Bürgermeister Bruno Metz (von links), der städtische Klimaschutzmanager Udo Benz und Hesso Gantert von der Ortenauer Energieagentur) stellten die Ettenheimer Photovoltaik-Kampagne vor. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Energie: Kampagne soll Bürgern und Betrieben Photovoltaik schmackhaft machen / Günstiger Check

Die Stadt Ettenheim will Bürgern und Betrieben die Sonnenenergie (wieder) schmackhaft machen – und startet dazu eine Photovoltaik-Offensive. Am Dienstagvormittag wurde das Projekt öffentlich vorgestellt.

Ettenheim. Als "einen weiteren Mosaikstein" in den vielfältigen Aktivitäten mit dem Ziel regenerativer Energiegewinnung und Klimaschutz bezeichnete Bürgermeister Bruno Metz beim Pressegespräch die Photovoltaik-Kampagne. Er erinnerte an eine Vielzahl von Aktivitäten der Stadt in diesem Bereich, etwa die Energietage und die Einstellung eines Klimaschutzmanagers, und verwies auf insgesamt 26 bereits installierte Photovoltaikanlagen auf städtischer Liegenschaft. Weitere seien in Planung. Zudem sprach der Rathauschef das Miteinander von Stadt und örtlicher Bürgerenergiegenossenschaft sowie mit der Ortenauer Energieagentur an.

Land- und Forstwirtschaft spürten die Folgen des Klimawandels hautnah, unterstrich Ettenheims Klimaschutzmanager Udo Benz. Um die international vereinbarten Ziele einzuhalten, habe man noch zehn, maximal 20 Jahre Zeit, um Strom, Wärme und Kraftstoffe komplett aus erneuerbaren Energien bereitzustellen.

Ausbau war einige Jahre rückläufig

Nachdem der Ausbau von Photovoltaikanlagen einige Jahre rückläufig gewesen sei, sei das Bewusstsein ihrer Wertigkeit in jüngster Zeit wieder gestiegen, auch angeregt durch landesweite Kampagnen seit 2018, begrüßte Hesso Gantert von der Ortenauer Energieagentur die nunmehr in Ettenheim gestartete Offensive. Man dürfe schließlich bei der Energiegewinnung per Photovoltaikanlage nicht nur an den im eigenen Haus oder Betrieb benötigten Strom denken, die Anlagen seien auch mit Blickrichtung Mobilität (E-Fahrzeuge) oder Heizung wichtig.

A und O bei Überlegungen von Privaten und Betrieben, ob eine solche Anlage auf ihrem Dach lohnend sei, sei eine fachkundige, unabhängige und individuelle Beratung, die wiederum auf einem grundlegenden Check vor Ort basiere. Hierfür steht in der neuen Ettenheimer Kampagne privaten Haushalten die Ortenauer Energieberatung und Unternehmen die Kompetenzstelle Energieeffizienz Freiburg "KEFF" zur Verfügung. Jeder Interessierte kann einen solchen Check beantragen. Von den Kosten von etwa 300 Euro hat der Interessierte lediglich 30 Euro selbst zu berappen. Um beim Start in die aktuelle Kampagne zusätzliche Anreize zu schaffen, übernimmt die Stadt bei den ersten 20 Interessierten auch noch den Selbstkostenanteil. "Wir dürfen nicht nur reden, wir müssen handeln", so Bürgermeister Bruno Metz. Die Stadt müsse vorangehen, ihr komme da eine "Vorbildfunktion" zu.

Dass sich Photovoltaikanlagen auch heute noch lohnen – nicht nur ideell, sondern auch finanziell – davon waren alle drei Gesprächsteilnehmer überzeugt. Sowohl Metz als auch Benz und Gantert berichteten von ihrer jährlich positiven Energiebilanz der eigenen Anlage. Von 120 Checks, die er in den vergangenen Jahren gemacht habe, habe er lediglich drei Hausbesitzern die Mitteilung machen müssen, dass sich eine solche Anlage auf ihrem Anwesen nicht lohne, so Benz, der auf die bundesweiten Spitzenwerte der Region in puncto Sonneneinstrahlung hinwies.

Bürgermeister Metz vermochte der Rückfrage vom Pressetisch durchaus eine Berechtigung beizumessen: Ob denn die Stadt ihre "nostalgische Altstadtsatzung" nicht neu überdenken müsse, da diese ja derlei Anlagen an einsichtbaren Dachflächen verbietet. Auch Benz und Gantert befanden, dass derlei Gespräche mit dem Denkmalamt durchaus angebracht wären.

Kurzfristig konzentriert sich Benz nun auf die örtlich gestartete Kampagne, in der verschiedene Themenbereiche von Experten konkretisiert und den Bürgern nähergebracht werden sollen, etwa zu steuerlichen Hintergründen. Direkter Ansprechpartner im Ettenheimer Rathaus ist Udo Benz, Telefon 07822/43 22 90, E-Mail: Udo.Benz@ ettenheim.de.

nStromverbrauch in Ettenheim (2019): rund 59,1 Millionen Kilowattstunden (kWh); davon 34 Prozent private Haushalte, 14 Prozent Strom für Heizungen, 50 Prozent Wirtschaft, 2,3 Prozent kommunale Gebäude und Straßenbeleuchtung

nPhotovoltaik in Ettenheim:

aktuell 635 Anlagen gemeldet, mit einer Gesamtleistung von 9975 Kilowattpeak (kWp) und einer Produktion von jährlich etwa 9,5 Millionen kWh

nStädtische Photovoltaik-Anlagen: 26 mit einer Modulfläche von 6235 Quadratmetern, einer Gesamtleistung von 852 kWp, einem Energieertrag von 791 000 kWh und 338 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr