Danken für die große Hilfsbereitschaft in Münchweier (von links): Ortsvorsteherin Charlotte Götz, Sonja und Peter Gibbrich sowie Carmelina Groll und Gastgeberin Annette Hog. Foto: Masson

Katastrophe: Betroffene Familie aus Erfstadt nach Münchweier eingeladen

Münchweier kennt sich mit Hochwasserschäden nach Schlagregen-Überflutungen leidvoll aus. Nun schwappte wohl auch deshalb eine Welle der Hilfsbereitschaft durch das Dorf, als es galt, einer Familie im nordrhein-westfälischen Erftstadt zu helfen.

Münchweier - Alles fing damit an, dass sich Annette und Gottfried Hog dazu entschlossen hatten, dem Ehepaar Sonja und Peter Gibbrich aus Erftstadt kostenlos ihre Ferienwohnung anzubieten, damit diese sich dort von der Flutkatastrophe erholen könnten. Bereits seit 20 Jahren urlauben Gibbrichs in Münchweier, in den letzten Jahren davon bei Hogs. Das Ehepaar wollte auf das Angebot zunächst zugunsten der mit ihnen befreundeten Familie verzichten, denen es schlimmer ergangen sei. Deshalb luden die Hogs kurzerhand noch die Grolls ein.

Mussten Haus von einem Augenblick auf den anderen verlassen

Diese wohnen ebenfalls in Erftstadt-Blessem. Dort war die Bevölkerung ohne Warnung kurzfristig evakuiert worden. Carmelina Groll, deren Mann gerade auf Dienstreise war, konnte gerade noch einen Rucksack packen – alles andere blieb zurück. Ihr Haus, 1997 selbst erbaut und erst vor zwei Jahren samt neuer Küche gründlich renoviert, versank bis zum ersten Stock in den braunen Fluten. Die komplette Einrichtung samt persönlicher Habe ist unrettbar ruiniert. Eine Hochwasserversicherung hatten die Grolls angesichts der sonst eher friedlich plätschernden Erft nicht abgeschlossen.

Nach ersten drei Wochen bei hilfsbereiten Leuten zogen sie provisorisch in ihre erste Etage wieder ein, umgeben von Aufräum-Helfern aus dem gesamten Bundesgebiet. "Ohne sie hätten wir die Aufräumarbeiten nie schaffen können!", ist Carmelina Groll dankbar. Provisorisch legten die Helfer Strom, und erst vor zwei Wochen gab es wieder fließend kaltes Wasser für die beiden Mittfünfziger. In Münchweier zeigt sich das Paar kämpferisch: "Jetzt fangen wir halt wieder ganz von vorne an, da müssen wir durch!".

Annette Hog war auf Ortsvorsteherin Charlotte Götz zugegangen. Kurz darauf beschloss der Ortschaftsrat eine Spende über 500 Euro für die betroffene Familie. Mehr noch: Götz verfasste zum Aufstocken der Summe einen Münchweierer Gemeindeblättle-Aufruf – mit durchschlagendem Erfolg.

Zahlreiche Bürger spendeten für das Ehepaar

Bei einer Samstagsaktion im Hog‘schen Hof fanden sich zahlreiche Bürger an der Spendenkasse ein. Sie wurden in coronagerechtem Abstand mit Kürbissuppe, von der Bäckerei Friedrich hausgebackenem Zwiebelkuchen und gestiftetem Wein der Winzergenossenschaft und des Weingutes Isele bewirtet. Schließlich fanden sich im Spendenkrug nach nur drei Stunden stolze 1.565 Euro. Dazu hatten der Mittwochs-Kaffee und der Adventsbasar des Frauenkreises noch je weitere 500 Euro gelegt. Der Heimat- und Kulturverein hat auf seiner Hauptversammlung beschlossen, ebenfalls 500 Euro beschlossen zu spenden. Somit sind bislang 3.565 Münchweierer Euro für das Ehepaar Groll gesammelt worden.

Gerührt von der Hilfsbereitschaft

Carmelina und Markus Groll standen angesichts all der Hilfsbereitschaft gelegentlich Freudentränen in den Augen: "So viel Mitgefühl in der Ferne ist überwältigend!" Damit habe man überhaupt nicht gerechnet. Die Gibbrichs hingegen wussten schon von ihren früheren Urlaubsfahrten: "Münchweier ist unfassbar gastfreundlich und herzlich!" Spontan hatten auch viele Bürger die Ehepaare während ihrer Urlaubswoche zu privaten Essen und Treffen eingeladen, der Europa-Park zu einem kostenlosen Besuch. Die Grolls lernten bei Ausflügen die Münchweierer Gegend kennen: "Schöne Landschaft und freundliche Menschen in einer normalen, heilen Welt tun einem gut!" Und: "Soviel Herzlichkeit ist uns noch nicht begegnet, das ist unglaublich!", war ihr Resümee.