch zumeist mehrheitlich signalisiert, die Straffung der Ortenauer Klinikumslandschaft mittragen zu wollen.

Yannik Hilzmann von der Linksjugend kritisierte die vom Landrat vorgelegte "Agenda 2030" zur Konzentration der Klinikumslandschaft 2030 vehement: "Frank Scherer und seine Bürokratenfreunde wollen Hand an unsere wohnortnahe Grundversorgung anlegen", erklärte er und fügte hinzu: Bei der Gesundheit dürfe es nicht um reines Wirtschaftlichkeitsdenken und um eine schwarze Null im Krankenhaus-Haushalt gehen. Darum müsse man den Protest dagegen jetzt auf die Straße tragen, denn: "Davor haben die Politiker Angst, sie wollen nächstes Jahr wiedergewählt werden!"

Auch für seine Forderung, "Menschen künftig nicht in Großkrankenhäusern wie am Fließband zu verarbeiten", erhielt Hilzmann viel Applaus. Der 19-jährige Maurice Flieher (IG Bau-Jugend) erklärte etwa: "Ich bin stolz darauf, noch im Ettenheimer Krankenhaus geboren worden zu sein!"

Die Junglinke Jana Schwab schlug einen großen Bogen in die Bundespolitik. Sie kritisierte, dass man dort über große Einnahmeüberschüsse für Militär und Banken verfüge, aber nicht zur Rettung von Krankenhäusern. Die 16-jährige Emma Stacey forderte unter besonders großem Publikumsapplaus, die Arbeitsbedingungen für Krankenhauspersonal deutlich zu verbessern. Das habe der hoch verdienende Klinikums-Geschäftsführer Christian Keller nicht im Blick, schoss sie eine polemische Breitseite ab.

Zahlreiche Bürger griffen zum Demo-Mikrofon

Der ehemalige Ettenheimer Hans-Peter Georgens (IG Metall) freute sich unter weiterem Publikumsbeifall "über das jugendliche Engagement" in Sachen Klinikerhalt. Eine Altdorfer Krankenpflegerin lehnte die bisherige Krankenhaus- Agenda Scherers ebenso vehement ab wie der Ruster VdK-Vorsitzende Alfons Hauser. Die ginge an den Interessen der Patienten völlig vorbei, erklärten beide.

Hans Martin Stahl, mehr als 15 Jahre früherer Personalratsvorsitzender am Ettenheimer Krankenhaus und an dem seitherigem Kampf um dessen Erhalt beteiligt, griff Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz an. Der habe ein doppeltes Spiel getrieben, vor zwei Jahren zugelassen, dass Ettenheimer Klinikpersonal nach Lahr abgezogen wurde. Doch da griff Bürgermeister-Stellvertreterin Ulrike Schmidt zum Mikrofon: "Der Bürgermeister schafft seit Monaten daran, unser Krankenhaus zu erhalten!" Das bekräftigte auch CDU-Stadträtin Christiane Christiana Kurz: "Metz hat bis zum Letzten für uns gekämpft!" Sozialdienstleiterin Brunhild Kamphues mahnte erfolgreich: "Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, das nutzt den Patienten gar nichts!"

Info: Alles friedlich

Noch lange nach der Demonstration wurden in Einzelgrüppchen auf dem Marienplatz Meinungen ausgetauscht. Friedlich natürlich, zwei extra abgeordnete Polizeikräfte hatten nichts zu tun. Mit dem ausgegebenen Demo-Motto "Keine Kliniken schließen – wohnortnahe Gesundheitsversorgung ausbauen" waren alle Teilnehmer erwartungsgemäß einverstanden. Hinzmann forderte sie dazu auf, sich auch an der nächsten zentralen Demonstration am 9. Juni um 14 Uhr am Busbahnhof Offenburg zu beteiligen.