Drei, die sich gut verstehen (von links): Laudatorin Julia Dold, Künstler Kurt Bildstein und Bürgermeister Bruno Metz Fotos: Göpfert Foto: Lahrer Zeitung

Vernissage: Ausstellung "Farbsinfonien und Strukturen" von Kurt Bildstein im Ettenheimer Rathaus zu sehen

Einen Monat vor seinem 90. Geburtstag ist Kurt Bildstein zu Ehren eine Ausstellung im Ettenheimer Rathaus eröffnet worden. Der Maler hat die Stadt nicht nur durch seine Werke, sondern auch durch seine Tätigkeit als Gemeinderat geprägt.

Ettenheim. "Es ist eine ganz besondere Ausstellung mit einem besonderen Künstler", erklärte Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz über die heterogenen Bilder von "Farbsinfonien und Strukturen", die bis zum 19. Oktober im Ettenheimer Rathaus zu sehen ist. Rund 70 Besucher kamen bereits zur Vernissage, darunter auch Künstlerkollegen aus der ehemaligen "Kleinen Galerie" wie Marion Bekker, Chodja Sediq sowie Roland und Sigrid Schäfer. Empfangen wurden die vielen Gäste im Bürgersaal, wodurch die Überraschung umso größer war, als die Besucher nach der Begrüßung die Werke im ersten Stock in Augenschein nahmen.

Der erstaunte Ausspruch "So etwas habe ich noch nie gesehen", war am Mittwochabend nicht nur einmal zu hören. In einigen seiner Werke aus dem vergangenen Jahrzehnt hatte sich der Künstler experimentierfreudig gezeigt. So hatte er etwa Materialien wie Meersalz, Steine oder Sand in seine Malereien miteingebunden. Zudem hatte er mit Techniken, die er aus seiner Arbeit als Restaurator her kannte, wie Fresko und Stuck auf die Leinwand übertragen und so vielfältige Strukturen geschaffen. Sie erinnern an Island mit seinen Geysiren und Vulkanen, den Rand der Welt oder des Universums“, beschrieb Laudatorin Julia Dold, die Bilder vorab.

Doch auch Bildsteins neueste Werke begeisterten die Zuschauer. Auf großformatigen meist als Dreiergruppen angelegten Gemälden überlagern sich bunte, senkrechte Streifen, die an einen bunten Vorhang erinnern und durch ihre Farbkombinationen faszinieren. Dold hatte sie in ihrer Rede vorab mit Polarlichtern verglichen, die "aus dem Nichts auftauchen, aus sich selbst heraus leuchten und wieder verschwinden". Und noch zwei weitere Stile Bildsteins gibt es im Rathaus zu bewundern: Zum einen Ansichten aus Ettenheim, die variantenreich gestaltet wurden.

Keine Retroperspektive, sondern Einblicke ins aktuelle Schaffen

So gab es detaillierte Abbildungen, die schon fast an ein Foto erinnern, aber auch Malereien mit einem hohen Abstraktionsgrad. Wälder bildet Bildstein erst seit Kurzem künstlerisch ab, in der Ausstellung sind sie nur mit zwei Exemplaren vertreten. Doch gerade deshalb wirkt der Kontrast ihrer verschiedenen Jahreszeiten Frühling und Winter nur umso stärker. Vor allem der Umgang mit dem Licht ließ die Wälder verwunschen und einladend zugleich wirken.

Die Bilder, die aktuell im Rahmen von Kunst im Rathaus (Kir) zu sehen sind, bilden nur wenige und vor allem jüngere Facetten von Bildsteins Schaffen ab, erklärte Dold. Metz lobte Bildstein als "Hochkaräter" und erinnerte daran, dass Ettenheim Bildstein nicht nur viele Werke und wichtige Impulse für ansässige Künstler, sondern auch den Erhalt seiner barocken Altstadt zu verdanken hat. "Sie haben das Stadtbild mitgestaltet, das sie selbst gemalt haben", erklärte er.

"Die Stadt hatte den Krieg unbeschadet überstanden, doch dann hat man begonnen den schönen Freihof abzureißen", erklärte Bildstein rückblickend seine Motivation in den 1960ern für den Gemeinderat zu kandidieren. Den Freihof konnte er als Gemeinderat nicht mehr retten, wohl aber viele andere Gebäude, indem er es zusammen mit einigen Mitstreitern erreichte, dass die Stadt unter Denkmalschutz gestellt wurde. Eine damals umstrittene Maßnahme, über die und deren damit verbundenen Erhalt der Altstadt die meisten Bürger heute froh sind. Doch damals hatte es auch viele Stimmen gegeben, die lieber ein modernes Stadtbild ohne die alten Barockgebäude gehabt hätten.

Dass seine neueste Ausstellung nun im Rathaus stattfindet, findet der Künstler äußerst passend: Sein Leben in seiner Wahlheimatstadt Ettenheim, in die er als Elf-Jähriger kam, immer mit dem Rathaus verknüpft gewesen: Sei es weil er als Kind dort Essensmarken abgeholt hatte, Veranstaltungen besucht oder dort als Gemeinderat gewirkt oder Ausstellungen gehabt hatte. "Und heute sehen Sie, ich bin wieder da", erklärte er schmunzelnd fügte hinzu: "Wie das jetzt weitergeht, weiß ich aber noch nicht."

Kurt Bildstein war gerade einmal 23 Jahre alt als ihm als Student im zweiten Semester an der Kunstakademie in Freiburg der Hans-Thoma-Preis verliehen wurde. Bis heute ist Bildstein der jüngste Preisträger und der Einzige, der die Auszeichnung als Student bekommen hat. Die damit verknüpfte Hoffnung, dass der Staatspreis es ihm ermöglichen würde sein Studium zu beenden, erfüllte sich jedoch nicht. Bereits ein oder zwei Semester später brach Bildstein in der schwierigen Nachkriegszeit sein Studium ab und baute sich in Ettenheim einen erfolgreichen Betrieb auf. Als sein Sohn 1986 den Betrieb übernahm, kehrte er wieder zur Malerei zurück.