Experte Edmund Hensle (links, mit Stirnlampe) beantwortete den Teilnehmern alle Fragen zum Thema Fledermaus. Foto: Decoux-Kone

33 Teilnehmer gehen mit dem Nabu auf Fledermaus-Suche

Ettenheim - Auf eine nächtliche Pirsch ganz besonderer Art sind 33 Teilnehmer gegangen. Sie waren nämlich vom Naturschutzbund (Nabu) eingeladen worden, die "fliegenden Jäger der Nacht" zu beobachten, sprich: die Fledermäuse.

Organisiert hatte die Fledermaus-Exkursion Sonja Lehmann, als Experte führte Edmund Hensle von der baden-württembergischen Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz (AGF) die erwartungsvolle Gruppe nach Einbruch der Dunkelheit ins Abenteuer. Die Teilnehmer, von denen rund ein Drittel Kinder waren, wurde nicht enttäuscht.

Ein kurzer Fußweg endete im Stadtgebiet an einem alten Gebäudeteil der ehemaligen Stuhlfabrik Stoelcker. Das war samt Gelände vom Land gekauft worden, um die Fledermaus-Population des Großen Mausohr und ihr dortiges Refugium weiter zu erhalten. Natürlich wurde der alte Keller nicht betreten – das hätte allein schon wegen der Dunkelheit nichts gebracht. Aber mehrere Nachtsichtkameras übertrugen das wuselige Keller-Geschehen von drinnen kurz vor dem Massenausflug der Tiere. Manche der kleinen Tiere hingen noch an der Decke, andere flatterten schon quirlig herum. Dann sausten sie nacheinander zum kleinen Ausschlupfloch hinaus – auch das wart gut per Kamera zu beobachten.

Fledermäuse erjagen jede Nacht ein Drittel ihres Gewichts an Insekten

Lichtschranken belegen, dass derzeit rund 450 der streng geschützten nachtaktiven Tierchen im Keller beheimatet sind. Es waren früher schon mal mehr als tausend gewesen. Mehr noch: Mit den ausgeteilten Bat-Detektoren konnten die faszinierten Beobachter auch die ansonsten für Menschen unhörbaren Ultraschall-Echorufe der Fledermäuse mitbekommen, und zwar als heftiges Knacken und Klicken.

Edmund Hensle blieb als landesweit tätiger Fledermaus-Experte keine einzige Antwort auf viele gestellten Fragen schuldig. Die Ettenheimer Mausohren – nur 23 weitere Arten gibt es noch in Baden-Württemberg – wiegen rund 30 Gramm. Doch jede Nacht müssen sie ein Drittel ihres Gewichtes an Insekten erjagen. Ihr Beute-Gebiet kann sich mit irrsinnigem Flug-Energieaufwand über viele Kilometer erstrecken. Mit Kleinst-Sendern versehene Ettenheimer Tiere flatterten schon mal etwa bis nach Herbolzheim – und zurück. Und das sogar mehrfach, wenn die Beute nicht reicht. Die fliegende nächtliche Futterjagd wird allerdings immer schwieriger, denn Insekten werden weniger, etwa auch durch Mais-Monokulturen und Klimaprobleme.

Ende September wird bei den Mausohren gebalzt und ebenso wird dann der Nachwuchs lebendgeboren zur Welt gebracht und gesäugt –normalerweise ein Babytier pro Mutter in sicherer Klammerhaltung. Spätestens Ende November verteilen sich die meisten Fledermäuse mangels Insekten andernorts zum Winterschlaf, denn eigentlich sind sie keine Herdentiere. Ab Ende Februar herrscht dann jedoch auch im Ettenheimer Stuhlkeller wieder quirliger Massen-Flatterbetrieb.

Was die Kinder bei der Exkursion besonders interessierte: Fledermäuse sind natürlich keine blutsaugenden Vampire. Im Gegenteil: Manchmal leiden sie unter Parasiten, die ihnen selbst das Blut absaugen. Deshalb muss auch der Ettenheimer Keller im Winter gelegentlich beim Kot-Entfernen schon mal abgeflammt werden – natürlich erst, wenn er komplett leer ist. Der Nabu kümmert sich drum. Privat eigene Fledermaus-Kästen bauen und aufhängen? Ja, gerne, aber nur fachgerecht , denn sonst bringt es nichts.

Weitere Praxistipps für Fledermausliebhaber gibt es unter www.agf-bw.de