Zeit für den nächsten Gang im Vier-Gänge-Menü: Wenn es an der Campertür klopft, wissen die Gäste, es ist soweit. Fotos: Schubert Foto: Lahrer Zeitung

Gastronomie: In Ettenheim werden Wohnmobilbesitzer im eigenen Wagen bedient / Gäste freuen sich

Bars, Restaurants, Biergarten – alles dicht. Speisen zum Mitnehmen? Auch langsam öde. Das Weingut Weber in Ettenheim hat eine Lösung gefunden, um Restauranterlebnisse trotz der hohen Inzidenzzahlen möglich zu machen. Unsere Redaktion war vor Ort.

Ettenheim. Die Vorbereitungen für den Abend laufen auf Hochtouren, als die Autorin dieses Textes auf dem Ettenheimer Weingut eintrifft. In der Küche klappern Töpfe, Bedienungen richten Besteckteller und Gläser und blicken erwartungsvoll auf die Uhr. Ein Angestellter weist den Gästen ihre Plätze zu. In Coronazeiten sind das Wagen-Stellplätze, keine Sitzplätze.

Der Deal des Abends: Ein Vier-Gänge-Menü, serviert im eigenen Wohnmobil. Beim Verlassen des Campers muss Maske getragen werden. Um 18 Uhr füllt sich der Parkplatz im Innenhof, kurz vor Servierbeginn stehen dort 15 Wohnmobile. Von der Anwesenheit der Gäste ist erst einmal nichts zu merken, keine Unterhaltungen, kein Gelächter. Einzig der Bass von Musik, der aus einem der Camper ertönt, durchbricht die Stille.

Wohnmobil-Dinner bedeutet mehr Aufwand

Dinnerauftakt ist um 18.30 Uhr. "Wir werden ziemlich pünktlich starten können", sagt Weingut-Chefin Stefanie Weber. Das Dinner der etwas anderen Art komme gut bei den Gästen an, die online buchbare Veranstaltung sei bisher immer ausverkauft gewesen, sagt Weber. Allerdings: Der Organisationsaufwand der Wohnmobil-Dinner-Abende sei unterm Strich sehr viel höher als für einen regulären à-la-Carte-Service. Da die einzelnen Gänge allen Gästen gleichzeitig serviert werden, müssten zum Beispiel alle Besteckteller vorbereitet und "auf Anhieb 80 Gläser am Start sein". Im normalen Betrieb, vor Corona, trudelten Abendbrot-Gäste zu unterschiedlichen Uhrzeiten ein, Tische konnten Stück für Stück eingedeckt werden. All das ist jetzt anders.

Da sich der Service auf zwei Tage die Woche, plus ein Pkw-Frühstück an Sonntagen begrenzt, müssen auch die Einkaufsmengen von Lebensmitteln genauestens kalkuliert werden – "sodass wir möglichst wenig übrig haben, im besten Fall gar nichts". Von finanziellem Gewinn sei seit Beginn der Coronakrise nicht mehr zu sprechen, eher von kostendeckender Arbeit: "Würden wir es rein aus der betriebswirtschaftlichen Perspektive betrachten, könnten wir es wahrscheinlich lassen." Doch das tut die Gastronomin nicht, zu gerne hat sie ihr Team bei sich im Weingut.

Inzwischen sind alle Gäste da, die Bedienungen schwirren aus, klopfen an die Wohnmobil-Türen, reichen Teller rein. Klaus Weiß ist mit Partnerin und Freunden aus Baden-Baden angereist. Für den Abend hätten sie sich extra testen lassen, sagt er, und nimmt die Tischdeko – Blümchen und Kerze – von der Bedienung entgegen. In dieser seltsamen Corona-Zeit sei diese Art von Dinner auf jeden Fall ein guter Ersatz für den normalen Restaurant-Besuch. Gleicher Meinung ist auch Wohnmobil-Nachbarin Tanja Samardzic, die mit ihrem Partner einen Moment später die Weingläser zum Klingen bringt: "Seit Monaten daheim zu kochen, ist auch langsam langweilig und hier ist es eigentlich wie im Restaurant."

Beschwingt geht es auch im Wohnmobil von Arno Gut aus Bahlingen am Kaiserstuhl zu, gellendes Gelächter ist zu hören, als die Tür aufgemacht und das Amuse-Gueule reingereicht wird. An diesem Dinner-Abend würde er besonders schätzen, frisches Essen auf einem richtigen Teller serviert zu bekommen – und nicht in einem Pappkarton zum Mitnehmen: "Es schmeckt einfach ganz anders!" Vorteilhaft an einem Wohnmobil-Dinner sei auch, dass man die Ambiente-Musik selbst auswählen könne, auch gebe es keine lauten Gespräche, die vom Gegenüber ablenken, sagt Camper-Gast Karin Engel am anderen Ende des Parkplatz.

Auch wenn die Corona-Regeln sich von Woche zu Woche ändern, ist Gastronomin Weber optimistisch: "Es ist so eine Zeit, in der wir gucken, was mit Corona möglich ist, einfach, um unseren Betrieb am Laufen zu halten."

49 Euro zahlen die Gäste für ein Vier-Gänge-Menü und ein Glas Secco. Für das Hauptgericht könne zwischen Fisch, Fleisch oder einem vegetarischen Gericht gewählt werden, so Gastronomin Weber. Die Wohnmobil-Dinner finden immer freitags und samstags statt und können online gebucht werden. Sonntags veranstaltet das Ettenheimer Weingut immer ein Parkplatz-Frühstück ab 14,90 Euro pro Person.