Bereits seit Jahren sorgt der Ettenheimer Apostelsee für Gesprächsstoff. Jetzt appelliert ein Taucher an alle Beteiligten, eine konstruktive Nutzungslösung für Angler, Schwimmer und Taucher zu finden. Foto: Decoux-Kone

Natur: Taucher Timo Steiner widerspricht Vorsitzendem des Angelvereins / Suche nach gemeinsamer Lösung

Ettenheim - Die Diskussion um die Nutzung des Apostelsees geht in die nächste Runde: Nachdem sich zuletzt die Angler beschwert haben, ergreift jetzt Taucher Timo Steiner das Wort und plädiert für eine konstruktive Lösung.

Taucher äußert sich zu dem Streit um den Apostelsee 

Timo Steiner ist 43 Jahre alt und seit 2002 "leidenschaftlicher Taucher", wie er sich selbst bezeichnet. In seinem Leben hat der in Mahlberg Wohnende bereits mehr als 600 Tauchgänge im Salz- sowie Süßwasser absolviert. Seit rund acht Jahren taucht er auch regelmäßig im Ettenheimer Apostelsee.

Deshalb sei es ihm ein Anliegen gewesen, in Bezug auf den jüngsten LZ-Artikel "Am Apostelsee herrscht dicke Luft" ein paar Dinge geradezurücken.

Alles begann mit einem Beitrag auf Facebook

Ausgangspunkt war zunächst das soziale Netzwerk Facebook. Dort wurde hinterfragt, warum am Apostelsee "gesunde Bäume abgehauen und Stroh ins Wasser geschmissen" würden. Einige Kommentatoren auf der Seite "Netzwerk Ettenheim und Umgebung" pflichteten bei, andere widersprachen.

Einer war Martin Wienhöfer, Vorsitzender des Ettenheimer Angelvereins, der sich als Pächter um den Apostelsee kümmert. Er stellte klar: "Was wir tun, dient ausschließlich dem Tier- und Naturschutz." Er forderte von Badegästen und Schwimmern mehr Rücksicht.

Demnach sei Schwimmen im Apostelsee grundsätzlich verboten, werde aber geduldet. Zudem würden die Taucher der Wasserqualität negativ schaden.

Steiner hält Vorwürfe der Angler für absurd

Der 43-jährige Taucher Timo Steiner sieht das anders. Vor allem die Vorwürfe, dass die Taucher die Wasserqualität im rund 43 Metern tiefen Gewässer negativ beeinflussen würden, hält der Mahlberger schlicht für "absurd".

Er gehe ins Wasser, tauche und versorge sich mit Atemluft – mehr nicht. Seit rund acht Jahren bekomme er die Diskussion um die Nutzung des Apostelsees mit. "Ich selbst habe aber mit den Beteiligten immer eine vernünftige Lösung gefunden, wenn ich dort tauchen wollte", sagt er.

Diskussionen um Rechte und Nutzung

Insgesamt halte er die Diskussion, so wie sie geführt wird, für "nicht zielführend" und "rechtlich fragwürdig". Als Pächter des Ettenheimer Gewässers habe der dortige Anglerverein um den Vorsitzenden Wienhöfer "ein falsches Verständnis" seiner Rechte, sagt Steiner. Nur die Firma Vogel-Bau, die das Gewässer besitzt, könnte auch entscheiden, wer es nutzen darf. Ansonsten obliege der See dem Gemeingebrauch.

Das heißt: Angler, Schwimmer und Taucher dürften das Gewässer nutzen. Außerdem dürften Wienhöfer und seine Kollegen nicht einfach bestimmen, wo getaucht oder geschwommen werden kann und wo nicht. Steiner kenne zwar nicht die Verträge der Beteiligten, aber nach seinem Verständnis sei das so nicht zulässig.

See ist für den Gemeingebrauch bestimmt 

Dies bestätigt auch Beatrice Bürkle, Leiterin des Ordnungsamts Ettenheim, auf Nachfrage unserer Zeitung. "Der See unterliegt dem Gemeingebrauch", stellt sie klar. Außer dem Uferbereich und des Vereinshauses, den die Angler gepachtet haben, handelt es sich ansonsten um "ein offenes Gewässer". Die Stadt habe bewusst auf eine Rechtsverordnung verzichtet, weil man sonst den See auch überwachen müsste. "Es ist schon Eigenverantwortung notwendig", sagt Bürkle.

Für sie sei die Diskussion nicht neu. "Die flammt immer wieder auf", so die Leiterin. Das gehe mittlerweile etwa 20 Jahre so. "In der Regel kommen die Beteiligten miteinander aus". In den vergangenen Jahren habe es deutlich weniger Beschwerden gegeben. Der Schlüssel für ein gesundes Miteinander sei für sie die "gegenseitige Rücksichtnahme". So müsse "jeder, jedem etwas zugestehen".

Matschelsee mit zahlreichen Hinweisen

Derselben Meinung ist auch Timo Steiner. "Es wäre schön, einen Dialog mit aufzubauen und damit auch eine für alle Interessengruppen tragfähige Lösung zu finden", sagt er. Ein Vorbild für den in Mahlberg lebenden 43-Jährigen dient dabei der Matschelsee zwischen Kürzell und Ichenheim.

Dort gebe es extra Markierungen für Taucher. Etwa wo passende Taucheinstiege möglich sind und zusätzliche Skizzen, wo überall getaucht werden dürfe. Das wünsche sich Steiner auch für den Apostelsee. Denn er weiß: "Wenn ich als Nicht-Ortskundiger an den Ettenheimer See komme, weiß ich nicht, wo ich tauchen darf."

Taucher könnten dem See auch nutzen 

Der 43-Jährige merkt zudem an, dass auch die Taucher für die Angler durchaus einen positiven Nutzen haben könnten. "Was die Unterwasser-Vegetation betrifft, finde ich es eher spannend zu schauen, welche Fische eingesetzt werden", sagt Steiner. Ihm sei aufgefallen, "dass einige verendete Karpfen im See sind".

Steiner schlägt sogar vor, "beispielsweise mit Wasserproben zu schauen, ob es irgendwo Nitrateintrag oder ähnliches gibt". Und da könnten die Taucher mit Wasserproben aus den unterschiedlichsten Tiefen mehr als hilfreich sein.

Info: Problem Parken

Die Problematik der Parksituation, über die sich der Vorsitzende des Ettenheimer Angelvereins, Martin Wienhöfer, öffentlich beschwert hatte, kann Taucher Timo Steiner nachvollziehen. Er hat aber auch einen Ausweg: Kostenpflichtiges Parken.

Das sei etwa in Köndringen im Sommer der Fall. Dort müssen Autofahrer ein paar Euros zahlen, um ihr Fahrzeug abzustellen. Damit wäre jedem geholfen und die Stadt hätte zusätzlich "eine kleine Einnahmequelle", sagt Steiner.