Ettenheim - Ein bunter Querschnitt durch das alemannisch-schwäbische Brauchtum war am Sonntag in Ettenheim zu bewundern. Der große Straßenumzug der Hoorig geriet zum schönsten Narrenerfolg.

Der große Fasentumzug der Narrenzunft Hoorig findet stets im Altstadtkern der Rohanstadt statt – dieses Mal bei nur zwei Celsiusgraden, dafür aber immerhin unter regenfreiem grauen Himmel. Aufgrund des Wetters hatten sich neben den rund 3500 aktiven Narren Tausende Zuschauer an den Straßenrändern (etwas weniger, als gewohnt), ganz besonders warm eingepackt, um Fasent-Stimmung zu tanken.

Traditionell schritten die Hoorig mit Standarte, Narrenlicht, Narresome und Stadtkapelle voran. Was dann folgte, war ein überwältigender Querschnitt durch badisch-allemannisches sowie schwäbisches Fasent-Brauchtum mit 44 Zunftgruppen, gestaffelt nach Regionen vom badischen Bodensee-Süden bis zu nördlichem Oberschwaben. Vom zentralen Festwagen an der Friedrichstraße aus kommentierte Michael Frey das bunte närrische Geschehen, darunter auch acht Guggemusiken mit klangvollen Namen wie Obergrombacher Nashörner oder Offeburger Schwellkepf. Ansonsten schwangen rund 700 Hexen, gelegentlich von Teufeln begleitet, ihre fliegenden Besen. Sie stammten von Villingen her bis aus dem nahem Grafenhausen.

Die Aulendorfer waren mit 300 Hästrägern am zahlreichsten vertreten

Die ferner angereisten Narrenzünfte hatten den Umzugsvortritt, ob aus Oberschwaben, Baar-Heuberg, dem Hegau oder dem südlichen Dreiländereck. Allen voran schritten die Ulm-Egginger Esel, die akkurat 251 Kilometer einfach zu bewältigen hatten. Den Mengenrekord schafften die Aulendorfer Bodensee-Narren mit 300 Hästrägern samt Fanfarenmusik, aber auch sonst war der Süden mit gleich elf Cliquen aus Lörrach und den Müllheimer "Chümmispalter" gut vertreten. Auch der närrische Kaiserstuhl samt Breisgau von Mauchen bis Oberhausen und Umkirch war vor Ort.

Kommentator Frey wusste zu allen Gruppen die lokalen Bezüge zur jeweiligen Ortsgeschichte: Früher verbreiteten nicht nur furchterregende Hexen Angst und Schrecken, sondern auch manch andere Gestalten.

Doch nicht nur weit entfernte, auch lokale Zünfte waren durften in Ettenheim nicht fehlen: Die "Wilden Christen" aus Wallburg, eine der Südring-Narenzünfte, oder die Ruster Hanfrözi etwa waren auf dem Umzug ebenso anzutreffen wie die Ettenheimmünsterer Wällebengel. Alle waren natürlich entsprechend gewandet, mit originellen, einfallsreichen bunten Häs.

Die Zuschauer an den Altstadt-Straßenrändern genossen das bunte Treiben. Unter ihnen waren dieses Mal auffällig viele Kleine anzutreffen, die teils aus dem Kinderwagen heraus dem Geschehen gespannt zusahen.

Narrensprung in Ettenheim

Beim berühmtesten der alemannischen Narrensprünge in Rottweil hüpfen nur eigene Zünfte durch das Stadttor. In Ettenheim hingegen haben seit Einführung des Spezialbrauchs 2015 auswärtige Hästräger den Vortritt. Heuer war es die Aulendorfer Narrenzunft, die am Tag des Umzugs um genau 11.11 Uhr durch das Obere Tor stürmte. Schon um sechs Uhr morgens waren die Aulendorfer (nahe Ravensburg) mit dem Bus nach Ettenheim aufgebrochen. Es sei, schwärmte der Vizezunftmeister Paul Mock, eine große Ehre, mit fünf Hästräger-Gruppen von Fetzle bis zu Schnörkele und natürlich Eck-Hexen durch das Ettenheimer Tor schreiten und schritthüpfen zu dürfen. Und das gleich noch mit artistischen Leistungen, so waren etwa Sprünge über einen "aufeinandergeschichteten" lebenden Sechser-Hexenhaufen zu sehen.