Kultur: Stephan Eichners Reinhard-Mey-Hommage überzeugt

Ettenheim (ks). Man kennt ihn gemeinhin als "Das Eich": Stefan Eichner, Komiker, Musikkabarettist, Frankens entspanntester Exportschlager. In der letzten KKW-Veranstaltung vor der Sommerpause erlebte ihn ein begeistertes Publikum mit seiner "Musik von Hand gemacht" nun als einfühlsam-authentischen Fan von Reinhard Mey, mit dem den Kulmbacher unüberhörbar eine richtige Freundschaft verbindet.

"Ich hätte mir das nie verziehen, wenn ich mir diesen Abend hätte entgehen lassen", merkte eine Besucherin beim Verlassen des gewölbten Ettenheimer "Musentempels" unter der Winterschule an. Deutet man den schier nicht enden wollenden Applaus, darf man davon ausgehen, dass kein Besucher bedauerte, gekommen zu sein – trotz viele Konkurrenz-Veranstaltungen an diesem Abend.

Verliebt in die Musik des Liedermachers

Er hätte sich’s einfach machen können, tat es aber nicht: "Kein Best off", kündigte Eichner gleich zu Beginn an. Und so hörte sicher der eine oder andere erstmals Meys Gesellschafts-Utopie "Vernunft breitet sich aus über der Bundesrepublik Deutschland" oder den zeitlosen Aufruf "Sei wachsam". Gerade in der Hinleitung oder nachträglichen Kommentierung dieser Mey-Texte wurde überdeutlich, dass sich Eichner nicht nur in Meys "handgemachte Musik" verliebt hat, sondern auch die inhaltlichen Botschaften dessen, dem er mit seinen Liederabenden die Ehre erweist, eins zu eins übernehmen kann.

Dass man ihn dabei sowohl textlich als auch beim Spiel auf der Gitarre naturgemäß permanent mit dem Original vergleicht, das ist dem Mittvierziger klar. "Wer von euch einen Fehler bei meinen Vorträgen findet, der darf den dann mit nach Hause nehmen."

Die Politik – sie hat es Reinhard Mey immer wieder ebenso angetan wie dem "Eich". Es sei allerdings bei der "Diplomatenjagd" zu einfach, immer nur auf die da oben zu deuten und zu schimpfen. Bei sich selbst anfangen, das sei wesentlich effektiver – notfalls zumindest mal bei den Nachbarn, bei denen es ja bekanntlich aussieht, "wie bei Hempels unterm Bett".

Mit zwei Trilogien ging "Das Eich" auf eigene Lieblingsthemen ein. Das sind zum einen die Kinder. "Aller guten Dinge sind drei" – manchmal dem freischaffenden Künstler zu viel, wenn sie ihn beim Texten, Komponieren oder Sinnieren stören. Und doch bekennt er sich dann mitverantwortlich, dass es inzwischen sogar vier sind.

In zwei Jahren kommt er wieder nach Ettenheim

Und da ist dann noch das Fliegen, Meys Leidenschaft. Der Antrieb ist bekannt: "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein". Stefan Eichner ist da bodenständiger: "Fliegen ist schön, nur zu Hause bleiben ist schöner."

Am Ende ist Eichner ehrlich. Bei Mey gehören drei Zugaben einfach dazu. Er würde mit dieser Tradition ungern brechen – will heißen: "Wäre schön, wenn noch jemand Zugaben wünschte." Wirklich Sorgen darum brauchte er sich nicht zu machen. Das Publikum war längst "geeicht" – sang zum Schluss aus Inbrunst das "Gute Nacht, Freunde" mit.

Dass die KKW-Macher den Franken für 2021 sofort wieder unter Vertrag nahmen – eine beinahe logische Konsequenz nach diesen zauberhaften zweieinhalb Stunden.