Die gebürtige Rhinauerin Andrée Blum, die schon lange in Lahr lebt, sorgte bei den Muettersprochlern für viele Lacher. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Stammtisch: Muettersprochgruppe feiert 35-jähriges Bestehen / Andrée Blum begeistert auf dem Heuberg

Die Muettersprochgruppe "Rund um de Kahleberg" hat Geburtstag gefeiert: Vor 35 Jahren wurde sie in der Heuberg-Gaststätte gegründet. Passenderweise fand dort nun ein besonderer Stammtisch statt – mit einem nicht minder besonderen Gast.

Ettenheim. Die in Lahr lebende gebürtige Rhinauerin Andrée Blum erfreute auf dem Heuberg rund 50 Mundart-Liebhaber mit eigenen Geschichten und Gedichten in schönstem Elsässer-Dütsch. Etwa mit der lustigen Erzählung über eine alte Frau, die an den "lieben Herrgott" schrieb, weil ihr Geld knapp war. Der Brief landete beim Finanzamt. Dort wurde privat gesammelt, immerhin 70 von erbetenen 100 Mark. Die Frau beklagte sich jedoch dann bitter beim Herrgott: "Des Finanzamt het mir drissig Mark abgezoge!"

Auch bei einer zukünftigen Pizzabestellung mit gläsernen Menschen ging es höchst humorvoll zu. Da wird einem Gast eine Cola verweigert, weil er schon als Internet-Diabetiker registriert ist. Mehr oder weniger passend dazu: Betrachtungen über kulinarische Genüsse mit Rossbiff, Beckeoffe, Ziwelsupp, Hähri mariniert oder Marikknöpflebis. Fazit Blums: "So kennt mer die Elsässer un Badener – beide sin gute Frässer!"

Andrée Blum ist längst keine Unbekannte bei der Muettersprochgesellschaft, zumal sie seit nahezu 40 Jahren, seit ihrer Jugend, als Schauspielerin des elsässischen Mundarttheaters "Theatre Alsacien" in Straßburg engagiert ist. Sie kann aber auch Hochdeutsch im Stile von Wilhelm Busch: "Beliebt ist bei der Männerwelt ein schöner Busen, der gefällt." Etwa bei BH-Größe 11: "Aus dem vollen prallen Mieder stürzt es wie Lawinen nieder."

Auch Nachdenkliches ist zu vernehmen

Szenenwechsel zurück ins Jahr 1940, als die Elsässer unter deutscher Besetzung pro Ehepaar gefälligst mindestens fünf Kinder zeugen sollten. Da verwechselte eine irritierte Frau einen Fotografen mit einem angekündigten Schwangerschaftshelfer und missversteht seine angepriesenen Foto-Leistungen gründlich: Stundenlang unter schwierigen Umständen?

Es wurde zumeist herzlich gelacht unter dem Heubergturm. Weniger allerdings bei der Anspielung auf frühere und heutige Schwierigkeiten, im Elsass den charakteristischen Dialekt auch in Kindergärten und Schulen mehr zu pflegen. Im Lied "Meiner Wäi" (Weg) meint Blum melancholisch dazu: "Ich weiß, sie ham’s net gern, wenn mir net esch, wie alli and’re – wenn mir net macht, wie sie, die and’re." Nachdenklicher ging es auch bei einigen rezitierten Gedichten des Elsässers Alfred Schaeffer zu, ob bei "S’Muederbild" oder "D’Zitt isch knapp". Der mahnte einst: "Sitte, Sproch g’hört zum Läbe!"

Im Juli 1984 wurde die Regionalgruppe der Muettersproch-Gesellschaft auf dem Kahlenberg gegründet. Aus diesem Anlass lädt die Gesellschaft auf Montag, 24. Juni, ab 20 Uhr zu einem offiziellen Festabend in den Bürgersaal des Ettenheimer Rathauses ein – auf gut Alemannisch natürlich. Es steht zu vermuten, dass die seit 35 Jahren bis heute amtierende rührige Gründungsvorsitzende Christel Mösch an diesem Abend nicht ohne Dankesworte davonkommt.

Weitere Informationen: Info: www.alemannisch.de